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Unter aller Sau

Unter aller Sau

Titel: Unter aller Sau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Limmer
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davon.«
    Gisela nahm die Tasse, tat sich Zucker rein. Vlad schaute Erwin fragend an, der glotzte wie eine Kuh auf das kaputte Auge, bis Gisela ihn leicht anstupste. Er zuckte kurz zusammen. »Äh, Kaffee, ja.«
    »Wen soll mein Sohn denn bedroht haben?«
    Der Einäugige schenkte Erwin ein.
    »Das darf ich Ihnen leider nicht sagen.«
    Vlad füllte auch Schorsch Kaffee ein.
    »Ihr Sohn und Sie … Sie sind die Geschäftsführer von dem Beautysalon in Grünharding, stimmt’s?«, sagte Gisela.
    »Stimmt«, antwortete der Rumäne.
    »Wir haben eines der Mädchen tot im Wald aufgefunden.«
    Vlad reichte Schorsch die Tasse, ohne dass es zum leisesten Klirren kam. Er hatte absolut ruhige Hände.
    »Danijela, ich weiß. Das ist furchtbar und sehr traurig.«
    Vlad lehnte sich in seinen Brokatsessel zurück, schlug die Beine übereinander.
    »Ich hab mich schon gefragt, wann Sie endlich kommen würden.«
    »Na ja, wir befragen Verdächtige erst, wenn die Indizienlage einigermaßen klar ist.«
    »Und das ist sie jetzt?«
    »Schon.«
    »Das heißt, ich werde verdächtigt, Danijela umgebracht zu haben?«
    »Das ist eine unserer Arbeitshypothesen.«
    »Könnten Sie da näher ins Detail gehen?«
    Gisela nahm einen Schluck Tee, schaute Vlad über den Rand der Tasse hinweg an. Er forderte sie heraus. Sie wollte wissen, wer sich hinter der Höflichkeit und den guten Umgangsformen verbarg. Sie wollte das Monster sehen, das Jana angedeutet hatte.
    »Sie wurden in der Nähe des Tatorts gesehen.« Ein überraschender Satz, der Vlad kurz aus dem Gleichgewicht brachte. Sein gesundes Auge blinzelte, die Klarheit darin trübte sich ein, das überhebliche Lächeln um die Mundwinkel verschwand. All das nur im Hauch einer Millisekunde, aber für Gisela lang genug. Erwin und Richie hatten sich tatsächlich nicht getäuscht.
    »Wo und wann soll das denn gewesen sein?« Er hatte seine Fassung wiedergewonnen und verschränkte die Hände entspannt hinter dem Kopf. Gisela nickte auffordernd zu Erwin. Der nahm sein Handy und zeigte Vlad das Foto, das er im Wald von ihm aufgenommen hatte.
    »Sie … Sie sind da nicht weit entfernt vorbeispaziert«, sagte Erwin. Vlad runzelte die Stirn, ohne den Blick vom Display zu nehmen. »Das soll ich sein?«
    »Sind Sie’s?« Gisela legte eine Schärfe in ihre Stimme, die Erwin und Schorsch unwillkürlich die Köpfe einziehen ließ.
    »Nein.« Vlad reichte das Handy zurück.
    »Man sieht schön die blaue Windjacke und die braune Hose. Besitzen Sie so etwas?«
    »Natürlich. Sogar in noch viel mehr Farben. Und Sie? Besitzen Sie auch so etwas?«
    »Nicht in Blau«, antwortete Gisela.
    »Aber ich«, ließ sich Schorsch leise vernehmen.
    »Wir können dann ja deine Sachen ins Labor geben und die von Herrn Tomanovici. Am Tatort gibt es eine spezifische Zusammensetzung von Erdreich und Moosen, und wenn die an der Kleidung zu finden ist, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass derjenige dort war.«
    Gisela schoss ins Blaue hinein, sie hatte keinerlei Ahnung, wie die spezifische Zusammensetzung am Tatort war. Vlad lachte auf.
    »Selbst wenn Sie das feststellen würden, wie wollen Sie wissen, wann ich dort vorbeigegangen bin?«
    Zumindest räumte er ein, möglicherweise in der Nähe des Tatorts gewesen zu sein. Gisela stellte ihre Tasse zufrieden ab.
    »Das ist für die Kriminaltechnik ein Klacks«, sagte sie. »Dürften wir die Kleidungsstücke mitnehmen?«
    Vlad musterte Gisela lange.
    »Ich würde Ihnen da gerne weiterhelfen, aber ich habe die Sachen gerade gestern gespendet.«
    »Wem denn?«
    »Einer Firma, die Kleidung, Schuhe und Fahrräder nach Rumänien bringt.«
    »Wie die Firma heißt …?« Gisela zog fragend die Augenbrauen hoch.
    Vlad streckte ratlos die Arme in die Luft, zog eine bedauernde Miene. Gisela nickte verständnisvoll.
    »Wer verwaltet eigentlich die Arbeitserlaubnis Ihrer Angestellten?«
    »Ich.« Vlad stand auf, öffnete die Schublade eines antiken Schreibtisches und kam mit einem Ordner zurück, in dem fein säuberlich die einzelnen Genehmigungen in Klarsichthüllen steckten. Gisela und Erwin schauten den Ordner durch, Schorsch knabberte nervös an seiner Unterlippe.
    »Ähm, könnt ich bei Ihnen aufs Klo?«
    »Selbstverständlich.« Vlad deutete zur Tür. »Links und die letzte Tür rechts.«
    Schorsch wuchtete sich hoch, dampfte aus dem Wohnzimmer.
    Gisela hatte die Arbeitserlaubnis von Jana erreicht. Wie bei allen anderen war auch hier der Pass in der Klarsichthülle. Gisela

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