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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ich mir, nein, das hat er nicht vor, jedenfalls jetzt nicht.«
    »Warum nicht?« wollte Bolitho wissen.
    »Also, Sir Richard, er hatte alle Zeit, die er brauchte, und er konnte deutlich sehen, daß ich kein Schiff zu Hilfe hatte. Er hätte auch seine Boote zu Wasser lassen müssen, wenn er sich mit uns hätte anlegen wollen.« Er grinste.
    »Er hat sicher mehr Kanonen als die
Chivalrous
. Aber mit all den Booten, die er an Deck gezurrt hatte, hätten wir die Hälfte seiner Leute schon durch die Splitter von der ersten Breitseite erledigt.«
    Tyacke tauchte auf aus seinem stummen Nachdenken und fragte ohne Umschweife: »Boote? Wie viele waren es?«
    Lloyd hob die Schultern und schaute durch das beschmierte Fenster achteraus, als wolle er sichergehen, daß sein Schiff immer noch in Lee der
Indomitable
stand.
    »Doppelt so viel wie üblich, würde ich sagen. Mein Erster Offizier bestand darauf, daß auch das nächste Schiff der Amerikaner genauso ausgerüstet war.«
    »Auf dem Weg zu einer neuen Basis?« fragte Avery.
    »Da gibt es keine, es sei denn, sie nehmen uns eine weg«, warf Tyacke ein. Als Lloyd fortfahren wollte, hob er wieder die Hand. »Ich denke gerade nach. Mir fiel etwas ein, während ich Ihren Bericht hörte. Als entschieden wurde, daß der Sklavenhandel doch nicht so respektabel war und sich für zivilisierte Mächte nicht gehörte, hielten Ihre Lordschaften es für richtig, Fregatten auszurüsten, die den Handel unterbinden sollten. Schneller, besser ausgerüstet, gut trainierte Mannschaften und dennoch…« Er sah Bolitho jetzt direkt an. »Die konnten sie jedoch nie fangen. Die Sklavenhändler benutzten kleine Schiffe, fürchterlich stinkende Rümpfe, in denen Männer und Frauen in ihrem eigenen Dreck lebten und starben und von wo sie den Haien vorgeworfen wurden, ehe ein Schiff des Königs sie aufbringen konnte.«
    Bolitho schwieg, fühlte mit, erlebte mit, was Tyacke von seiner Zeit auf der
Larne
berichtete. Die Sklavenhändler hatten ihn bald gefürchtet:
den Teufel mit dem halben Gesicht.
    Unbewegt wie bisher fuhr Tyacke fort: »An der ganzen verdammten Küste, dort, wo die Flüsse in den Atlantik münden, Kongo, Niger, Gabun, lagen die Sklavenhändler dicht unter Land. Kein Kriegsschiff, das ihnen gefährlich werden konnte, wagte sich dorthin. Darum entgingen sie so lange ihrer Gefangennahme und gerechten Bestrafung.« Er blickte den jungen Kapitän an, der seinem Blick nicht auswich. »Ich glaube, Sie sind auf etwas gestoßen, was Sie nicht sehen sollten.« Er trat an die Karte und legte seine Hände auf sie. »Diesmal, glaube ich, hat sich unser Mr. York geirrt. Der Gegner hat Sie nicht verfolgt, weil er es nicht konnte, sondern weil er es nicht durfte.« Jetzt sprach er wieder zu Bolitho. »Diese Boote, Sir. Viele kleine Boote. Nicht um damit Sklaven an Bord zu holen, sondern um eine Invasionsarmee an Land zu setzen.«
    Bolitho spürte den Schreck und die Wahrheit dieser Überlegung wie einen Guß eiskalten Wassers ins Gesicht.
    »Sie transportieren Truppen wie auf den Großen Seen. Nur sind diesmal die Schiffe größer, weil auch das Ziel der Reise bedeutender ist!«
    Er mußte an den Hauptmann denken, der den ersten Angriff auf York überlebt hatte, und an die Berichte über einen Angriff drei Monate später. Vielleicht war der Eriesee bereits an die Amerikaner gefallen? Dann wäre die britische Armee abgeschnitten, selbst vom Rückzug abgeschnitten. Der junge Hauptmann hatte die Amerikaner bei York gut ausgebildete reguläre Truppen genannt.
    Bolitho antwortete: »Wenn diese Schiffe in die Fundy Bucht einlaufen und nach Norden abdrehen, nicht in Richtung Neuschottland, können sie Soldaten landen, die sich ihren Weg landeinwärts freikämpfen. Sie wüßten, daß Vorräte und Verstärkung auf sie warten, sobald sie den St. Lawrence-Strom erreicht hätten. Die Operation würde alle Grenzbezirke im Oberen Kanada abschneiden. Unsere Truppen wären gefangen wie Kaninchen in einem Sack.«
    Er schüttelte Lloyd zum Abschied herzlich die Hand.
    »Sie haben nicht gegen die Amerikaner gekämpft, Kapitän Lloyd, aber Ihre Nachricht kann uns immer noch den Sieg bringen. Ich werde dafür sorgen, daß Ihre Rolle gebührend anerkannt wird. Der alte Nelson würde das sicher besser ausdrücken. Er sagte immer wieder, daß die offiziellen Instruktionen für den Kampf kein Ersatz sind für die Initiative eines Kapitäns.«
    Mit belegter Stimme sagte Tyacke: »Ich begleite Sie von Bord, Kapitän Lloyd.«
    Als

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