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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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oder Nichten rechnen. Wer weiß – vielleicht würde ich schließlich selbst einmal heiraten (der Gedanke an Lisa kam mir auf unerklärliche Weise in den Sinn) und würde selbst Kinder haben. Am Ende würden dann auch wir überall in einem halben Dutzend Welten Verwandte haben, wie so manche anderen Familien auch.
    Also widerlege Mathias, dachte ich bei mir, und Padma auch.
    Auf diese absurde, aber angenehme Weise hing ich meinen Tagträumen nach, als ich an der Tür meiner Hotelsuite angekommen war und mir erneut die Frage stellte, ob ich Dave den Brief zeigen sollte. Doch dann beschloß ich, abzuwarten und erst auf den Brief zu warten, den Eileen an ihn geschrieben hatte. Ich stieß die Tür auf und trat ein.
    Er war bereits auf, gestiefelt und gespornt. Er lächelte, als er mich erblickte, und ich war einen Augenblick lang verwirrt, bis ich dahinterkam, daß ich wahrscheinlich beim Eintreten gelächelt hatte.
    „Ich habe Nachrichten von Eileen“, sagte ich. „Nur eine kleine Notiz, die besagt, daß für dich ein Brief unterwegs ist, es aber wahrscheinlich noch einen Tag dauern wird, bis ihn die Feldpost befördert und zustellt.“
    Er war offensichtlich erfreut, und wir gingen zum Frühstück. Beim Essen wurde mein Kopf klarer, und sobald wir gefrühstückt hatten, brachen wir zum Hauptquartier der cassidanischen und einheimischen Truppen auf. Dave kümmerte sich um meine Ausrüstung, obwohl sie nicht besonders schwer oder sperrig war. Auf diese Weise hatte ich allerdings Zeit, meinen Gedanken nachzuhängen.
    Das Hauptquartier hatte mir einen militärischen Lufttransporter zugesagt. Als ich allerdings beim Depot für Transportfahrzeuge ankam, mußte ich mich anstellen. Vor mir wurde gerade ein Feldkommandeur abgefertigt, der auf die Spezialausrüstung für seinen Befehlswagen wartete. Zunächst wollte ich mich darüber beschweren, daß man mich warten ließ, doch dann beschloß ich, lieber den Mund zu halten. Dieser Mann dort war kein gewöhnlicher Feldoffizier.
    Es war ein schlanker, großer Mann mit schwarzem, leicht gekräuseltem Haar über einem knochigen, aber offenen und lächelnden Gesicht. Ich habe bereits erwähnt, daß ich für einen Erdgeborenen ziemlich groß bin. Dieser Offizier war aber so groß wie ein Dorsai, und offensichtlich war er auch einer. Außerdem verfügte er über diese … diese Qualität, für die es keinen Namen gibt und die ein Geburtsrecht dieser Leute ist, eine Qualität, die über bloße Kraft, Furchtlosigkeit oder Mut hinausging und eher das Gegenteil all dieser schematischen Qualitäten darstellte.
    Es ist die Ruhe und die Gelassenheit, über jede Kritik, über die Zeit und selbst über das Leben erhaben. Ich war auf dem Planeten der Dorsai gewesen und hatte die gleiche Eigenschaft sowohl bei halbwüchsigen Jungen als auch bei Kindern festgestellt. Diese Leute sind zwar sterblich – wie alle Menschen sterblich sind, die von einer Frau geboren wurden –, doch keiner von ihnen läßt sich erobern, weder als einzelner noch in der Gruppe. Einen Dorsai in seinem Charakter zu erfassen ist nicht nur undenkbar, es ist irgendwie einfach – unmöglich.
    Dies alles konnte ich auch an diesem Kommandeur entdecken, neben seiner militärischen Einstellung. Doch er hatte auch etwas Merkwürdiges an sich, etwas Unerklärliches, das nicht so recht zum Charakterbild eines Dorsai passen wollte.
    Er strahlte eine gewisse sonnige Kraft und Wärme aus, die ich fast greifen konnte, obwohl ich einige Meter weit von der Gruppe von Offizieren entfernt stand, die sich um ihn geschart hatten wie junge Ulmen im Windschatten einer Eiche. Von diesem Dorsai-Offizier schien eine Lebensfreude auszugehen, so strahlend, daß sie in jedem, der in seiner Nähe stand, die gleiche Lebensfreude erweckte, selbst in mir, der ich abseits stand und sich nicht leicht durch eine solche Ausstrahlung beeinflussen ließ.
    Es mag aber auch sein, daß ich durch Eileens Brief an diesem Morgen besonders sensibilisiert war. Ja, das mußte es wohl gewesen sein.
    Da war aber noch etwas, das mein geschultes Auge sofort erblickte, etwas, das mit Charakterqualitäten nichts zu tun hatte, nämlich die Tatsache, daß seine Uniform feldblau und eng geschnitten war, ein Merkmal nicht cassidanischer, sondern exotischer Herkunft. Die Exoten, die, reich und mächtig wie sie waren, aufgrund ihrer Philosophie keine direkte Gewalt ausüben mochten, hatten die besten Söldnertruppen angeheuert, die es unter den Sternen gab. Und das hieß,

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