Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)
ließ auf zwei Fingern einen kurzen, schrillen Pfiff ertönen, woraufhin ein kräftiges braunes Pferd aus dem Wald trabte, neben ihr stehen blieb und ihr mit den Nüstern sanft in die Seite stieß. Sie murmelte dem Tier etwas ins Ohr und zog einige Seile aus der Satteltasche. Ihr Blick streifte Alexander flüchtig, bevor sie sich neben dem Bärtigen auf den Boden kniete.
»Okay, Glenn, dann wollen wir mal, bist du so nett?« Sie blickte ihn auffordernd an, doch was immer sie von ihm erwartete, geschah offensichtlich nicht schnell genug. Fast beiläufig stieß sie mit ihrem Knie gegen den Pfeil, der tief in seiner Wade steckte. Glenn zuckte zusammen und zog scharf Luft ein. »Nur für den Fall, dass du mich nicht verstanden hast.« Sie ließ ihre Hand noch einmal über das Pfeilende gleiten. Glenn schloss für einen Moment die Augen. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. »Hände hinter den Rücken!«
Resigniert richtete er sich auf und ließ sich die Hände auf den Rücken binden. Der blonde Riese wartete erst gar nicht auf eine Aufforderung. Einen Pfeil im Oberschenkel hatte er seine Pranken bereits auf dem Rücken verschränkt, als sie sich ihm näherte. Wider Willen musste Alexander schmunzeln. Die zierliche Frau hatte die beiden Muskelmänner fest im Griff. Doch sein Lächeln erstarb, als sie sich zu ihm umdrehte und nach ihrem Dolch griff.
Sie deutete auf seine Fesseln. »Darf ich?«
Alexander bemühte sich, nicht allzu erleichtert Luft zu holen, als sie ihn von seinen Fesseln befreite. Er rieb sich die schmerzenden Handgelenke und versuchte es mit einem Lächeln. »Danke.«
Ihr Blick blieb an dem zerrissenen, blutverschmierten Ärmel seines Hemdes hängen. »Bist du verletzt?«
Alexander schüttelte den Kopf. »Geht schon.«
Sie nickte. »Keine Ursache. Einen Moment noch.« Sie drehte sich zu den Männern um und kniete sich neben den Bärtigen. »Ihr könnt es einfach nicht lassen, nicht wahr? Was verspricht sie euch eigentlich alles? Ihr könnt doch nicht allen Ernstes glauben, dass sie jeden einzelnen ihrer Helfer für seine Dienste entlohnen wird.« Sie lachte spöttisch. »Du warst einmal ein aufrichtiger Najade, Glenn, ein ausgezeichneter Kämpfer, ich verstehe dich nicht.«
Glenn strafte sie mit einem eiskalten Blick. »Du hast recht, Erin, das verstehst du nicht.« Er drehte den Kopf zur Seite, für ihn war das Gespräch beendet.
Erin zuckte mit den Schultern, erhob sich und bedeutete Alexander, ihr zu folgen. »Kannst du reiten?«
Alexander zögerte. Immerhin hatte er eben noch vor Glenn im Sattel gesessen. Das war ihm nicht besonders schwer vorgekommen. »Ich denke schon. Wir müssen uns beeilen. Ich … wir brauchen Hilfe.«
Erin warf ihm einen mahnenden Blick zu, ergriff wortlos das Zaumzeug der Pferde und führte sie neben sich her. Nach einigen Metern drehte sie sich um und grinste die Zurückgelassenen frech an. »Euch wird schon jemand auflesen.«
Glenn blickte verbissen zu Boden. Erin setzte ihren Weg fort, ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen. Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her.
Das Rauschen des Baches drang an Alexanders Ohren. »Hier lang.«
Ohne zu zögern, folgte sie ihm, und kaum waren sie im dichten Grün untergetaucht, band sie die Pferde an Bäumen fest und hielt Alexander ihre schmale Hand entgegen. »Ich heiße Erin.«
Er schlug ein. »Alexander. Meine Freunde und ich brauchen Hilfe.«
Sie schmunzelte. »Ach was. Das sagtest du schon. Was immer es ist, ich hoffe, du hast unseren beiden Helden nichts von deinen, euren Problemen erzählt.«
Ohne zu antworten, griff Alexander in Glenns Satteltasche und zog die goldene Kette mit den roten Steinen heraus. Erins Grinsen verschwand und sie erblasste.
»Woher hast du das?«, fragte sie tonlos.
»Das ist eine lange Geschichte. Wir … wir brauchen Hilfe.«
»Was ist mit Naomi?«
Alexander stutzte. Kannte Erin jeden in dieser unfreundlichen Gegend? Nur zu deutlich hatte er das Beben in der Stimme der jungen Frau wahrgenommen. Sie fuhr sich durch die Haare und blickte ihn ängstlich an.
»Keine Sorge, sie lebt, aber sie ist verletzt. Schwer verletzt, fürchte ich. Es ist nicht weit von hier.«
Erin faltete ihre Hände, um das Zittern zu verbergen. »Sie ist meine Schwester. Ich bin auf der Suche nach ihr.« Sie deutete auf ihren Fuß. Dort funkelten ebenfalls kleine, rote Steine an einem goldenen Kettchen. »Unser Vater hat sie uns geschenkt. Naomi muss vermutet oder gehofft haben, dass
Weitere Kostenlose Bücher