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Unter dem Safranmond

Unter dem Safranmond

Titel: Unter dem Safranmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Vosseler
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eintreffen und wir verhandelt haben.« Er musste Mayas bestürzten Blick richtig gedeutet haben, denn er fügte hinzu: »Nicht lange. Nur einige Tage.« Maya nickte, obwohl sich alles in ihr gegen diese neue Umgebung sträubte. Solange sie Rashad an ihrer Seite wusste, fühlte sie sich sicher, hatte sie schon beinahe vergessen, dass sie diese »Reise« nicht aus freien Stücken unternommen hatte. Doch jetzt verspürte sie Angst.
    »Wo werden Sie sein?«, hakte sie deshalb nach, in der Hoffnung, er würde sie damit beruhigen, weiterhin über sie zu wachen. Stattdessen wich er ihrem bittenden Blick aus, betrachtete eindringlich ihr Pferd und strich über den Hals des Braunen.
    »In der Nähe«, verkündete er knapp, und seine Stimme war spröde. »Djamila wird bei Ihnen bleiben.« Er klopfte zärtlich auf die Backe des Tieres und trat zurück, seine Miene undurchdringlich.
    Die Frau namens Sa’adiyah winkte Maya mit eifrigen Gesten zu sich heran. » Marhaba ,willkommen!«, rief sie fröhlich, und widerstrebend ging Maya ihr entgegen, dicht gefolgt von Djamila. Am Tor drehte sie sich noch einmal um. Rashad stand in der Sonne, die so hoch stand, dass sein Körper keinen Schatten warf, und sah ihr nach, bis Sa’adiyah Maya mit Zischlauten weiter hineinlockte und das Tor hinter ihnen zuzog. Als es ins Schloss fiel, glaubte Maya, die Luft zum Atmen würde ihr genommen, und dankbar erwiderte sie den Druck von Djamilas Fingern, die sich um die ihren geschlossen hatten.
    Rashad al-Shaheen starrte auf das längliche Halbrund des Holztores. Sein Sultan erwartete ihn, würde mit Freuden hören, dass der erste Teil des Planes geglückt war, bis ins Detail wie von Rashad beabsichtigt. Er hätte erleichtert sein müssen.
    Doch er war es nicht.

10
     »Wie weit ist es noch?«, rief Ralph Muhsin zu, während das Kamel unter ihm nur unwillig, erst auf das gute Zureden eines der Araber hin in die Knie ging und dabei den winzigen Sattel zwischen seinen Höckern in beträchtliche Schwingungen seitwärts versetzte. Muhsin verdrehte die Augen zum goldglänzenden Abendhimmel und bat stumm Allah um Beistand. Seit fünf Tagen, seit sie den Pass von Talh hinter sich gebracht hatten, war es bei jeder Rast dasselbe Spiel: Kaum hatten sie einen Lagerplatz auserkoren, kam auch schon diese Frage des Engländers, jedes Mal in demselben ungeduldigen, drängenden Tonfall vorgebracht. Noch ehe das Tier seinen massigen Leib gänzlich abgesenkt hatte, was nur in ruckartigen Schüben vor sich ging, war der Lieutenant schon heruntergeklettert, erleichtert, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Der ungewohnte Passgang der Tiere, die andere Formung des Sattels, die ihn dazu zwang, sich hinzukauern, die Beine eng und in seltsamer Stellung anzuziehen, strapazierten seine Muskeln, ebenso wie die Langsamkeit, in der sich ihre kleine Karawane vorwärtsbewegte, an seinen Nerven zerrte. Intuitiv trat er zwei große Schritte zurück – in weiser Voraussicht, denn das Kamel wandte den Kopf in seine Richtung, reckte ihn auf dem langen Hals vor, zog die weich fallende, gespaltene Oberlippe empor und entblößte so unter angrifflustigem Röhren das geöffnete Gebiss gelblicher, abgeschliffener Zähne.
    »Geduld, said – Geduld«, leierte Muhsin seine übliche Antwort herunter, während er sein eigenes Reittier zufrieden zwischen dem Haarbüschel am Oberkopf des langen Schädels kraulte.
    Ralph schritt im Sand umher, um seine Beine zu lockern, und nahm dabei die Gegend genau in Augenschein, bis hin zu der tiefbraunen Bergkette am Horizont. Er kniff die Augen zusammen, vermeinte davor die Umrisse von Dörfern ausmachen zu können und stöhnte leise auf. Einen Großteil ihrer Verspätung hatten auch die Bewohner der hinter ihnen liegenden wadis verschuldet, die angesichts der beiden fremden, hellhäutigen Männer ihre Neugier nicht hatten zügeln können, flink herbeigelaufen kamen, die Kamele umringten und sie aus dem Pulk heraus herzlich zu Kaffee, gedörrtem Ziegenfleisch und Fladenbrot in ihre einfachen Behausungen einluden, wo sie sie mit den dazugehörigen Fragen nach dem Woher und Wohin löcherten. Ralph hatte Muhsin befohlen, ihnen zu erklären, dass sie in größter Eile waren; doch Muhsin hatte ihn erstaunt angesehen und ihm dann deutlich zu verstehen gegeben, wie unhöflich es wäre, dieses Angebot der Gastfreundschaft nicht anzunehmen. Es wäre doch unklug, es sich mit dem Wohlwollen der hier ansässigen Menschen zu verscherzen, nicht wahr,

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