Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)
senkten sich die Lider und das Letzte, was sie spürte, war die weiche Mähne an ihrer Wange, bevor sie einschlief.
Kapitel 12
Obdach
D as dunkle Grün lag hinter ihnen, die zwei Pferde trabten nebeneinander den mit feinen Kieselsteinen belegten Weg entlang.
Erin saß hinter ihrer Schwester im Sattel, die weiterhin fest verschnürt gegen den Pferdehals lehnte. Alexander teilte sich den schwarzen Hengst mit Anna, drückte sie fest an sich. Sie schlief tief, war nicht aufgewacht, seit sie Wald, Wolf und Magierin hinter sich gelassen hatten.
Links und rechts des Weges, der sich einen weiten Wiesenhang emporschlängelte, waren in unregelmäßigen Abständen Fackeln entzündet worden. In der Ferne konnte man den schwachen Umriss eines riesigen Blockhauses erkennen. Warmes Licht strahlte aus den vielen Fenstern den Hang herunter.
»Wie hast du uns nur gefunden, Bruderherz?« Erin grinste den rotblonden Mann, der an ihrer Seite lief und versuchte, mit den Pferden Schritt zu halten, erleichtert an.
»Du wirst es nicht glauben, aber es war eine Pixie. Ich habe sie durchs Fenster schimmern sehen und bin ihr gefolgt. Sie hat mich zu euch geführt. Was ist mit Naomi?«
Erins Grinsen verschwand. »Eine Dolchpalme. Ihr geht es nicht gut, Noah. Alexander hat sie gefunden. Wenn ich nicht gründlich danebenliege, gehört die Pixie, die du gesehen hast, zu ihm.«
Noah sah ihn aufmerksam von der Seite an. »Danke.« Sein Blick streifte Anna, die gefährlich hin und her schwankte. »Ich werde mich später auch um deine Freundin kümmern, Alexander. Ihr habt es fast geschafft.«
Vor der Veranda des großen Blockhauses brachten sie die Pferde zum Stehen. Behutsam zog Noah seine verletzte Schwester aus dem Sattel und trug sie die Treppen hinauf.
Alexander klopfte Anna sacht auf die Schulter. Zusammengesunken saß sie vor ihm, ihren Kopf an den kräftigen Pferdehals gelehnt. »Wir sind da. Du hast es geschafft.«
Anna nickte matt. »Müde«, murmelte sie.
»Ich weiß«, sagte er. »Halte dich einen Moment fest. Ich helfe dir beim Absteigen.« Er ließ sich aus dem Sattel gleiten und stöhnte auf, als seine Füße auf den Boden trafen. Die lange Reise war auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen, doch jetzt würde er Anna vom Pferd helfen, sie ins Haus tragen und dafür sorgen, dass sie sich endlich ausruhen konnte. Wer weiß, wie lange es dauerte, bis sie annähernd kräftig genug war, um heimzukehren.
Sanft zog er sie vom Rücken des Pferdes und sah sich suchend nach Erin um, als er aus den Augenwinkeln wahrnahm, wie sich die massive Haustür öffnete.
»Endlich, Erin, mein Kind. Du hast sie gefunden.« Mit langen, federnden Schritten lief ein drahtiger, schlanker Mann auf sie zu. Ihr Vater. Die Ähnlichkeit war verblüffend, er besaß dieselben flachsblonden Haare, wenngleich seine von feinen silbergrauen Fäden durchzogen waren. Er schob Noah und Naomi zur Tür hinein.
»Lauf nur hinterher, Alexander. Er ist vor Sorge fast umgekommen«, entschuldigte sich Erin, steckte zwei Finger in den Mund und ließ einen lauten Pfiff ertönen. Anna fuhr in seinen Armen zusammen, als ein etwa vierzehnjähriger Junge aus dem Haus gestolpert kam.
Vor ihnen stand das halbwüchsige Ebenbild des drahtigen Mannes, der eben noch hinter Sohn und Tochter verschwunden war. Kurze hellblonde Haare, die strubblig in alle Himmelsrichtungen abstanden, passten zu den pfiffigen, hellwachen Gesichtszügen. Auch er war groß und schlank. Schlaksig stand er vor seiner Schwester, die zu langen Arme vor der schmächtigen Brust verschränkt. Erin drückte ihm die Zügel der zwei Pferde in die Hand und schickte ihn mit einer scheuchenden Handbewegung fort.
»Sieh zu, dass sie versorgt werden, Nico. Meins ist den ganzen Tag gelaufen. Die Pferde brauchen …«
Der blonde Jüngling grinste. »Ich weiß schon, was sie brauchen, Schwesterchen.«
»Kannst du dich auch um dieses Monster kümmern?« Erin wies auf Oskar, der trotz der langen Reise offensichtlich noch lange nicht am Ende seiner Kräfte war und hechelnd zwischen den Pferden hin und her lief. Erins Bruder betrachtete den riesigen Hund argwöhnisch und näherte sich ihm misstrauisch. Oskar entschied zwischen Freund und Feind in Sekundenbruchteilen. Ebenso wie Anna hatte er den schlanken Jungen augenblicklich seinem stetig wachsenden Freundeskreis hinzugefügt. Schwanzwedelnd sprang er auf ihn zu, setzte sich neben ihn und drückte ihm die nasse Schnauze in die Seite. Nun strahlte Nico
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