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Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
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schaute Fritz fragend an.
    »Na, dass sie sich rauskauft. Dass sie wieder heimkann.«
    »Rauskaufen, aha. Und wie viel hätt das gekostet?«
    »Fünfzehntausend.«
    »Und wie viel hast du schon auf die Seite gebracht?«
    »So um die zweitausend. Ich mein, ich kann von den Konten ja keine großen Beträge abheben, sonst merkt das ja selbst der größte Depp.«
    »Und Sie sind nicht auf die Idee gekommen, dass Ihre junge, verträumte Rumänin Sie noch zusätzlich abzockt?«, ließ sich Lederer vernehmen.
    Fritz starrte Lederer verständnislos an.
    »Wie?«
    »Der Kollege meint, ob sie dir nicht nur wegen dem Geld die Geschichte mit dem Freikaufen erzählt hat.«
    »Nein.«
    »Da sind Sie sich sicher?« Lederer stemmte die Hände in die Hüften, legte den Kopf leicht schief.
    »Ja, weil die wollt doch mit mir zusammen von hier weggehen.«
    Gisela war verdutzt. Lederers Kopf geriet noch mehr in Schieflage.
    »Und das haben Sie ihr geglaubt?«
    »Schon.«
    Lederer lachte kurz auf, schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Du hättest deine Frau sitzengelassen?«, fragte Gisela. »Einfach so?«
    »Nein, nicht einfach so, ich hab natürlich einen Plan gehabt.«
    »Jetzt bin ich aber gespannt.« Lederer verschränkte erwartungsvoll die Arme.
    Fritz verschränkte seinerseits die Arme, deutete mit einem Nicken auf Lederer.
    »Solang der dabei ist, sag ich gar nix mehr.«
    Gisela kam einem Wutausbruch Lederers zuvor.
    »Das Recht hat er.«
    Ein kurzes Zucken von Lederers Schnauzer, ein finsterer Blick in Giselas Herz, dann stapfte der Hauptkommissar wie ein schmollendes Kind zum Auto. Gisela war froh, von der Seite kein Störfeuer mehr erwarten zu müssen, und widmete ihre ganze Aufmerksamkeit Fritz. Der weihte Gisela in seinen abenteuerlichen Plan ein.
    Fritz trug sechs Tage die Woche die Post aus, jeweils von sechs Uhr morgens bis zwölf Uhr mittags. Danach hatte er Zeit für sein Hobby, das Beobachten von Vögeln im Solomoser Moor. Das konnte schon mal bis Sonnenuntergang dauern. Seine Frau Doris war zu der Zeit meist schon aus dem Haus, sie betreute die alten Herrschaften vom frühen Nachmittag an und kam erst um drei Uhr morgens nach Hause. Das bedeutete, dass Fritz und Doris sich so gut wie nie sahen, außer beide hatten einen freien Tag oder Urlaub. Nach knapp zehn Jahren Ehe kommunizierten die beiden über Post-its, die an Stellen in der Wohnung klebten, an denen man sie unmöglich übersehen konnte. In den letzten drei Monaten hatte Fritz auf den Klebezetteln mehrfach sein neuerwachtes Interesse an Käuzchen erwähnt, einer ungemein faszinierenden Spezies von Nachttieren. Doris hatte nie nachgefragt, sie liebte ihn und wusste, ein Hobby war gut für seine Seele. Fritz liebte seine Doris ebenfalls, was ihn aber nicht daran hinderte, mit Danijela Zukunftspläne zu schmieden. Danijela wusste nicht, dass Fritz verheiratet war, und er wollte auf jeden Fall, dass es dabei blieb.
    Sein genialer Plan hatte vorgesehen, dass er vormittags seine Post austrug, während Danijela ausschlief. Mittags wäre Fritz nach Hause gedüst, um Doris zu ihrer Arbeit zu verabschieden. Daraufhin wäre er mit seinem Mofa zu Danijela gefahren, die in einer kleinen Zweizimmerwohnung im Nachbarort Obergurgelbach wohnen sollte. Er wollte ihr bei handwerklichen Tätigkeiten im Haushalt helfen, für sie kochen und das Leben unbeschwert genießen. Einen Anruf auf sein Handy brauchte er ab sechzehn Uhr nicht mehr zu befürchten, Doris wusste, dass das Telefon wegen der Vögel ausgestellt wäre. Er hätte unbeschwert bis Mitternacht bei Danijela bleiben können, um dann nach Hause zu fahren, ein paar Stunden zu schlafen und um sechs Uhr bei der Arbeit anzutreten.
    Fritz rasselte das so schnell und präzise herunter, dass Gisela merkte, wie lange er an diesem Plan hingetüftelt hatte.
    »Und du findest das toll, deine Frau zu betrügen?«, fragte Gisela.
    »Was soll ich denn machen?«
    »Na, ihr die Wahrheit sagen und ausziehen.«
    »Geht’s noch? Erstens lieb ich die Doris, und zweitens wär dann mein Job weggewesen, und drittens ist das mit der Danijela … war das mit der Danijela keine Liebe.«
    »Sondern?« Gisela war gespannt auf die Antwort.
    »Ich weiß nicht, das war … ganz anders als zwischen mir und der Doris. Was Leichtes, nicht so was Ernsthaftes.«
    Fritz kratzte sich verlegen am Kopf.
    »Du hast eine Lebensmittekrise, du Depp«, schnaubte Gisela. »Die Doris hat nicht verdient, dass sie so von dir behandelt wird. Die reißt sich den Arsch

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