Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)
zog er Naomis Kette aus Alexanders Hosentasche und ließ sie vor seiner Nase hin- und herpendeln. Die roten Steine glänzten funkelnd in der Sonne. »Deine Kette , mein Freund? Willst du uns gleich sagen, wem sie gehört, oder muss ich erst wieder ungemütlich werden?«
Alexander schloss ergeben die Augen, dann musste er eben wieder ungemütlich werden. Augenblicklich flog die Faust auf ihn zu und landete erneut in seinem immer noch schmerzenden Magen. Alexanders taumelte, doch der blonde Riese hielt ihn mit eisernem Griff fest.
»Du redest schon noch.«
Alexander bekam einen derben Stoß in den Rücken und stolperte nach vorn gegen das Pferd. Er griff den Sattelknauf und hievte sich mit einiger Mühe auf den schwarzen Hengst. Der Stoppelbart saß hinter ihm auf, schnalzte mit der Zunge und die Pferde setzten sich trabend in Bewegung. Das hatte er ja prima hinbekommen, von wegen, er würde bei Einbruch der Dunkelheit zurück sein. Alexander blickte zum Himmel und stellte fest, dass die Sonne ihre Reise nach Westen schon fast vollendet hatte. Noch zwei Stunden vielleicht bis zur Dämmerung. Außerdem ritten sie nach Süden, in die falsche Richtung. Er konnte sich doch nicht einfach geschlagen geben. Angestrengt dachte er nach. Er hätte vielleicht eher eine Chance, wäre er ebenfalls bewaffnet und nicht gefesselt. Aber so? Er rutschte im Sattel hin und her. Plötzlich zuckte er zusammen und schnappte nach Luft. Da war es wieder, das bunte Licht. Rechts von ihm im Wald, an dem sie entlangritten, funkelte es. Ob die anderen es auch gesehen hatten? Alexander wagte nicht seinen Kopf zu drehen, doch auch aus den Augenwinkeln sah er das bunte Flimmern. Alexander schloss für einen Moment die Augen. Er musste handeln, jetzt! Er bewegte sich erneut im Sattel, was ihm einen Knuff in den Rücken einbrachte.
»Wirst du wohl aufhören, hier so herumzuhampeln. Am besten du gewöhnst dich möglichst schnell an das Reiten, wir haben noch eine lange Reise vor uns.«
Die raue Stimme hinter ihm klang ungeduldig. Jetzt! Mit Schwung ließ er sich aus dem Sattel fallen und landete hart auf dem Boden. Der Aufprall raubte ihm den Atem, außerdem erinnerte ihn ein stechender Schmerz am Oberarm an seine Verletzung. Und nun?
»Was zum Teufel … Entweder bist du ungeschickt und dumm, oder gerissen, mein Freund.«
Alexander rappelte sich mühsam hoch und blickte seinem Gegenüber provozierend in die dunklen Augen.
»Dumm würde ich sagen.« Und schon flog die Faust wieder auf ihn zu, doch ein drittes Mal ließ er sich nicht überrumpeln. Alexander duckte sich rechtzeitig und der Schlag ging ins Leere. Der Bärtige fluchte leise und stolperte. Doch kaum hatte er sich gefangen, schnellte er wieder auf Alexander zu und stürzte sich auf ihn. Gemeinsam gingen sie zu Boden. Das würde ein kurzer Kampf werden. Gefesselt hatte er nicht die Spur einer Chance. Alexander hielt sich schützend die gebundenen Hände vors Gesicht, doch bevor die kräftige Faust ihr Ziel erreichte, kippte der dazugehörende Körper zur Seite und auch der blonde Riese fiel um wie ein gefällter Baum. Laut fluchend versuchte der Bärtige aufzustehen, als sich ein Schatten aus dem Unterholz löste.
»Das, Glenn, würde ich nicht versuchen.«
Alexander verschlug es die Sprache. Er hatte mit allem gerechnet, doch nicht mit diesem zierlichen Wesen, das aus dem Dunkel des Waldes trat. Blonde, kurze Haare umrahmten das hübsche, jungenhafte Gesicht einer schlanken, grazilen Frau. Sie hatte Bogen und Köcher mit Pfeilen geschultert, trug ein grünes, kurzärmliges Oberteil, dunkelblaue Leggins und darüber einen kurzen hellbraunen Rock. Alexander schätzte sie auf knapp zwanzig. Die blauen Augen kamen ihm irgendwie bekannt vor. Einen blitzenden Dolch in der linken Hand kam die schmale Gestalt auf ihn zu. Mit einem Satz war er auf den Beinen. Verflucht, wenn er nur seine Hände gebrauchen könnte. Er wollte es nicht darauf ankommen lassen und abwarten, ob sie Freund oder Feind war. Alexander versuchte, ihr mit einem gezielten Fußtritt das Messer aus der Hand zu treten, und leistete augenblicklich den beiden verletzten Männern auf dem Boden Gesellschaft. Irgendwie war es ihr gelungen, ihm die Beine unter seinem Körper wegzuziehen. Er verdrehte die Augen, langsam war er es leid. Gab es hier eigentlich niemanden, der ihn nicht angreifen, verletzen oder ihm eine Falle stellen wollte? Silvanubis … Resigniert legte er seine Hände in den Schoß und wartete. Die junge Frau
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