Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)
dem Sattel und hatte ebenfalls Pfeil und Bogen geschultert.
»Wohin denn so eilig, mein Freund?«
Der Bärtige ließ ihn nicht aus den Augen, machte einen Schritt nach vorn und Alexander einen zurück. Nein, sie würden ihm nicht helfen. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold .
»Was denn, so unhöflich?« Die Mundwinkel zogen sich spöttisch nach oben. »Willst du dich nicht wenigstens vorstellen? Es sieht so aus, als hättest du dich verlaufen und könntest unsere Hilfe gebrauchen.«
»Vielen Dank, aber ich komme schon zurecht.« Alexander war überrascht, wie ruhig und gleichgültig seine Stimme klang. »Und jetzt würde ich meinen Weg gern fortsetzen.« Er drehte sich um und setzte langsam einen Fuß vor den anderen. Das unangenehme Kribbeln hatte seinen Nacken erreicht. Die Fremden sprachen kein Wort, doch Alexander vernahm ein Geräusch. Ein Pfeil wurde aus dem Köcher gezogen. Die leise Vibration der vorschnellenden Sehne ließ ihn erstarren. Alexander spürte den Lufthauch, bevor der Pfeil die Haut seines rechten Oberarms ritzte, um dann einige Meter weiter leicht federnd auf einer Wiese zu landen. Das Geschoss hatte ihn nur gestreift, dennoch brannte sein Arm teuflisch. Instinktiv legte er seine linke Hand auf die Schramme und spürte gleichzeitig, wie ihm schwindlig wurde. Noch bevor der blonde Hüne ihn erreichte, gaben seine Beine nach. Die Wunde am rechten Oberarm brannte nicht mehr, im Gegenteil, er konnte den Arm überhaupt nicht mehr spüren. Taub und kalt lag er schlaff an seiner Seite. In Alexanders Kopf rauschte es, der Boden unter seinem Körper hatte sich in Nichts aufgelöst. Er versuchte aufzustehen, doch weder Arme noch Beine gehorchten ihm.
»Das geht gleich vorbei, mein Freund. Aber du wolltest ja unbedingt weiterziehen und unsere …«, der Bärtige legte eine kunstvolle Pause ein, »… Hilfe nicht annehmen.« Er baute sich über Alexander auf, ein raues Hanfseil in den Händen.
Alexander kochte, warum zum Teufel konnte er sich nicht bewegen? Er biss die Zähne zusammen. Seit den Bombennächten und der ständigen Flucht vor der Wehrmacht versetzte ihn so leicht nichts mehr in Angst und Schrecken. Er hatte bereits den Mund geöffnet, um seinem Bezwinger eine passende Antwort um die Ohren zu schlagen. Doch er war nicht nur unfähig, sich zu bewegen, es wollte ihm nicht einmal gelingen, auch nur ein einziges Wort herauszubringen. Langsam spürte er Angst in sich hochsteigen.
»Auch das funktioniert gleich wieder. Es dauert nur ein paar Minuten. Genug Zeit für dich, zu lernen, ein wenig höflicher zu sein.« Der Bärtige schlenderte an Alexander vorbei und versetzte ihm einen Tritt in den Magen.
Alexander keuchte. Ihm wurde schwarz vor Augen.
»Na, na, wirst du wohl bei uns bleiben.« Er nickte seinem massigen Freund zu, der Alexander unsanft unter die Arme griff, ihn gegen einen Baumstamm lehnte und ihn festhielt, sodass er nicht zur Seite kippen konnte. Schließlich band er Alexanders Hände mit dem Hanfseil vor der Brust zusammen. Er musterte Alexander noch einmal abschätzend und wartete.
Worauf eigentlich ? Plötzlich spürte Alexander seinen verletzten Arm wieder, der Schmerz breitete sich rasend schnell wie ein Waldbrand in seinem Körper aus. Alexander keuchte. Er brannte lichterloh. Was geschah nur mit ihm? Sein Kopf schmerzte, als würde sich eine eiserne Klemme fester und fester um seine Schläfen schrauben. Als er zu platzen drohte, hörten die Schmerzen und das Brennen plötzlich auf. Alexander sank in sich zusammen und stöhnte, doch der blonde Muskelmann ließ ihm keine Zeit zum Atemholen. Grob stellte er Alexander auf die Beine, die ihm nun wieder gehorchten, und schubste ihn ungeduldig auf eines der Pferde zu.
»Ich nehme an, du wirst unsere Hilfe jetzt nicht mehr ausschlagen, mein Freund.«
»Mein Freund …« Kalter Spott. Die Stimme des Bärtigen klang überheblich und abfällig. Alexander warf einen resignierten Blick auf seine gefesselten Hände, und da er seinen Körper wieder bewegen und spüren konnte, grub sich das raue Seil schmerzhaft in seine Handgelenke.
»Und jetzt?«, fragte er heiser.
Sein Bezwinger hob spöttisch eine Braue. »Jetzt, mein Freund, machen wir einen kleinen Ausflug. Willst du mir nun deinen Namen nennen?«
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold … Alexander drehte seinen Kopf zur Seite.
»Nun gut, du redest schon noch, glaub mir.« Er winkte seinen Freund heran, der Alexander festhielt, während er ihn abtastete. Triumphierend
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