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Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition)

Titel: Unter dem Feuer - Silvanubis #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Greco
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um einiges älter, als Alexander bei seiner Ankunft angenommen hatte. Als er vorhin aus dem Haus gelaufen kam, waren seine Schritte federleicht gewesen, sodass Alexander ihn auf höchstens fünfundvierzig geschätzt hatte, doch bei näherem Hinsehen erkannte er, dass er die sechzig schon seit einiger Zeit überschritten haben musste. Viele winzige Falten hatten sich in das sonnengegerbte Gesicht gegraben, besonders um die Augen herum hatten sie weiße Linien gemalt. Er schien Humor zu besitzen oder zumindest viel zu lachen. Der Hausherr senkte den Blick und griff mit der schlanken, kräftigen Hand nach Alexanders.
    »Ich heiße Richard, bin Naomis Vater und danke dir, mein Junge. Ich danke dir, dass du mir meine Tochter …«, er hielt inne, sein Blick streifte Erin flüchtig, »… meine Töchter zurückgebracht hast.«
    Alexander sah ihn erstaunt an. Woher wusste er? Erin war doch die ganze Zeit bei ihm gewesen. Nun lächelte der alte Mann und wies auf Naomi. Ein Kissen im Rücken saß sie auf einer schmalen Liege, die sich etwas abseits in einer Ecke des Zimmers befand. Sie war bei Bewusstsein, auch wenn sich ihre Lider immer wieder senkten. Am Rand hockte Noah, groß und schlank, nicht ganz so asketisch gebaut wie sein Vater oder Bruder. Er war muskulöser, kräftiger und der rötliche Schimmer seiner Haare unterschied ihn erkennbar von seinen Geschwistern. Er musste der Älteste sein, sicherlich über dreißig. Die schulterlangen Haare hatte er im Nacken mit einem schmalen Lederriemen nachlässig zusammengebunden. Seine Aufmerksamkeit galt seiner Schwester. Konzentriert flößte er Naomi schluckweise eine Flüssigkeit ein, die sie widerwillig trank. Außerdem hatte er sich um ihre Schulter gekümmert. Ein sauberer weißer Verband blitzte unter ihrem Hemd hervor, dessen Ärmel kurzerhand abgeschnitten worden war. Nun lag der Arm in einer Schlinge vor ihrem Oberkörper.
    »Naomi hat mir berichtet, dass du sie gefunden hast«, erklärte Richard. »Deine Freundin hat sie mit Tee versorgt, während du Hilfe gesucht und gefunden hast.« Er schickte ein knappes Lächeln in Erins Richtung.
    Alexander hustete verlegen. Von wegen Freundin. Zufall, das war doch alles nur ein Zufall gewesen.
    Die knochige Hand drückte Alexanders noch einmal. Dann verschränkte Richard die Arme vor der Brust. »Ich stehe tief in deiner, in eurer Schuld und heiße dich in unserem Heim herzlich willkommen. Bitte bleibt, solange ihr möchtet.«
    Alexander räusperte sich. Gut, dass Anna oben schlief. Solange ihr möchtet  … Wenn es nach ihr ginge, dann wäre sie bereits auf dem Heimweg. »Danke, Richard. Ein bisschen Schlaf kann bestimmt nicht schaden. Ich bleibe gern und ruhe mich ein wenig aus. Aber eigentlich war es Zufall, dass ich Naomi und Erin gefunden habe.«
    »Papperlapapp.«
    Alexander fuhr herum. Im Türrahmen stand eine rothaarige, kräftige Frau mit Stupsnase und Sommersprossen. Sie trug ein pfirsichfarbenes kurzärmliges Baumwollkleid, über das sie eine riesige gelbe Schürze gebunden hatte. Eine Vielzahl von Flecken in unterschiedlichen Braunschattierungen verlieh dem Kittel ein raffiniertes Leopardenmuster. Mühelos balancierte sie ein Tablett, auf dem Alexander zwei große Tonkrüge sowie Brot und Käse erkannte. Sein leerer Magen meldete sich umgehend und knurrte so laut, dass er betreten auf den Boden blickte. Die Frau setzte das Tablett mit einem Scheppern auf den Tisch, sodass er erschrocken zusammenfuhr.
    »Papperlapapp«, wiederholte sie. »Von wegen Zufall.« Ihre großen, runden Augen strahlten ihn erfreut an und funkelten schließlich verräterisch. Mit der schmutzigen gelb-getupften Allzweck-Schürze wischte sie sich lachend die Tränen aus dem Gesicht und lief auf ihn zu. Ehe er sich versah, hatte sie ihn aus dem Stuhl gezogen und an ihren mächtigen Busen gedrückt. »Papperlapapp«, wiederholte sie ein drittes Mal, nun jedoch ein wenig leiser. »Du hast mir meine Kinder zurückgebracht! Ob Zufall oder nicht. Allerdings bist du von drüben und nun haben wir den Salat.«
    Erin bemühte sich vergeblich um eine ernste Miene. »Das, Alexander, ist meine Mutter.«
    Die rothaarige Frau wischte sich die Hände an dem Leopardenkittel ab und streckte ihm die rechte entgegen. Kurz verweilte sein Blick auf ihrem freundlichen, spitzbübischen Gesicht, das von einer gewaltigen Lockenpracht umrahmt wurde. Einige silberne Strähnen verliehen ihrem üppigen roten Haar einen beinahe übernatürlichen Glanz. »Sei uns

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