Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
Halbstundenhotels und einfache, billige Herbergen, deren Angebot von flohverseuchten Matratzen, die nebeneinander auf einem gemeinsamen Stockwerk lagen, bis zu dunklen Räumen reichten, in denen einem ein Groschen das Recht einbrachte, aufrecht stehend in einer Schlange zu schlafen, mit Halteseilen unter den Armen. In solchen Häusern klemmte man die Leute wirklich eng aneinander, und niemand hatte etwas dagegen, denn die Wärme der aneinandergedrängten Körper war besser als die Kälte der Straße. Überall waren Bettler: Sie standen in Reihen an der Straßen wie weggeworfene Möbelstücke oder kaputte Spielzeuge. Sie streckten Schüsseln aus, wenn sie welche hatten, und wenn nicht, dann streckten sie die Hände aus und zeigten ihre verschiedenen Missbildungen so vorteilhaft wie möglich. Manche waren Geburtsfehler oder ein Ergebnis von Krankheit oder Krieg, aber andere Bettler hatten sich oder ihre Kinder durch raffinierte Tricks oder durch eine billige Operation in einer Seitengasse absichtlich verstümmelt, um besser die Herzen derjenigen rühren zu können, die auf dem Weg zu den Docks vorbei liefen. Wie alles andere im Teufelsstreifen war das Betteln ein Geschäft mit hartem Konkurrenzkampf.
Jeder Bettler musste eine Konzession haben. Wie immer holte sich Haven seinen Anteil.
Im Teufelsstreifen gab es keine Tiere. Wenn es sich bewegte und kleiner als sie war, dann aßen die Einwohner es. Manchmal kochten sie es vorher sogar. Die Einwohner waren bekannt dafür, sich in richtigen schlechten Zeiten, in den Tiefen der härtesten Winter, wenn die bittere Kälte die zahlende Kundschaft aus den engen Straßen fernhielt, gegenseitig zu essen. Leute mit Verstand mieden den Streifen im Winter, und manchmal hielten Barrikaden an den Zugängen die Bewohner darin fest.
Es ging das Gerücht, der Teufelsstreifen sei der Ort, an den pestkranke Ratten zum Sterben gingen, weil sie sich dort zu Hause fühlten.
Der allgemeine Mief war abstoßend, aber Falk und Fischer scheuten nicht davor zurück. Sie waren es gewohnt. Aber sie wussten, dass sie ihre Kleidung ausräuchern und ausklopfen musste, wenn ihre Schicht vorbei war, um den Geruch und alle kleinen Lebewesen, die sie auf dem Weg aufgesammelt hatten, wieder loszuwerden. Sie blieben in der Mitte der Straße und achteten darauf, wohin sie ihre Füße setzten. Falk sah sich mit mehr als nur der üblichen Aufmerksamkeit um.
„In einer Stadt voller abscheulicher Anblicke muss das hier der abscheulichste sein. Jedes Mal, wenn ich herkomme, denke ich, dass es nicht schlimmer werden kann, und jedes Mal wird es schlimmer. Wenn die Leute hier sterben und in die Hölle kommen, müssen sie sich wie zu Hause fühlen. Ist es das, wofür wir kämpfen, Fischer? Ist es das, was wir mit unserem Leben unterstützen?“
„Wir unterstützen das Gesetz“, sagte Fischer.
„Was ist mit Gerechtigkeit?“
Der Streifen wich plötzlich zurück wie ein Vampir, dem man rohen Knoblauch zeigte, als das Elendsviertel den Docks wich, und der faule, stechende Geruch zu vieler Leute, die an einem Ort zusammengepfercht waren, machte dem scharfen, sauberen Geruch der Docks und des offenen Meeres Platz. Über ihnen schrien Möwen und begannen den Tag schon früh. Die Hafengebäude bildeten einen großen Halbkreis, der die Bucht einschloss, die derzeit gerammelt voll war mit Schiffen aus einem Dutzend Ländern und Stadtstaaten an der Küste. Banner in allen Farben und Ausführungen flatterten stolz in der steifen Brise, und die hoch aufsteigenden Masten bildeten eine Art Wald gegen den langsam heller werdenden Himmel. Plötzlich befiel Falk eine Art Heimweh, obwohl es viele Jahre her war, dass er das letzte Mal durch das Waldkönigreich gegangen war. Er schob seine Gefühle entschlossen beiseite und betrachtete die Situation mit den Augen eines Soldaten.
Eine riesengroße Menge protestierender Hafenarbeiter hatte sich am einen Ende der Docks gebildet und stand einer schmalen Linie grell gekleideter privater Wächter gegenüber, die von der Handvoll Stadtwächtern unterstützt wurden, die normalerweise in dem Gebiet patrouillierten. Die Menge der streikenden Arbeiter zählte Hunderte, ihre Frauen und Familien nicht eingerechnet, und die vorherrschende Stimmung war nicht gut. Die Geduldsfäden waren durch den massenweisen Einsatz der Zombiestreikbrecher bis zum Zerreißen gespannt, und die Streikenden suchten die Konfrontation. Hier und da wurden für diejenigen, die einfache Botschaften lesen konnten,
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