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Unter dem Baum des Vergessens -: Ein Leben in Afrika (German Edition)

Unter dem Baum des Vergessens -: Ein Leben in Afrika (German Edition)

Titel: Unter dem Baum des Vergessens -: Ein Leben in Afrika (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fuller
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muss ich noch lange nicht mit einem Haufen Ehemaliger darüber reden«, sagte sie schaudernd.
    Aber Tante Glugs Begeisterung für das ganze Unternehmen hielt an, und bis September hatte sie alles organisiert. Über ganz Großbritannien verteilte Ehemalige waren zusammengetrommelt worden, die Zimmer im Nyali Beach Hotel in Mombasa bestellt (»Du lieber Gott«, sagte Mum, »dort kriegt man klebrige Drinks, und begrüßt wird man von einer sogenannten Volkstanzgruppe, und das Geheul nimmt kein Ende«). Auf dem Programm stand eine nächtliche Exkursion auf dem Indischen Ozean in einer Dhau (»Da geht die Hälfte der Portemonnaies der Mädels über Bord«, prophezeite Mum), ein Spaziergang durch die Straßen der alten arabischen Stadt (»Und da die andere Hälfte«). Und zum Abschluss war ein Flug nach Nairobi geplant, mit einem Besuch im Muthaiga Country Club (»Wo lauter protzige Ex-Pats auf dem Rasen den Pakka-Sahib geben«), gefolgt von einem Tag in einem Schlangenpark und einer Safari in den Masai Mara. Mum schloss die Augen. »Nein«, sagte sie. »Ich habe Elefanten in den Bananen, Krokodile in den Teichen und Flusspferde im Garten, wann immer ich will. Nein, eher nicht.«
    Aber im Februar trafen wir dann doch alle im Nyali Beach Hotel ein – ein Dutzend Ehemalige der Eldoret Highlands School, Mum, Dad, Onkel Sandy, Tante Glug (deren manische Phase sich bei einem Marsch durch den brasilianischen Regenwald verflüchtigt und in eine leise Depression verwandelt hatte) und ich. Unser Taxi hielt vor einer massiven Betonbarriere, während ein Wachmann mit einem Spiegel herumkroch und das Fahrgestell nach Sprengstoff absuchte.
    Achtzehn Monate zuvor war ein roter SUV durch den Garten und die Schranke vor dem Paradise Hotel gerast, dem einzigen Hotel in Mombasa, das in israelischem Besitz ist. Sechzig israelische Touristen hatten gerade eingecheckt und tranken ihre klebrigen Begrüßungsdrinks. Vor der Eingangshalle war das Fahrzeug explodiert und hatte zwei israelische Kinder, einen israelischen Erwachsenen und neun kenianische Volkstänzer in den Tod gerissen. Fast zeitgleich waren zwei Strela-2 Luft-Boden-Raketen auf eine Boeing 757 der israelischen Arkia Airlines abgefeuert worden, die gerade von der Startbahn des Moi International Airport in Mombasa abhob. Sie hatten die Maschine nur um Haaresbreite verfehlt. Seitdem standen die kenianischen Sicherheitskräfte unter enormem Druck.
    Der Wachmann beäugte Mum sodann auch mit wachsendem Argwohn. »Hujambo, askari!«, sagte sie zu ihm. »Pole sana. Diese barbarischen Terroristen.« Mit strahlendem Lächeln streckte sie den Kopf zum Fenster hinaus. »Die Touristen kommen wieder. Ihr dürft nicht aufgeben.« Der Posten schaute Mum nervös an und befahl dem Taxifahrer, den Kofferraum zu öffnen. »Richtig«, ermutigte ihn Mum, »bloß nichts schleifen lassen. Ihr müsst mutig sein.« Und dann ließ sie eine lange Litanei auf Swahili folgen, bedächtig und beschwörend und scheinbar zu dem Zweck, alle Swahilisprachigen in einen Bann zu schlagen, von dem wir anderen ausgeschlossen waren.
    Nachdem der nervöse Sicherheitsmann uns entlassen hatte, rollten wir vor den Hoteleingang. Der Taxifahrer sprang heraus, um Mum die Tür zu öffnen. Sie zögerte einen Moment, als könnte das Aufsetzen ihres Fußes auf den Boden den Bann brechen. Sie atmete die salzige, feuchte Luft ein und streckte beide Arme von sich. Einen verblüfften Augenblick lang musste ich fürchten, dass sie den Taxifahrer in die Arme nehmen wollte. Aber sie reichte ihm nur die Hände, um sich auf die Beine helfen zu lassen. Die beiden tauschten Scherze auf Swahili, einer Sprache, die Mum offenbar zur bühnenreifen Komikerin mutieren ließ, denn bald mussten sie sich gegenseitig stützen bei ihren Lachsalven.
    Am Empfangstresen schnaufte Mum und wischte sich die Augen, als die Volkstänzer zu unserer Begrüßung herauskamen. »Bravo«, rief sie. »Ganz toll!« Als der Tanz zu Ende war, applaudierte sie begeistert und rief: »Mzuri sana! Zugabe! Zugabe!« Ihre Laune war ansteckend. Die Volkstänzer, überrascht von der unbändigen Begeisterung, fingen mit ihrem Tanz wieder von vorne an. »Ich nehme noch einen von diesen köstlichen klebrigen Drinks«, sagte Mum und stürzte sich auf die Frau mit dem Tablett.
    Dad füllte den Meldezettel mit dem üblichen Gezeter aus (»Großer Gott, was habt ihr vor, auch noch den letzten Baum mit eurem verfluchten Papierkram zur Strecke bringen?«). Mit seinem Eintrag in die Spalte

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