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Unter deinem Stern

Unter deinem Stern

Titel: Unter deinem Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Connelly
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sich selbst als zu Kristen.
    »Jetzt wirst du es auch nicht mehr erfahren, stimmt’s?«
    Claudie schüttelte langsam den Kopf. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Er mag dich.« Kristen lächelte. »Bestimmt wollte er dich einfach nur besuchen.«
    Plötzlich hatte Claudie ein schrecklich schlechtes Gewissen. Trotzdem nahm sie es Kristen immer noch übel, dass sie versucht hatte, sie mit ihrem Exfreund zu verkuppeln. Zwar hatte Kristen behauptet, es habe sich um ein ganz normales Abendessen mit guten Freunden gehandelt, aber Claudie kannte ihre Freundin nur zu gut.
    Es war ihr schon immer komisch erschienen, dass sie Simon noch nie begegnet war. In einer so kleinen Stadt wie Whitby kam es äußerst selten vor, dass man keine Gelegenheit hatte, den Freund der besten Freundin zu begutachten. Als Kristen noch mit Simon zusammen gewesen war, hatte sie mehrmals versucht, einen Abend zu viert mit ihr und Luke zu arrangieren, doch irgendwie hatte es nie geklappt. Und so hatte Claudie den heiligen Simon leider nie kennen gelernt, den Mann, der angeblich so perfekt war und der dennoch Kristens Herz nicht hatte gewinnen können. Kristen hatte immer gesagt, sie betrachte Simon eher als Bruder und nicht als heißblütigen Liebhaber. Nein, ihre beste Freundin hatte nur eine große Liebe, und das war Jimmy.
    Claudie sah zu, wie Kristen die Bettdecke zurückschlug. Trotz der roten Mähne und des entschlossenen Gesichtsausdrucks wirkte sie ganz verletzlich, als sie so mit ihren nackten Beinen und dem zu großen T-Shirt dasaß. Wenn Jimmy sie so sehen könnte, würde er ihr bestimmt keinen Wunsch abschlagen, dachte Claudie.
    »Darf ich kurz duschen?«, fragte Kristen.
    »Klar. Handtücher liegen im Schrank.«
    Claudie bürstete sich die Haare. Im Spiegel sah sie das ungemachte Bett. Ein Bett, in dem offensichtlich zwei Menschen geschlafen hatten. Sie hörte das Wasser rauschen, und einen Moment lang glaubte sie fast, dass Luke da war.
     
    Irgendwo auf dem Weg vom Supermarkt zum Hafen hatte Simon beschlossen, Claudie doch einen Besuch abzustatten, und zwar ohne Blumenstrauß. Schließlich hatte er nichts zu verlieren außer seinem Stolz. Er war sich ganz sicher gewesen, dass sie zu Hause war, meinte sogar, eine Gestalt in einem langen roten Morgenmantel an der Küchentür ausgemacht zu haben. Oder war da vielleicht seine Fantasie mit ihm durchgegangen?
    Vielleicht war sie ja zu Hause gewesen und hatte ihn durch die Scheibe in der Tür erkannt? Eine schreckliche Vorstellung, dass sie ihm nicht aufmachen wollte. Was war, wenn ein Mann bei ihr gewesen war? Das könnte erklären, warum sie um elf Uhr noch im Morgenmantel herumgelaufen war.
    Simon hatte das Gefühl, einen großen Fehler begangen zu haben, dennoch hätte er das Wochenende nicht überstanden, wenn er es nicht getan hätte. Dann hätte er sich das ganze Wochenende mit der Frage herumgeplagt, was wohl gewesen wäre, wenn er sich getraut hätte, sie zu besuchen, und sie ja gesagt hätte. Es gab nicht viele Frauen wie Claudie, und falls doch, war Simon ihnen noch nie begegnet.
    Nein, er hatte es riskieren müssen, selbst auf die Gefahr hin, dass sie ihm einen Korb gab. Aber auf dem Heimweg wünschte er, er hätte nicht versucht, der leeren Leinwand, die sein Wochenende für ihn darstellte, ein bisschen Farbe zu verleihen.

29
    »Glaubst du an das Schicksal?«, fragte Claudie unvermittelt.
    Kristen runzelte die Stirn. »Keine Ahnung.«
    »Darüber habe ich in letzter Zeit viel nachgedacht. Ich frage mich oft, wie alles so gekommen ist, weißt du? Wie ich aus einer französischen Kleinstadt ausgerechnet in Whitby gelandet bin. Das hört sich doch an wie die Handlung eines völlig lächerlichen Theaterstücks, findest du nicht? Wie eine Farce, wo dauernd irgendwelche Türen zugeknallt werden und viel zu viele Figuren auf der Bühne rumrennen, über die kein Mensch lacht.«
    »Ach, Claudie.«
    »Du brauchst mich nicht zu bemitleiden. Ich frage mich nur manchmal, was passiert wäre, wenn ich Frankreich nie verlassen hätte. Wenn meine Mutter mich nicht hier rübergeschickt hätte.« Sie starrte aus dem winzigen Küchenfenster, als könnte sie dort in eine andere Zukunft blicken. »Zum Beispiel hätte ich Luke nie kennen gelernt. Glaubst du, ich hätte einen anderen Mann gefunden? Ich meine, wird mein Leben vom Schicksal bestimmt? Spielt es eine Rolle, wo ich wohne und wem ich begegne?«
    »Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«
    Claudie schüttelte den Kopf. »Ich meine, glaubst du,

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