Unter aller Sau
hat?«
Glutweiße Hitze erfüllte Ionelas Körper. Ihr Gehirn rief immerzu, den Mund zu halten, aber die Wut war stärker als die Vernunft. »Du hast so lange zugeschlagen, bis sie sich nicht mehr bewegte, was? Hat es dir Spaß gemacht?«
Ionel schob das Bügelbrett zur Seite und machte einen großen Schritt auf Ionela zu. Sein Blick war ruhig und kalt. Ionela konnte seinen abgestandenen Atem riechen. Wie würde er sie umbringen? Mit dem Bügeleisen? Oder mit den Händen? Ihre Nasenflügel zitterten, als sie sich auf den Tod vorbereitete.
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, flüsterte Ionel. Seine Lippen näherten sich Ionelas Ohr. Sie spürte den Hauch seiner Stimme. Das Bügeleisen musste ganz nah an ihrem Unterarm sein, denn ein sengender Schmerz zog sich von dort den Arm bis zum Genick hoch. »Wer behauptet denn so was?«
Ionela atmete durch den offenen Mund, sie ertrug seinen widerlichen Atem nicht. Noch einmal flüsterte Ionel sanft in ihr Ohr. »Wer?«
Jakob tauchte in der Tür auf. Unschlüssig blieb er stehen, so als wüsste er nicht, ob er den intimen Moment zwischen den beiden stören dürfe. Ionel bemerkte Jakob nicht. Er drückte das heiße Bügeleisen fester auf Ionelas Unterarm. Sie zuckte zurück, ein leiser Schmerzensschrei entfuhr ihr. Sie schloss die Augen, biss die Zähne zusammen.
»Morgen komm ich wieder, dann will ich wissen, was über mich und Danijela erzählt wird. Ich hoffe für dich, dass du mir was zu erzählen hast.«
Ionel rückte von Ionela ab, stellte das Bügeleisen auf die Metallablage und wandte sich der Tür zu. Die Rumänin öffnete die Augen. Jakob war nicht mehr da. Sie atmete schnell und flach, als hätte sich ein Blauwal von ihrer Brust gerollt.
Nach einer Weile nahm sie ein Schluchzen und leises Jammern wahr. Ionela folgte den Tönen in die Küche. Giselas Vater saß auf der Küchenbank, zusammengerollt wie ein kleines Kind, die Knie mit beiden Armen umfasst, und heulte. Ionela schob sich neben ihn auf die Bank, nahm ihn in die Arme, wiegte ihn. Der alte Mann lehnte seinen Kopf an ihre Schulter und weinte hemmungslos. Ionela spürte das Beben seines Körpers. Durch das Fenster sah sie den Wagen Ionels wegfahren.
Beppos Finger knackten, als er einen nach dem anderen streckte. Das trockene Geräusch ging Gisela und Lederer durch und durch. Olli stellte zwei volle Gläser Leitungswasser auf Giselas Schreibtisch und setzte sich auf einen Stuhl neben Beppo. Beide schauten konzentriert auf den Monitor vor sich.
Lederer blickte nervös zu Gisela. »Ich denke, wir sollten in diesem Moment nicht im Raum sein.«
»Wieso nicht?«, fragte Gisela verwundert. »Haben Sie Angst, dass man rausfindet, was wir hier machen?«
»Da können Sie ganz beruhigt sein, wir richten erst ein VPN ein, dann kriegt keiner mit, von wo der Angriff kommt«, sagte Olli.
»Angriff?« Lederers Schnauzer zuckte kurz links-rechts.
»Wir versuchen mit einer ›brute force attack‹ das Passwort zu der Facebook-Seite von dieser Danijela rauszukriegen.«
»Ich dachte, ihr wollt in den Twitteraccount?« Jetzt war Gisela so verwirrt wie Lederer.
»Die meisten, die bei Twitter sind, haben auch einen Facebook-Account. Bei Twitter kriegen Sie aber nicht die Daten, die Sie brauchen. Da muss ja keiner seinen echten Namen angeben«, sagte Beppo.
»Bei Facebook schon«, ergänzte Olli und grinste. »Zumindest hätten die das gern.« Die beiden Jungs kicherten verschwörerisch. Gisela fühlte sich plötzlich sehr alt.
»Ich bräucht jetzt einen Kaffee«, sagte Gisela in Lederers Richtung. Er verstand die Aufforderung sofort.
»Ja, gute Idee.« Er wandte sich an Beppo, der bereits fleißig auf der Tastatur herumhackte. »Ihr ruft uns, wenn ihr so weit seid, ja?«
Beppo und Olli nickten synchron, ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Monitor. Olli zeigte auf einen Link.
»Nimm den, die haben immer die neuesten Hashlisten.«
Gisela und Lederer machten, dass sie wegkamen.
Eine knappe Stunde später überreichten Beppo und Olli der Polizeihauptmeisterin einen Ausdruck mit Namen, allesamt Männer, die in den letzten drei Monaten über Facebook einen Sorglostermin mit Danijela ausgemacht hatten. Von den knapp dreißig Männern kannte Gisela über die Hälfte, alles Einwohner Niedernussdorfs. Von dem einen oder anderen hätte sie nie gedacht, dass er professionelle Unterstützung in Sachen Sex bräuchte. Niemand außer Lederer und sie durfte diese Liste jemals zu Gesicht bekommen.
»Ihr vergesst gleich
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