Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition)
kann. Die Liebe, das muss man so sagen, führt manche vernunftbegabte Frau an die Seite von seltsamen Männern, im schlimmsten Fall von solchen, die mit Rucksack ins Büro gehen und sich die Zehennägel in der Küche schneiden.
Ich hätte zum Beispiel dem Albert von Monaco nicht mein Ja-Wort gegeben. Ich bin allerdings, um ganz ehrlich zu sein, auch nicht gefragt worden. Der Mann hat zu viel Bauch, zu viel Glatze bei ansonsten zu wenig gleichen Interessen. Ich hätte überhaupt keine Lust, bei den ganzen Staatsbanketten auf den Nachtisch zu verzichten,
Der Schlom gähnt! Ich nicke ihm freundlich und ermutigend zu. Es geht doch nichts über ein schlafendes Kind.
bloß um neben dem Monarchen-Moppel auf dem roten Teppich eine gute Figur zu machen. Nun, jetzt ist er ja zum Glück vom Markt, und ich muss mir diese Fragen gar nicht mehr stellen.
Wenn es um das heikle Thema Partnerwahl geht, verstehen Menschen ja oft nur wenig Spaß, und so manche Freundschaft hat nur Bestand, weil die besten Freundinnen sich nie gesagt haben, was sie wirklich von ihren jeweiligen Ehemännern halten. Ich bin sicher, auch im
Der Schlom fängt an zu meckern, windet sich und tritt mit seinen leckeren, prallen Weißwurstbeinchen in die Luft.
Ich rufe mit meiner lieblichsten Kindergärtnerinnenstimme: «Mein Schlömchen, lass deine Mama doch noch ein bisschen arbeiten! Schau mal, was ist das denn Tolles!?»
Ich drücke dem widerwilligen Kind eine Plastikgiraffe in die Hand und schreibe gehetzt weiter:
Bekanntenkreis von Elizabeth Taylor hat sich der ein oder andere mächtig auf die Zunge beißen müssen, als sie mit dem struppigen Bauarbeiter Larry Fortensky ankam. «Unbalanciertes kognitives System» heißt das, wenn meine Freundin einen anderen Geschmack hat als ich und sie das auch ganz klar so sagt. Das habe ich aus dem hochinteressanten Buch «Alles über die Liebe» von Professor Manfred Hassebrauck gelernt.
Der Mann weiß alles über die Geheimnisse der Partnerwahl. Leider kann der Professor meine Theorie nicht bestätigen, dass Paare, die einander ähnlich sehen, besonders gute Chancen auf eine lange und zufriedene Ehe haben – so wie Prinz Charles und Camilla beispielsweise, mit ihren lustigen Pferdegesichtern, oder Victoria von Schweden und Daniel, die beiden freundlichen Bratpfannen. Statistisch bedauerlicherweise nicht belegbar, ich glaube es aber trotzdem.
«Hingegen eindeutig erwiesen ist»,
Der Schlom schreit wütend. Die Giraffe ist ihm aus der Hand gefallen. Ich gebe sie ihm zurück.
sagt mir Herr Hassebrauck, «dass Paare sich im Laufe der Zeit äußerlich immer ähnlicher werden und Gemeinsamkeiten das Schmiermittel einer guten Beziehung sind. Wenn zwei ohnehin das Gleiche vorhaben, dann müssen sie sich nicht streiten. Deswegen haben Verbindungen, die über Partnerschaftsagenturen im Internet zustande kommen, höhere Haltbarkeitsquoten. Dort wird gezielt nach Übereinstimmungen gesucht.»
Und was muss übereinstimmen?
Der Schlom schreit mich böse an. Die Giraffe langweilt ihn offensichtlich. Ich versuche, ihn zu ignorieren.
Klugheit und Humor schon mal nicht, das beweist mein lustiger und gescheiter Freund Heiner, der eine so unerträglich doofe, junge und fade Tusnelda geheiratet hat, dass er sie bei Abendeinladungen getrost vor der Tür vergessen könnte – es würde niemandem auffallen, und wenn doch, würde es niemanden stören.
«Die interne
Der Schlom steigert seine Lautstärke und ist jetzt ein echter Störfaktor. Konzentration unmöglich. Ich muss härtere Geschütze auffahren. Ich greife nach dem «Activity Center» – jener bunten, knisternden, blinkenden Erlebnisdecke mit Spielebogen – und hänge sie mir über die linke Schulter. Es ertönt in Endloswiederholung die nervtötende digitale Melodie von «Fuchs, du hast die Gans gestohlen».
Der Schlom schweigt verblüfft und betrachtet seine ganz offensichtlich durchgeknallte Mutter mit stillem Mitleid.
Buchführung muss stimmen», erklärt Professor Hassebrauck solch sonderbaren Paarungen, «und es sollte Übereinstimmung in drei wesentlichen Punkten geben: bei der Einstellung zu Treue, zu eigenen Kindern und beim Bedürfnis nach Nähe beziehungsweise nach Unabhängigkeit. Im Übrigen profitieren Männer von jüngeren Partnerinnen: Je jünger sie im Vergleich zu ihm ist, desto höher ist seine Lebenserwartung. Frauen hingegen leben mit einem gleichaltrigen Partner am längsten.»
Dann werden uns Jean
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