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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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hat. Wenn die il­lu­sio­nären Träu­me von Ge­rech­tig­keit und Fort­schritt al­le tot und be­gra­ben sind, wenn die Schmer­zen der Nie­der­la­gen, die man im In­nern spürt, schließ­lich nach­las­sen – dann ist es das bes­te, so still und leb­los und hart zu wer­den wie … die Klin­ge ei­nes Schwer­tes, die mit ei­nem Stein ge­schlif­fen wur­de. Der Re­gen, durch den ein sol­ches Schwert sei­ner Be­stim­mung ent­ge­gen­ge­tra­gen wird, kann es nicht be­fle­cken, ge­nau­so­we­nig wie das Blut, in das es schließ­lich ge­taucht wird. Re­gen und Blut ge­hö­ren zu ge­schlif­fe­nem Stahl.
    Ei­ne hal­be Stun­de lang fuhr ich an mit Bäu­men be­wach­se­nen Hü­geln und ge­pflüg­ten Äckern vor­bei. Die Fur­chen der Fel­der wa­ren schwarz im Re­gen. Es war ein ge­fäl­li­ge­res Schwarz für mich als das ei­ni­ger an­de­rer Schat­ten, die ich ge­se­hen hat­te. Schließ­lich er­reich­te ich die Au­ßen­vier­tel von Jo­sef­stadt.
    Der Au­to­pi­lot ge­lei­te­te mich durch ei­ne klei­ne und sau­be­re und ty­pi­sche Stadt von San­ta Ma­ria, in der et­wa hun­dert­tau­send Ein­woh­ner leb­ten. Am ge­gen­über­lie­gen­den Stadt­rand kam ich zu ei­nem ge­ro­de­ten Land­strich, an des­sen Gren­ze sich die mas­si­ven, schräg ab­fal­len­den Be­ton­wäl­le ei­nes Mi­li­tär­la­gers er­ho­ben.
    Mit der schwar­zen Such­ge­schoß-Schleu­der in der Hand hielt ein Un­ter­of­fi­zier der Quä­ker mei­nen Wa­gen am Tor an und öff­ne­te die lin­ke Fahr­zeug­tür.
    „Du bist be­ruf­lich hier?“
    Er sprach mit bar­scher und schrill nä­seln­der Stim­me. Die Auf­nä­her am Kra­gen wie­sen ihn als Grup­pen­füh­rer aus. Das vier­zig Jah­re al­te Ge­sicht dar­über war ha­ger und von Fal­ten durch­furcht. So­wohl Hän­de als auch Ge­sicht – die ein­zi­gen un­be­klei­de­ten Kör­per­tei­le – er­schie­nen un­na­tür­lich blaß vor dem Schwarz der Uni­form und des Ge­wehrs.
    Ich öff­ne­te den Ak­ten­kof­fer ne­ben mir und reich­te ihm mei­ne Pa­pie­re.
    „Mei­ne Be­glau­bi­gun­gen“, sag­te ich. „Ich bin hier, um den am­tie­ren­den Kom­man­deur des Ex­pe­di­ti­ons­korps zu spre­chen, Kom­man­deur Ja­me­thon Black.“
    „Dann rutsch rü­ber“, sag­te er nä­selnd. „Ich muß dich fah­ren.“
    Ich klet­ter­te auf den Bei­fah­rer­sitz.
    Er stieg ein und setz­te sich hin­ters Steu­er. Wir fuh­ren durchs Tor und dann ei­ne Zu­fahrts­s­tra­ße hin­un­ter. Am En­de der Stra­ße er­kann­te ich ein In­nen­kar­ree. Die na­hen Be­ton­wän­de zu bei­den Sei­ten war­fen das Mo­tor­ge­räusch zu­rück, als wir an ih­nen ent­lang­fuh­ren. Ich hör­te, wie Ex­er­zier­be­feh­le lau­ter wur­den, als wir uns dem Kar­ree nä­her­ten. Als wir auf dem Platz aus­roll­ten, sah ich die Sol­da­ten, die in Rei­hen zum Mit­tags­ap­pell an­ge­tre­ten wa­ren, mit­ten im strö­men­den Re­gen.
    Der Grup­pen­füh­rer stieg aus und ver­schwand in ei­nem Ein­gang, der of­fen­bar zu ei­nem Bü­ro führ­te, das an der einen Sei­te des Kar­rees in der Be­ton­wand un­ter­ge­bracht war. Ich sah zu den in Reih und Glied ste­hen­den Sol­da­ten hin­über. Sie stan­den stramm und prä­sen­tier­ten das Ge­wehr: ih­re Hal­tung re­li­gi­öser Hin­ga­be un­ter Kriegs­be­din­gun­gen. Und wäh­rend ich sie be­ob­ach­te­te, stimm­te der ih­nen mit dem Rücken an der Wand ge­gen­über­ste­hen­de Of­fi­zier die Lo­sun­gen der Kampf­hym­ne an, und die Sol­da­ten fie­len so­fort mit ein.
     
    Frag nicht, Sol­dat – nicht jetzt noch ir­gend­wann,
    In wel­chen Krieg dein Ban­ner dich füh­ren mag.
    Die Le­gio­nen des Teu­fels um­zin­geln uns.
    Kämp­fe! Und spü­re nicht den Schlag!
     
    Ich saß still da und ver­such­te, nicht zu­zu­hö­ren. Es gab kei­ne mu­si­ka­li­sche Be­glei­tung, kei­nen Al­tar und an­de­re re­li­gi­öse Sym­bo­le, bis auf den blei­chen Schat­ten des weiß an die graue Wand hin­ter dem Of­fi­zier ge­tünch­ten Kreu­zes. Die dröh­nen­den Stim­men der Män­ner ver­schmol­zen zu ei­ner ein­zi­gen, die sich lang­sam hob und senk­te in der düs­te­ren und trau­ri­gen Hym­ne, die den Sol­da­ten nur Pein und Leid und Kum­mer ver­sprach. Schließ­lich trug die

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