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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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gestürzt war. Er erinnerte sich an die, die auf seine Anordnungen hin gekämpft hatten und gefallen waren. Männer, die, wie Herrick es richtig formuliert hatte, niemals die Freiheit gekannt hatten, das in Frage zu stellen, was man ihnen befohlen hatte.
    Adam würde sich sicher auch an die vielen Gespräche erinnern, die sie geführt und dabei vom anderen gelernt hatten. Er war stark und unnachgiebig, doch seine Liebe kannte keine Zweifel.
    Herrick fuhr fort: »Die Amerikaner sind – glücklicherweise – ein Volk von Elstern. Sie brauchen viel Zeit, um sich von Sachen zu trennen, die vielleicht später einmal von historischem Interesse sind.« Eine Handbewegung galt dem Gerichtsdiener. Und dann wartete er, daß ein großes, in Leinwand gebundenes Buch geöffnet wurde.
    Unbewegt fuhr Herrick fort: »Dies ist das Strafbuch der
Reaper
. Es enthält mehr als fünfhundert schriftliche Berichte oder Aussagen Sterbender. Dieser Kapitän hatte seinen Rang noch nicht lange. Und dies war sein erstes selbständiges Kommando. Und doch liest sich dieses Buch wie ein Kapitel aus der Hölle!«
    Bolitho spürte förmlich Tyackes plötzliche Anspannung. Er wollte reden. Doch Herrick wußte selber, was ein Tyrann auf dem Achterdeck alles anrichten konnte. Bolitho war auf der
Phalarope
vor vielen Jahren sein Kommandant geworden, weil der Vorgänger entfernt werden mußte – ein weiterer Tyrann.
    »Um zu jenem Tag zurückzukehren, meine Herren. Die Meuterei, von der wir jetzt zu reden haben, wurde inspiriert und ermutigt durch die Amerikaner, die das unglückliche Schiff enterten. Natürlich gab es an Bord schon Rädelsführer, aber ohne die Hilfe der Amerikaner und ihre helfende Gegenwart… Wer kann ehrlich sagen, er wüßte, was ohne sie geschehen wäre?« Er starrte auf die Papiere.
    »Rache ist eine fürchterliche Krankheit, doch in diesem Fall war sie vermutlich unvermeidlich. Wir wissen, daß der Kapitän der Reaper an den Folgen der Auspeitschung starb, die man ihm an diesem Tag angedeihen ließ.« Er sah mit hartem Blick kurz auf. »Ich weiß von gemeinen Seeleuten, die unter rechtmäßigen Peitschenhieben starben. Wir dürfen nicht zulassen, daß der Vollzug den Grund überschattet oder zerstört.«
    Zwei Armeeoffiziere gingen an den geschlossenen Türen vorbei, ihr lautes Gelächter verstummte jäh, als ihnen bewußt wurde, was hier drinnen geschah. Herrick runzelte die Stirn. »Diese Beobachtungen stehen in meinem Bericht, den Ihre Lordschafte n erhalten werden.« Sein Blick suchte Bolitho. »Wenn ich wieder in England bin.«
    Die Fregatte
Wakeful
hatte schon Vorräte und Wasser gebunkert, als er an Land gerudert wurde. Nachdem sie hier ihren Auftrag erfüllt hatte, würde sie nach England zurückjagen, um neue Befehle entgegenzunehmen. Herrick würde sich auf ihr einschiffen – um wieder »unterhalten« zu werden.
    Herrick entdeckte ein Flakon mit Wasser, doch er verwarf die Idee einer Erfrischung. »Meine wohlüberlegte Ansicht in dieser elenden Affäre ist diese: Die beiden Rädelsführer, Alick Nisbett, Wachtmeister, und Harry Ramsay, Vollmatrose und Großtoppgast, sollen in Haft bleiben. Für sie wird die Höchststrafe empfohlen.«
    Bolitho sah Adam die Fäuste zusammenpressen, bis seine Knöchel weiß unter der gebräunten Haut hervortraten. Von Ramsay, dessen zerrissener Rücken lebender Beweis für das Strafenbuch war, hatte er schon mal auf der
Anemone
gehört. Der andere überraschte ihn. Der Wachtmeister war immer Garant für Disziplin und, falls nötig, auch für Bestrafungen an Bord eines königlichen Schiffes – und für gewöhnlich dafür von jedermann gehaßt.
    Und nun die anderen. Er wollte aufstehen, für sie sprechen, die er nicht einmal kannte – doch das hätte mit Sicherheit zerstört, was es noch an Hoffnung für sie gab.
    Herrick fuhr fort: »Meine weitere Instruktion lautet: Alle anderen betroffenen Seeleute und Seesoldaten werden stehenden Fußes wieder an ihre Posten zurückkehren. Sie haben genug gelitten. Und dennoch wollten oder konnten sie nicht, als man es ihnen befahl, auf Schiffe dieser Marine feuern, wobei sie sich nicht darum kümmerten, was diese Weigerung für sie bedeuten würde.«
    »Teufel noch mal«, rief Tyacke. »Dafür kreuzigen sie ihn in London.« Er drehte sich zu Bolitho um, und seine Augen verrieten seine Gefühle. Ein seltener Fall. »Das hätte ich nicht erwartet!«
    Ungerührt fuhr Herrick fort: »Ich werde darauf bestehen, daß sofort ein neuer Kapitän für

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