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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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der Beträge auf den Mahnungen. Wie lange er die Leute noch hinhalten konnte, war ihm schleierhaft.
    Es gab aber noch einen vierten Brief, weiß und ohne Fenster. Als er den Umschlag aufriss, fiel sein Blick sofort auf die Worte: Herzlichen Glückwunsch! Sie haben gewonnen! Weiter brauchte er nicht zu lesen. Das hätte er jedenfalls nicht getan, wenn nicht im nächsten Augenblick zwei Zugfahrkarten aus dem Umschlag gefallen wären.
    Simon hob sie auf und betrachtete sie. Sahen echt aus. Kein rotumrandetes Rechteck mit der Aufforderung, eine bestimmte Nummer anzurufen und in Erfahrung zu bringen, was er gewonnen hatte.
    Er nahm den Brief und las ihn. In unserem Wettbewerb »Leidenschaft Paris« hat Ihr Titelvorschlag den ersten Preis erhalten. Titelvorschlag? Bezog sich das auf dieses bescheuerte Preisausschreiben, das er vor Monaten ohne nachzudenken ausgefüllt und abgeschickt hatte? Er erinnerte sich nicht einmal, wie sein Titelvorschlag lautete, nur, dass er sich irgendetwas gefühlvoll Kitschiges ausgedacht hatte, in der Hoffnung, ein romantisches Wochenende für zwei Personen zu gewinnen und Felicity damit bei Laune zu halten. Zwei Wochen später hatte sie ihn dann sowieso sitzen lassen.
    »Heiliger Strohsack!«, rief er aus. Er hatte einen Wochenendtrip nach Paris für zwei Personen gewonnen. Aber wen sollte er mitnehmen?
     
    Am Montagmorgen konnte er sein Glück immer noch nicht fassen. Es war, als hätte er den Jackpot im Lotto gewonnen, statt eines Kurzurlaubs. Das würde zwar nicht sein Leben ändern, doch es hatte eine symbolische Bedeutung. In letzter Zeit hatte er sich so elend und ungeliebt gefühlt; nichts war richtig gelaufen, und dann, innerhalb von nur zwei Tagen, hatte er den Auftrag von der Versicherungsgesellschaft in York bekommen und das Preisausschreiben gewonnen. Konnte es sein, dass sein Schicksal sich endlich zum Besseren wendete?
    Als er ins Büro kam, überlegte er, ob er irgendjemandem davon erzählen sollte. Mandy zum Beispiel. Oder erwartete sie dann etwa von ihm, dass er sie mit nach Paris nahm? Das kann gefährlich werden, dachte er. Am besten, er erwähnte gar nichts von seinem Gewinn.
    Seltsamerweise war Mandy ausgerechnet heute nicht besonders gesprächig. Sie nickte ihm zum Gruß zu, als er sich an seinen Schreibtisch setzte, und wandte sich dann, anstatt ihm wie üblich den neuesten Tratsch brühwarm zu servieren, wieder ihrer Arbeit zu. Das war ziemlich irritierend. Irgendwie hatte er sich an ihr Geplapper gewöhnt. Vielleicht sollte er sich anständigerweise erkundigen, ob alles in Ordnung war.
    Er schaute zu ihr hinüber. Sie saß still in sich hineinlächelnd an ihrem Computer. Anscheinend fehlte ihr nichts. Im Gegenteil, sie wirkte sogar viel zufriedener und munterer als sonst. Ihre kirschrot geschminkten Lippen waren zu einem hinreißenden Lächeln gebogen, und ihr ganzes Gesicht strahlte.
    Sie wandte sich ihm zu, als hätte sie gespürt, dass er sie beobachtete. Da entdeckte er den Knutschfleck an ihrem Hals. Er bemühte sich, nicht darauf zu starren, was ziemlich schwierig war, denn es sah aus, als klebte ihr ein alter Teebeutel auf der Haut.
    Mandy, die Männerfresserin, hatte einen Kerl gefunden, der zurückbeißen konnte.

22
    Es war ein milder Abend, und Simon beschloss, einen Spaziergang in die Stadt zu machen. Bei der Gelegenheit konnte er über den kommenden Abend nachdenken.
    Er hatte bei den Organisatoren des Preisausschreibens angerufen, um ihnen mitzuteilen, dass sich seine Lebenssituation geändert habe, und eine sehr freundliche Dame hatte ihm erklärt, es sei überhaupt kein Problem, statt eines Doppelzimmers zwei Einzelzimmer für ihn zu buchen. Er war der Frau so dankbar gewesen, dass er sie um ein Haar eingeladen hätte, ihn nach Paris zu begleiten.
    Blieb also die Frage: Wen sollte er mitnehmen? Nach Paris fuhr man jedenfalls nicht mit einem Kumpel, das war klar. Mit einem Mann über die Boulevards zu schlendern hatte einfach keinen Reiz.
    Es gab nur eine Person, die in Frage kam: Kristen. Aber das würde ganz andere Probleme mit sich bringen. Sie waren seit Jahren eng befreundet, und ein Wochenende mit ihr zusammen würde bestimmt viel Spaß machen, doch was würde Jimmy dazu sagen? Wollte er riskieren, Jimmy Stantons Zorn auf sich zu ziehen?
    Kristen war in der Küche, als er eintraf. Für eine Frau, die von sich behauptete, eine schlechte Hausfrau zu sein, verbrachte sie verdammt viel Zeit mit einer Schürze um den Bauch.
    »Kannst du schon mal die

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