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Unter dem Georgskreuz

Unter dem Georgskreuz

Titel: Unter dem Georgskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Handschrift eines Gelehrten hatte. Man könnte meinen, daß er selber auch keine Zukunft mehr haben wollte.
    Bolitho nahm die Notizen, die Avery gebracht hatte, und sagte: »Wieder ein Tag. Vielleicht treffen wir auf einen Kurier aus Halifax. Konteradmiral Keen hat vielleicht bessere Nachrichten.«
    »Diese amerikanischen Schiffe, Sir – wollen die uns angreifen?« wollte Avery wissen.
    »Was immer sie vorhaben, George, ich brauche jeden Trumpf, den wir haben. So wie ich jedem Offizier alles abverlangen werde, wenn wir denn kämpfen müssen.«
    Avery sah zu Yovell hinüber und senkte seine Stimme: »Sie haben von dem Brief an den Kapitän erfahren, Sir?«
    »Ja, eben. Ich akzeptiere und respektiere Ihre Gefühle und Ihr Zögern, darüber zu reden.« Er unterbrach sich.
    »Dennoch ist James Tyacke nicht nur Kommandant meines Flaggschiffs, sondern er
ist
auch das Schiff, auch wenn er das gern bezweifelt.«
    »Ja. Es tut mir leid, Sir Richard! Ich dachte…«
    »Entschuldigen Sie sich nicht. Loyalität hat viele Kleider.«
    Sie schauten zur Tür, als der Posten meldete: »Der Erste Offizier, Sir!«
    Leutnant John Daubeny trat in die Kajüte und lehnte sich auf dem schwankenden Boden weit über. Schlank wie er war, sah er aus wie ein betrunkener Seemann.
    »Der Kapitän läßt melden, Sir Richard, daß die
Taciturn
signalisiert hat: Segel in Sicht im Nordwesten.«
    »Der wird’s schwer haben, zu uns zu stoßen, Sir«, bemerkte Avery.
    »Einer von uns, meinen Sie?«
    Avery nickte. »Die
Chivalrous
. Es kann nur sie sein. Sonst würde sie abdrehen und mit dem Wind fliehen!«
    Bolitho lächelte über sein Urteil. »Ich stimme zu. Dank an den Kommandanten, Mr. Daubeny. Lassen Sie ein Signal setzen. An alle. Alle unsere Schiffe werden es weitergeben.
Zur Flagge aufschließen!
«
    Er konnte sie sehen, diese winzigen Farbpunkte, die an der Flaggleine aufbrachen und von Schiff zu Schiff weitergegeben wurden. Die Befehlskette, die totale Verantwortung. Daubeny wartete und prägte sich alles ein, was er sah, um seiner Mutter im nächsten Brief davon zu berichten.
    Bolitho sah zum Skylight empor. Tyacke und sein Schiff. Ein einsamer Mann, vielleicht einsamer als je.
    »Ich komme um sieben Glasen an Deck, Mr. Daubeny.« Doch der Erste Offizier war bereits verschwunden, wahrscheinlich wehten die Signale schon aus. Er berührte unter dem Hemd das Amulett.
Bleib bei mir, liebste Kate. Verlaß mich nicht.
    Am späten Nachmittag trafen sie mit der
Chivalrous
zusammen, der Fregatte mit dreißig Kanonen.
Indomitable
und die anderen Schiffe hatten mehr Segel gesetzt, um den Treffpunkt schneller zu erreichen. Kapitän Isaac Lloyd könnte dann nach seinem Besuch des Flaggschiffs vor der Dunkelheit aufsein Schiff zurückkehren.
    Lloyd war ganze achtundzwanzig Jahre alt, doch er sah aus wie ein älterer, erfahrener Offizier. Dunkle, feste Augen. Seine ausgeprägten Gesichtszüge erinnerten an einen wachsamen Fuchs. Er benutzte die Karte in Bolithos Kajüte, und seine Finger deuteten dabei auf die Positionen, die York schon geschätzt hatte.
    »Sechs alle zusammen. Ich traute meinen Augen kaum, Sir Richard. Wahrscheinlich alles Fregatten, auch ein paar große!« Wieder tippte er auf die Karte. »Ich signalisierte der
Weazle
, so schnell wie möglich nach Halifax zu segeln. Aber ich na hm an, die Yankees wollten das verhindern.« Er lachte kurz und bellend. In der Tat ein Fuchs, dachte Bolitho. »Aber es schien uns gar nicht zu geben. Sie segelten nach Nordosten weiter, ganz kühl, könnte man sagen. Ich nahm mir vor, den letzten zu beharken. Also setzte ich die Bramsegel und die Royals und jagte hinterher. Da änderte sich dann die Situation. Ein paar Signale wurden gewechselt, und dann eröffnete die letzte Fregatte mit ihrem Buggeschütz das Feuer auf mich. Ich muß zugeben, Sir Richard, sie schössen verdammt gut!«
    Bolitho spürte Tyacke neben sich. Er hörte zu und überlegte sich sicher, was er an Lloyds Stelle getan hätte. Yovell schrieb eifrig mit, ohne den Kopf zu heben. Avery hielt ein paar von Yorks Notizen in der Hand. Er las sie nicht, und sein Gesicht war gespannt.
    Lloyd fuhr fort: »Dann wurde es ein bißchen zu heiß. Ich kürzte also wieder Segel, aber da hatte mir der verdammte Yankee schon eine Rah abgeschossen und mein Großsegel vollständig durchlöchert. Ich dachte, er hätte den Befehl, zurückzubleiben und die
Chivalrous
in ein Gefecht zu verwickeln. Ich glaube, darauf hätte ich mich eingelassen. Aber dann sagte

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