Unter Brüdern (German Edition)
Einflüssen und hin und wieder vermischt mit Jazz- und Modern Dance.
Megan tanzte nicht gerne nach Choreographien, ihr war es lieber mit ihrem Tanz ihre aktuellen Gefühle auszudrücken, Traurigkeit, Schmerz, Freude, Gelassenheit. Sie tanzte am liebsten für sich allein e, ohne Zuschauer, ohne Meinungen. Zur Tanzgruppe war sie eher durch Zufall gestoßen. Noch während ihrer Schulzeit war sie hin und wieder eingesprungen, wenn ein Tänzer krank wurde und nach und nach war sie zum festen Mitglied geworden und war es noch heute.
„Dann komm mit und ich fahre dich anschließend zur Probe.“ Sagte Ken.
Megans Magen zog sich allein beim Gedanken an Jake zusammen. Scheinbar strahlte das auch ihr Blick aus, denn Ken sagte beruhigend, sie könne ja solange im Auto warten, während er sich mit Jake unterhielt.
„Okay.“ Antwortete sie. „Ich bin gleich fertig.“
Sie versuchte sich die Aufregung nicht anmerken zu lassen, als sie ihr Trainingsoutfit zusammen suchte und die Ballettschuhe einpackte.
Die Haare hatte sie zu einem lockeren Dutt hochgebunden, für die Bühne war sie stärker geschminkt als sonst. Mit beeindruckend schwarzen Augen und goldenem Glitter auf den Wangen.
Draußen schlug ihr eisige Kälte entgegen. Der Winter war ausgesprochen kalt, sie konnte es nicht erwarten endlich wieder ein paar Sonnenstrahlen zu genießen.
Einerseits wünschte sie sich, Jake könne sie in diesem Outfit sehen, doch sie wusste schon in dem Moment, in dem sie ins Auto stieg, dass sie sich nicht trauen würde mit in den Besucherraum zu gehen.
Bis zum Gefängnis hatten sie eine vierzigminütige Fahrt vor sich, in der sie vorgab ihre Musik für das Tanzstück durchzugehen, um sich nicht mit Ken unterhalten zu müssen. Sie war zu aufgeregt, zu durcheinander.
Sie starrte aus dem Fenster, sah sich die Landschaft an, fragte sich, was Jake von seinem Gitterfenster aus sehen konnte und wie sehr er sich sehnte wieder nach draußen zu kommen.
Er war immer gerne in der Natur gewesen, auf den Feldern der Ranch hatte er sich zuhause gefühlt, ständig war er angeln oder im Wald gewesen. Es musste die Hölle für ihn sein, ein Jahr weggesperrt zu sein.
Sie wusste, dass es ihn schlimmer hätte treffen können. Sie war am Tag der Verhandlung mit im Gerichtssaal, sie hatte genau beobachtet, wie die Richterin auf Jake reagierte. Sie war bereits Ende vierzig gewesen, aber seine Wirkung hatte Jake auch bei ihr nicht verfehlt. Sie wusste, dass ihm bei einem Vergehen dieser Art weitaus mehr als Schmerzensgeld und ein Jahr Knast gedroht hätten.
Dennoch machte es sie wütend, dass manche Menschen die Macht besaßen andere Menschen in den Knast zu sperren, ihnen ihre Freiheit zu nehmen. Natürlich war sie froh, dass andere Gewaltverbrecher hinter Gittern saßen und eigentlich wusste sie ja, dass auch Jake zu weit gegangen war. Dennoch...
Als Ken auf den riesigen Parkplatz bog, klopfte ihr das Herz bis zum Hals.
Er stieg aus, sagte, er würde sich beeilen und ging mit gesenktem Kopf in Richtung des riesigen Geländes, das von hohen Mauern und Stacheldraht eingezäunt war.
„Lass dir Zeit! Er ist schließlich dein Bruder!“ rief Megan ihm hinterher und schloss die Autotür sofort wieder, weil es draußen verdammt kalt war.
Sie legte die Füße auf das Handschuhfach, kuschelte sich in ihre dicke Jacke, versuchte ruhiger zu werden, sich zu entspannen.
Ob Jake sie von seiner Zelle aus sehen konnte? Ein paar der Fenster konnte sie von hier aus sehen.
Sie waren nur durch eine Mauer voneinander entfernt. Noch drei Monate bis sie ihn wiedersehen würde und wer wusste schon, was er dann vorhatte, ob er überhaupt in ihrer Nähe wohnen und arbeiten würde. Vielleicht hatte er ganz andere Pläne…
Dieses Gefühl, ihm so nah zu sein und ihn dennoch nicht sehen zu können, war unbeschreiblich frustrierend. Sie wusste, dass es an ihr lag. Sie hätte nur mit Ken hineingehen müssen. Sie konnte Ken immer noch nachlaufen, wenn sie sich beeilte würde er noch nicht im Gebäude sein…
Doch sie wusste, dass Jake sie nicht sehen wollte.
Ken kam bereits nach zwanzig Minuten wieder auf den Parkplatz gelaufen.
„Gruß.“ Sagte er, als er einstieg.
„Wirklich?“ Megan sah überrascht aus.
„Nein.“ Sagte Ken. Er brach in Lachen aus. Und obwohl jeder wusste, dass Jake Megan nicht abkonnte und die anderen Jungs sich deshalb oft schlapp gelacht hatten, schmerzte es Megan in diesem Augenblick dennoch, dass Ken sich darüber lustig
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