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Unter dem Banner von Dorsai

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Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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ge­hen.
    „War­ten Sie einen Au­gen­blick“, sag­te ich er­neut. Ich wur­de all­mäh­lich un­ge­dul­dig. „Sie sind Wal­ter Ime­ra, nicht wahr?“
    „Ja, Sir“, sag­te er lang­sam.
    „Se­hen Sie mich an“, sag­te ich. „Sie ha­ben ei­ne In­for­ma­ti­on für mich, nicht wahr?“
    Er wand­te sich lang­sam um, um mei­nen Blick zu er­wi­dern. Sein Ge­sichts­aus­druck war noch im­mer of­fen.
    „Nein, Sir.“
    Ich war­te­te ei­ne gan­ze Wei­le und mus­ter­te ihn.
    „Al­so gut“, sag­te ich dann und streck­te mei­ne Hand nach der Wagen­tür aus. „Ich neh­me an, Sie sind sich dar­über im kla­ren, daß ich die In­for­ma­ti­on oh­ne­hin be­kom­me. Und man wird glau­ben, ich hät­te sie von Ih­nen.“
    Sein klei­ner Schnurr­bart be­gann so aus­zu­se­hen, als sei er nur ei­ne At­trap­pe.
    „War­ten Sie“, sag­te er. „Das müs­sen Sie ver­ste­hen. Sol­che In­for­ma­tio­nen ge­hö­ren doch nicht zu Ih­ren Nach­rich­ten, oder? Ich ha­be ei­ne Fa­mi­lie …“
    „Und ich nicht“, gab ich zu­rück. Er war mir voll­kom­men gleich­gül­tig.
    „Aber Sie ver­ste­hen nicht. Sie wür­den mich um­brin­gen. Zu ei­ner sol­chen Or­ga­ni­sa­ti­on ist die Blaue Front nun ge­wor­den, hier auf San­ta Ma­ria. Was wol­len Sie über sie er­fah­ren? Ich wuß­te nicht, daß Sie …“
    „Al­so gut“, sag­te ich. Ich griff nach der Wagen­tür.
    „War­ten Sie.“ Durch den Re­gen streck­te er mir die Hand ent­ge­gen. „Wenn ich es Ih­nen sa­ge … wie kann ich wis­sen, ob Sie da­für sor­gen kön­nen, daß sie mich in Ru­he las­sen?“
    „Ei­nes Ta­ges könn­ten sie hier wie­der an die Macht kom­men“, sag­te ich. „Und nicht ein­mal ge­äch­te­te po­li­ti­sche Grup­pie­run­gen wol­len sich die In­ter­stel­la­ren Nach­rich­ten­diens­te zum Geg­ner ma­chen.“ Er­neut setz­te ich an, die Wagen­tür zu schlie­ßen.
    „In Ord­nung“, sag­te er rasch. „In Ord­nung. Fah­ren Sie nach Neu Sankt Mar­kus und su­chen Sie dort den Ju­we­lier in der Wal­lace-Stra­ße auf. Der Ort liegt di­rekt hin­ter Jo­sef­stadt, wo sich das La­ger der Quä­ker be­fin­det, zu dem Sie un­ter­wegs sind.“ Er fuhr sich mit der Zun­ge über die Lip­pen. „Sie wer­den ih­nen von mir er­zäh­len?“
    „Das wer­de ich.“ Ich sah ihn an. Über den Rand des blau­en Uni­form­kra­gens an sei­ner rech­ten Hals­sei­te konn­te ich ein oder zwei Zen­ti­me­ter ei­ner fei­nen Sil­ber­ket­te er­ken­nen, schim­mernd auf der win­ter­b­las­sen Haut. Das dar­an hän­gen­de Kru­zi­fix be­fand sich si­cher un­ter sei­nem Hemd. „Die Quä­ker­sol­da­ten sind jetzt schon zwei Jah­re hier. Was hal­ten die Leu­te von ih­nen?“
    Er lä­chel­te schwach. Sein Ge­sicht nahm wie­der Far­be an.
    „Ach, nicht mehr und nicht we­ni­ger als von an­de­ren auch“, sag­te er. „Man muß sie ein­fach ver­ste­hen. Sie ha­ben ih­re ei­ge­nen Pflich­ten.“
    Mein stei­fes Bein schmerz­te, dort, wo die Ärz­te von Neu­er­de vor drei Jah­ren die von der Such­ge­schoß-Schleu­der ab­ge­feu­er­te Na­del her­auso­pe­riert hat­ten.
    „Ja, das ha­ben sie“, ent­geg­ne­te ich. „Schlie­ßen Sie die Tür.“
    Er schloß sie. Ich fuhr ab.
    An der In­stru­men­ten­ta­fel des Wa­gens war ei­ne Sankt-Chri­sto­phe­rus-Pla­ket­te be­fes­tigt. Ein Quä­ker­sol­dat hät­te sie ab­ge­ris­sen und weg­ge­wor­fen – oder die Be­nut­zung des Wa­gens ab­ge­lehnt. Und des­halb be­rei­te­te es mir ein Ver­gnü­gen ganz be­son­de­rer Art, sie dort zu las­sen, wo sie war. Es war nicht nur we­gen Da­ve und der an­de­ren Ge­fan­ge­nen, die sie auf Neu­er­de nie­der­ge­schos­sen hat­ten. Es war ein­fach nur des­we­gen, weil es ge­wis­se Ver­pflich­tun­gen gibt, de­nen ein biß­chen Ver­gnü­gen an­haf­tet. Wenn sich die Il­lu­sio­nen der Kind­heit auf­ge­löst ha­ben und nur noch Pflich­ten üb­rig sind, dann sind sol­che Freu­den will­kom­men. Fa­na­ti­ker sind – wenn al­les ge­sagt und ge­tan ist – nicht schlim­mer als toll­wü­ti­ge Hun­de.
    Toll­wü­ti­ge Hun­de aber müs­sen be­sei­tigt wer­den; das ist nur ver­nünf­tig.
    Und man wird un­aus­weich­lich wie­der ver­nünf­tig, nach­dem man ge­wis­se Er­fah­run­gen hin­ter sich

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