Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
überwältigendes Licht, das blendend hätte sein sollen, aber sie konnten nicht wegsehen. Es war riesengroß und unmenschlich, lebendig und bewusst, und es beobachtete sie. Es wuchs und wuchs, kam näher, und in seiner ungeheuerlichen, dunklen Pupille konnten sie eine Galaxie von Sternen und Planeten erkennen. Der Seneschall und der brennende Mann sahen weg und bedeckten ihre Augen mit den Händen, konnten das schreckliche Starren ohne zu blinzeln des Auges nicht aushalten.
Bald konnten Falk, Fischer und Lamento nur noch die erstaunlichen Inhalte des Auges sehen. Der Raum, ihre Reise und ihr Auftrag waren vergessen, verloren in der faszinierenden Aussicht im Auge. Jetzt gab es Galaxien in der geheimnisvollen Pupille, die sich langsam drehten, unglaublich riesig, unglaublich detailreich. Wie als Antwort auf einen unhörbaren, aber unabweisbaren Ruf gingen Falk, Fischer und Lamento vorwärts und betraten das Tor.
Sie gingen über eine pfeilerlose Kristallbrücke, ewig lang, die sich über einen endlosen Abgrund spannte. Sternschnuppen und Meteore regneten durch die endlose Nacht über und unter ihnen. Es gab Sonnen, Planeten und Sternbilder, alle unbekannt. Eine riesengroße Sonne schwebte vorbei, getragen von einer nicht zu erratenden Strömung, nah genug, dass sie beinahe die Hände ausstrecken und sie berühren könnten, aber ihr Licht blendete sie nicht, und sie konnten ihre Hitze kaum spüren. Sie hielten für einen Moment an, um die Sonne an sich vorbeischweben zu sehen, und als sie auf ihrer Höhe war, konnten sie etwas tief im Herzen der Sonne überwintern oder reifen spüren. Etwas fast unvorstellbar Mächtiges, das darauf wartete, geboren oder wiedergeboren zu werden. Es regte sich in seinem tiefen Schlummer, als es ihre Anwesenheit spürte, und sie wurden von einer scheußlichen Angst berührt, die sie nicht genau benennen konnten, aber die Sonne schwebte weiter, und was immer darin war, schlief wieder ein.
Falk ging die funkelnde Kristallbrücke entlang, Fischer an seiner einen Seite und Lamento an seiner anderen, und er kannte sie beide nicht. All seine Ermüdung und der Schmerz in seinen Muskeln waren verschwunden. Es war, als laufe er durch einen Traum, und er fühlte sich, als könnte er für immer laufen. Vor und über ihnen sahen sie den blauen Mond in der Finsternis leuchten, voll, dick und mächtig, und einen Augenblick später erinnerten sie sich daran, wer sie waren und warum sie an diesen Ort gekommen waren. Falk und Fischer standen da, sahen in die unglaubliche Tiefe und nahmen einander dann bei den Händen. Lamento flüsterte mit zitternder Stimme ein Gebet. Dann gingen sie weiter, auf den blauen Mond zu, der vor ihnen langsam größer wurde.
Während sie gingen, veränderte sich ihr Aussehen. Zuerst leicht und dann heftiger; sie wurden zu anderen Versionen von Leuten, die sie hätten sein können oder möglicherweise noch werden würden. Ihre Kleidung veränderte sich zuerst, Farben und Stile kamen und gingen, während sie weiterschritten. Als nächstes veränderten sich Haar- und Augenfarbe und dann die Art, wie sie gingen, und ihre Haltung, als sich ihr Alter veränderte. Manchmal waren sie alt und manchmal jung, aber die Unterschiede wirkten jedes Mal seltsam natürlich.
Prinz Rupert und Prinzessin Julia gingen mit dem lässigen Selbstvertrauen der Jugend nebeneinander her. Rupert hatte beide Augen, und Julias Haar war eine Lockenmasse von goldenem Blond. Dann waren sie die Hauptleute Falk und Fischer in den dunklen Uniformmänteln der Stadtwache von Haven. Falks vernarbtes Gesicht hatte nur ein Auge, und Fischers blondes Haar hing in einem dicken Flechtzopf herab. Dann waren sie älter und trugen fremdartige, unbekannte Kleidung. Falk war Anfang sechzig, und sein lichtes Haar war fast völlig grau, aber er hatte beide Augen. Fischers Haar war voll wie immer, aber jetzt war es eine leuchtend weiße Mähne, die von einem silbernen Stirnband zurückgehalten wurde. Neben ihnen gingen ihre beiden erwachsenen Kinder, Jack und Gillian Waldländer. Jack war ein lächelnder, emsiger Kerl in einer Mönchsrobe. Gillian hatte einen geschorenen Kopf, einen fiesen Blick und ein absolut verstörendes Grinsen. Sie trug eine mit silbernen Runen beschlagene Lederrüstung. Die vier gingen entspannt zusammen weiter, den Blick auf ein entferntes Ziel gerichtet, und wehe jedem Narren, der ihnen in den Weg kam.
Die Zeit schnappte unerwartet in die Gegenwart zurück, und Falk und Fischer blieben
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