Unter dem Blauen Mond: Die Legende von Falk und Fischer (Dämonenkrieg) (German Edition)
entfernten Ecke und setzten sich, wobei sie Chance zwischen sich hielten. Chappie drehte sich einige Male um sich selbst und legte sich dann zu Chances Füßen hin.
Der Bote spähte über ihn hinweg ins Dunkel, während die Leute, die Falk und Fischer am nächsten saßen, aufstanden und zu anderen Tischen gingen. Der volle Raum war ein heißer, schweißtreibender Ort, und viele Arten hauptsächlich legalen Rauchs hingen in der Luft. Eine Reihe von Schrumpfköpfen mit zugenähten Augen hing an den Haaren über dem Tresen. Es ging das Gerücht, sie seien alles, was von denjenigen übrig blieb, die ihre Rechnung nicht bezahlten. Chance sah zu Falk und zeigte höfliche Sorge.
„Ihr kehrt hier regelmäßig ein, Hoheit? Was ist geschehen, habt Ihr eine Wette verloren oder so? Das sieht aus wie die Art von Ort, an dem Seuchen ausbrechen. Es gibt hier keine Ratten, oder? Ich hasse Ratten.“
„Ich mag sie“, sagte Chappie. „Lecker.“
„Keine Ratten“, sagte Fischer. „Wenn hier welche rumhängen, werden sie krank und sterben.“ Sie sah sich um. „Allerdings ist es mit diesem Laden definitiv abwärts gegangen, seit wir das letzte Mal hier waren.“
„Woran merkt Ihr das?“, fragte Chance.
„Richtig“, grollte Chappie. „Ich war schon in Abflussrohren mit mehr Ambiente, von besserer Kundschaft ganz zu schweigen.“
Weitere Leute in der Nähe standen auf und gingen zu anderen Tischen. Falk machte ihnen keinen Vorwurf. Ein Teil von ihm wünschte, er könne das auch tun. Aber wenn Harald tot war … Falk hatte Pflicht immer schon verstanden. Besonders, wenn es um seine Familie ging. Er beugte sich vorn und fixierte Chance mit seinem besten bösen Blick.
„Also gut, privater wird‘s nicht. Sprich mit mir, Heldensohn. Aber setze nichts als gegeben voraus. Wir sind vielleicht, wer du denkst, aber das bedeutet nicht notwendig, dass wir gerne daran erinnert werden.“
„Verdammt richtig“, sagte Fischer. „Wir hatten gute Gründe, das Waldland zu verlassen, und ich bezweifle, dass es sich verändert hat. Selbst wenn Harald tot ist.“
„Bist du dir da sicher?“, fragte Falk. „Ich will verdammt sein, wenn ich mich wegen eines Gerüchtes den ganzen Weg nach Hause schleppen lasse.“
„Seine Majestät ist tot“, sagte Chance. „Ich habe den Leichnam gesehen.“
„Verdammt“, sagte Falk leise. „Ich habe mich nie besonders für ihn interessiert, aber er war dennoch mein Bruder.“
„Man hat ihn vor vier Monaten ermordet“, sagte Chance. „Niemand weiß, wie oder wer. Darum hat man mich ausgeschickt, um Euch zu finden.“
„Wir standen einander einmal nah“, sagte Fischer. „Er war nicht ganz übel.“
Sie brach ab, als der Wirt mit einer Flasche seines besten Weines und drei Gläsern herüber kam. Er knallte alles der Reihe nach auf den Tisch, nur um zu zeigen, dass er sich nicht einschüchtern ließ, und starrte dann böse auf Chappie hinunter, der böse zurückstarrte.
„Keine Hunde!“, sagte der Gastwirt. „Ich bin allergisch.“
„Echt?“, fragte Chappie. „Was für ein Zufall. Ich bin allergisch gegen dicke, dumme Wirte mit kleinen Schweinsäuglein. Jetzt verpiss dich, oder ich beiße dir die Eier ab und gurgle damit. Oder noch besser, verpiss dich und komm mit etwas Leckerem, Fleischhaltigem wieder zurück. Ich verspüre ein Hüngerchen.“
Der Gastwirt blinzelte ein paarmal, schenkte Falk seinen besten Märtyrerblick und verschwand dann schnell wieder hinter dem Tresen. Chappie sah zufrieden mit sich aus, als er den Kopf auf die Pfoten legte. Chance sah vorwurfsvoll zu ihm hinab.
„Du kannst nicht schon wieder hungrig sein. Das Abendessen ist erst ein paar Stunden her.“
„Ich habe einen guten, schnell funktionierenden Stoffwechsel und eine niedrige Toleranzschwelle gegenüber Langeweile“, sagte Chappie, ohne aufzublicken. „Schieb’s auf den Erzmagier, er hat mich entworfen.“
„Versuch wenigstens zu warten, bis wir zu unserer Unterkunft zurückkehren“, sagte Chance. „Ich will nicht, dass du den Dreck vertilgst, den sie hier zweifellos servieren. In der Unterkunft hab ich etwas Besonderes, das auf dich wartet.“
„Oh, das habe ich gefunden“, sagte Chappie und leckte sich gedankenvoll die Lefzen. „Habe alles gegessen. Alles weg.“
„Das war für heute Abend!“
„Wer weiß, ob heute Abend jemals kommt? Lebe für den Augenblick, das ist mein Motto. Wir könnten jede Sekunde sterben. Besonders jetzt, wo wir in Haven sind. Ich wollte hier nie
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