Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
großen Friedhöfe sind seit Jahren voll, und die Krematorien laufen vierundzwanzig Stunden am Tag.“
„Aber was ist mit den Hafenarbeitern und ihren Familien?“, fragte Falk. „Kümmern die denn niemanden?“
„Das hier ist Haven, Schätzchen“, sagte Mistique freundlich.
„Genau, und die DeWitts betreiben ein Geschäft, keine karitative Einrichtung“, sagte eine kalte Stimme, die sich ihnen näherte. Die drei sahen sich um und erkannten den Befehlshaber der Privatwache der DeWitts. Er kam vor ihnen zu stehen und bedachte sie abwechselnd mit einem verächtlichen Blick. So groß, breit und muskulös, wie er war, hätte er sicher sehr beeindruckend und bedrohlich ausgesehen, hätte er nicht die offizielle Uniform der Privatwache der DeWitts getragen. Bananengelb mit roten Litzen und darüber ein dunkelroter Mantel. Er sah aus wie ein wandelndes Hämatom. Falk und Fischer mussten sich auf die Lippe beißen.
„Hallo, Kommandant Foy“, sagte Mistique. „Wundervolles Kostüm tragen Sie da.“
„Glaub mir“, sagte Fischer. „Du bist die einzige, die das denkt.“
„Ich glaube, meine Retina verbrennt“, sagte Falk.
„Pst“, machte Fischer. „Was wollen Sie, Foy?“
„Kommandant Foy! Ich bin hier zuständig, vergessen Sie das nicht!“ Er funkelte Falk und Fischer, die ihm noch immer nicht ins Gesicht sehen konnten, verdrießlich an. Der Kommandant zog geräuschvoll die Nase hoch. „Die DeWitts verstehen, dass das nicht die Art von Arbeit ist, die die Stadtwache gewohnt ist. Also haben die DeWitts mich sozusagen als … Teelöffel Zucker zur Medizin freundlicherweise autorisiert, Ihnen zu versichern, dass Ihnen am Ende des Tages ein ansehnlicher Bonus gezahlt wird. Ein sehr ansehnlicher Bonus.“
„Bestechung“, sagte Fischer. „Warum überrascht mich das nicht?“
„Wir nehmen es nicht“, sagte Falk.
„Jetzt warte doch mal“, sagte Fischer sofort. „Wir haben noch gar nicht gehört, wie viel es ist.“
„Wir brauchen ihr verdammtes Geld nicht“, sagte Falk.
„He, die Arbeit machen wir doch sowieso, und du kannst darauf wetten, dass kein anderer es ablehnt.“
„Wir nehmen es nicht!“, rief Falk.
Fischer sah Foy an. „Wir nehmen es nicht. Aber ich wette, dass wir die einzigen sind.“
„Die Wette haben Sie verloren“, sagte eine weitere Stimme ganz in der Nähe. Sie stellte sich als Konstabler Murdoch heraus. Er und sein jüngerer Bruder patrouillierten in den Docks. Falk und Fischer kannten sie flüchtig, weil sie bei ein paar Fällen zusammengearbeitet hatten. Der ältere Bruder stand gerade dicht an dicht mit Kommandant Foy und blickte dem Mann direkt in die Augen, während sein jüngerer Bruder wie immer ungerührt an seiner Seite stand. „Ich will es nicht, und mein Bruder auch nicht“, sagte Murdoch. „Wir sind von hier. Sind im Teufelsstreifen aufgewachsen. Unser Vater hat in den Docks geschuftet, bis ihn die Belastung umgebracht hat. Manche dieser Streikenden sind unsere Freunde, Nachbarn und Verwandten. Wir werden nicht die Hand gegen sie erheben.“ Er blickte Kommandant Foy ernst an. „Wir sind auch nicht die einzigen. Ihre Bosse haben nicht genug Kleingeld, um uns dazu zu bringen, gegen unsere eigenen Leute zu kämpfen. Nicht wegen so etwas.“
„Vielleicht kommt es ja nicht zum Kampf“, sagte Falk. „Wenn wir eine ausreichende Präsenz zeigen …“
„Sie werden kämpfen“, sagte Murdoch. „Ich weiß es. Ihnen bleibt nichts anderes mehr übrig.“
„Wir sind das Gesetz“, sagte Falk zögernd. „Es steht uns nicht zu, uns auszusuchen, welche Gesetze wir hüten und welche nicht.“
Murdoch schnaubte. „Das ist ein starkes Stück, gerade von Ihnen. Jeder kennt ihren Ruf. Sie dehnen und brechen das Gesetz jeden Tag.“
„Nur um der Gerechtigkeit willen.“
„Wo ist denn hier die Gerechtigkeit?“, fragte Murdoch. Er drehte sich zu seinem Bruder um. „Komm. Wir gehen.“
„Was ist, wenn man euch feuert?“, fragte Fischer.
Murdoch zuckte ruhig die Achseln. „Dann machen wir bei den streikenden Hafenarbeitern mit, und das nächste Mal, wenn es hier Ärger gibt, und ihr könnte darauf wetten, dass es ein nächstes Mal gibt, dann sind die Gesichter, die ihr hinter euren erhobenen Waffen seht, vermutlich unsere. Was machen Sie dann, Hauptmann?“
Er wartete die Antwort nicht ab. Die Brüder bahnten sich ihren Weg aus dem Hof, und niemand versuchte, sie aufzuhalten. Aber es folgte ihnen auch niemand. Kommandant Foy setzte dazu an, etwas
Weitere Kostenlose Bücher