Unter dem Banner von Dorsai
hat. Wenn die illusionären Träume von Gerechtigkeit und Fortschritt alle tot und begraben sind, wenn die Schmerzen der Niederlagen, die man im Innern spürt, schließlich nachlassen – dann ist es das beste, so still und leblos und hart zu werden wie … die Klinge eines Schwertes, die mit einem Stein geschliffen wurde. Der Regen, durch den ein solches Schwert seiner Bestimmung entgegengetragen wird, kann es nicht beflecken, genausowenig wie das Blut, in das es schließlich getaucht wird. Regen und Blut gehören zu geschliffenem Stahl.
Eine halbe Stunde lang fuhr ich an mit Bäumen bewachsenen Hügeln und gepflügten Äckern vorbei. Die Furchen der Felder waren schwarz im Regen. Es war ein gefälligeres Schwarz für mich als das einiger anderer Schatten, die ich gesehen hatte. Schließlich erreichte ich die Außenviertel von Josefstadt.
Der Autopilot geleitete mich durch eine kleine und saubere und typische Stadt von Santa Maria, in der etwa hunderttausend Einwohner lebten. Am gegenüberliegenden Stadtrand kam ich zu einem gerodeten Landstrich, an dessen Grenze sich die massiven, schräg abfallenden Betonwälle eines Militärlagers erhoben.
Mit der schwarzen Suchgeschoß-Schleuder in der Hand hielt ein Unteroffizier der Quäker meinen Wagen am Tor an und öffnete die linke Fahrzeugtür.
„Du bist beruflich hier?“
Er sprach mit barscher und schrill näselnder Stimme. Die Aufnäher am Kragen wiesen ihn als Gruppenführer aus. Das vierzig Jahre alte Gesicht darüber war hager und von Falten durchfurcht. Sowohl Hände als auch Gesicht – die einzigen unbekleideten Körperteile – erschienen unnatürlich blaß vor dem Schwarz der Uniform und des Gewehrs.
Ich öffnete den Aktenkoffer neben mir und reichte ihm meine Papiere.
„Meine Beglaubigungen“, sagte ich. „Ich bin hier, um den amtierenden Kommandeur des Expeditionskorps zu sprechen, Kommandeur Jamethon Black.“
„Dann rutsch rüber“, sagte er näselnd. „Ich muß dich fahren.“
Ich kletterte auf den Beifahrersitz.
Er stieg ein und setzte sich hinters Steuer. Wir fuhren durchs Tor und dann eine Zufahrtsstraße hinunter. Am Ende der Straße erkannte ich ein Innenkarree. Die nahen Betonwände zu beiden Seiten warfen das Motorgeräusch zurück, als wir an ihnen entlangfuhren. Ich hörte, wie Exerzierbefehle lauter wurden, als wir uns dem Karree näherten. Als wir auf dem Platz ausrollten, sah ich die Soldaten, die in Reihen zum Mittagsappell angetreten waren, mitten im strömenden Regen.
Der Gruppenführer stieg aus und verschwand in einem Eingang, der offenbar zu einem Büro führte, das an der einen Seite des Karrees in der Betonwand untergebracht war. Ich sah zu den in Reih und Glied stehenden Soldaten hinüber. Sie standen stramm und präsentierten das Gewehr: ihre Haltung religiöser Hingabe unter Kriegsbedingungen. Und während ich sie beobachtete, stimmte der ihnen mit dem Rücken an der Wand gegenüberstehende Offizier die Losungen der Kampfhymne an, und die Soldaten fielen sofort mit ein.
Frag nicht, Soldat – nicht jetzt noch irgendwann,
In welchen Krieg dein Banner dich führen mag.
Die Legionen des Teufels umzingeln uns.
Kämpfe! Und spüre nicht den Schlag!
Ich saß still da und versuchte, nicht zuzuhören. Es gab keine musikalische Begleitung, keinen Altar und andere religiöse Symbole, bis auf den bleichen Schatten des weiß an die graue Wand hinter dem Offizier getünchten Kreuzes. Die dröhnenden Stimmen der Männer verschmolzen zu einer einzigen, die sich langsam hob und senkte in der düsteren und traurigen Hymne, die den Soldaten nur Pein und Leid und Kummer versprach. Schließlich trug die
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