Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
Mann. Die Knochen unter seinen Füßen wurden vor Hitze langsam dunkel. „Ich habe den Bestattungsort jedes Heiligen und jedes Gottesmannes im Waldkönigreich, jedes Priesters, Einsiedlers und religiösen Spinners ausfindig gemacht und sie alle ausgraben lassen, damit ihre Knochen hierhergebracht werden konnten, um die Heiligkeit der Kathedrale zu vergrößern. Die Gebeine von Heiligen hat man schon immer verehrt, Anbetungsobjekte für die Herde. Ich habe das Konzept nur ausgeweitet. Am Ende gab es so viele Knochen, dass ich das Gefühl hatte, ich müsste etwas Nützliches damit tun, also ließ ich sie zu diesem Ossarium machen. Ist es nicht glanzvoll? So viel Schönheit, die in der kalten Erde nur verschwendet war.“
„Wie viele?“, fragte Lamento flüsternd. „Wie viele Menschen hast du aus ihren Grabstätten verschleppt und um ihre Ruhe gebracht?“
„Oh, zur Hölle, das weiß ich nicht“, sagte der brennende Mann. „Nach einer Weile verlor ich den Überblick. Meine Einstellung damals war: Man kann nicht genug Heiligkeit haben. Ich hatte viele Leute, die für mich arbeiteten, die Leichname suchten, sie auf Fälschungen überprüften und die richtigen Leuten bezahlten, damit die heiligen Leichen exhumiert und hierher gebracht werden konnten. Manche Leute, die das für mich getan haben, sind noch hier, unten auf der Empore zusammen mit den anderen geopferten Seelen. Empfindet ihr für sie immer noch dasselbe, jetzt, wo ihr wisst, was sie getan haben?“
„Das ist vermessen!“, sagte Lamento.
„Quatsch. Die Kirche hat schon immer heilige Relikte gesammelt, damit sie sie den Gläubigen für eine kleine Spende zeigen konnte, als materiellen Beweis, dass ihre Lehren wahr sind. Ich dachte, du wärst fortschrittlicher, Wanderer. Knochen sind Knochen.“
„Wir müssen sie alle zurückbringen“, sagte Lamento. „Damit wenigstens die Familien dieser geschändeten Toten Trost finden können. Du hast nie einen Gedanken an den Kummer verschwendet, den deine Grabräuberei den Familien der heiligen Männer bereitete, oder? Natürlich nicht. Was war schon ein wenig menschliches Leid verglichen mit der Pracht deiner Kathedrale?“
„Siehst du?“, sagte der brennende Mann. „Du beginnst zu begreifen. Aber diese Knochen wirst du nirgendwohin bringen. Was ich hier mit ihnen getan habe, kann man nicht so einfach ungeschehen machen.“
„Ich werde sie alle zur Ruhe betten“, sagte Lamento. „Koste es, was es wolle.“
Der brennende Mann grinste. „Ich liebe es, wenn du so redest. Die Hölle liebt nichts mehr, als einem guten Mann zuzusehen, wie er es nicht schafft, Wort zu halten.“
Lamento beachtete ihn nicht und beäugte stattdessen misstrauisch die Reihen der Vitrinen. „Was ist das hier? Mehr Schrecken oder die versprochenen Wunder?“
„Das kommt auf deine Definition an“, sagte der brennende Mann und lehnte sich lässig gegen die Wand. Die Knochen färbten sich schwarz und platzten unter der Hitze seiner Flammen. „Welche Art Wunder schwebte dir denn vor?“
„Nun, der Gral“, sagte Lamento und blieb stehen, als der brennende Mann wieder lachte.
„Du liebe Güte, sucht ihr immer noch danach? Auch nach dem ganzen anderen frommen Plunder? Mehr Ramsch als Reliquien. Die meisten davon sind ohnehin gefälscht. Wenn alle angeblichen Splitter des Kreuzes Christi, die in den Kirchen ausgestellt werden, an einem Ort zusammengetragen würden, hätte man genug Holz, um eine neue Arche zu bauen. Ramsch bleibt Ramsch. Aber es gibt hier einige echte Wunder, die du möglicherweise sehen möchtest. Einer der Vergänglichen, der Baumeister, ist hier kurz durchgekommen und war von meiner Sammlung sehr angetan. Er ist eine Weile geblieben, um Mordwerkzeug aus den Knochen von Heiligen herzustellen. Die ultimative Perversion, die wundervollste Blasphemie. Der Baumeister hat nur sechs dieser Klingen hergestellt, aber sie sind über die Jahrhunderte sehr berühmt geworden. Ihr kennt sie als Höllenklingen.
Der Baumeister hat drei davon mitgenommen, als er ging. Sie sind in der Rüstkammer des Waldkönigreichs gelandet. Drei Schwerter sind hier geblieben und haben geduldig auf jemanden gewartet, der kommen und sie einsetzen würde. Was meint ihr? Wagt ihr es, sie zu erwecken und an euch zu nehmen? Ihr werdet mächtige Waffen brauchen, wenn die Zeit gekommen ist, den Mächten und Gewalten hinter der Pforte gegenüberzutreten.“
Er winkte mit einer flammenumhüllten Hand, und als habe er damit einen Vorhang vor
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