Unter dem Safranmond
war, wie vom Salzwasser der Meere getränktes Holz. Sie erschrak, als ihre Finger an das kalte Metall seiner Patronengurte stießen, aus denen er sich gleich darauf herauswand. Maya hörte ein feines Klingeln, als er sie beiseitelegte, und noch eines, als er seinen Gürtel öffnete, und sie hielt inne. Ein Geräusch, das ihr bekannt vorkam, wenn auch vor einiger Zeit zum letzten Mal gehört, und sie brach in stummes Lachen aus, als ihr einfiel, wo. Mein Traum – es ist dasselbe wie in meinem Traum …
Schicht um Schicht schälten sie sich aus ihren Kleidern, bis nur noch Haut auf Haut blieb. Maya schmiegte sich an ihn, bedeckte ihn mit ihrer Nacktheit. Wie absurd , schoss es ihr durch den Kopf, völlig absurd, was ausgerechnet wir beide hier tun . Doch dieser Gedanke zerplatzte sogleich unter dem seligen Seufzen, das tief aus ihr herauskam, als er Mund und Hände über ihren Körper wandern ließ. Wie sie einander begegnet waren, was hinter ihnen lag oder auf sie zukommen mochte – davon hatte nichts Platz in diesem kleinen Zelt mitten in der Wüste, unter dem Safranmond. Hier waren sie nur ein Mann und eine Frau, die einander begehrten. Als er in sie hineinglitt, setzten ihr Atem und Herzschlag für einen Augenblick aus, ehe beides zu einem schnelleren Rhythmus zurückfand, demselben Rhythmus, in dem sie sich miteinander, ineinander bewegten. Und Maya war, als rutschte sie in seinen Armen auf eine Klippe zu, langsam und stoßweise, bliebe in einer heiklen Balance auf deren Kante liegen, bevor sie einatmete und fiel, hinunter in das tiefe, tiefe Meer.
Sie war alleine, als sie am nächsten Morgen erwachte, ihre Blöße sorgsam zugedeckt. Eilig kleidete sie sich an und verharrte dann doch minutenlang regungslos im Inneren des Zeltes, ehe sie sich einen Ruck gab und hinaustrat. Rashad kehrte ihr den Rücken zu und lud gerade den letzten gefüllten Wasserschlauch auf sein Pferd. Mayas Herz schlug schnell und angstvoll, voller Furcht, dass es ihm nichts bedeutet haben mochte, es nicht mehr gewesen war als ein nächtlicher Rausch, dem im hitzeflirrenden Tageslicht die Ernüchterung folgte. Doch als er sich umwandte, sah sie, dass dem nicht so war. Lange sah er sie an, bis er schließlich lächelte, und Maya wusste, dass er ebenso fühlte wie sie.
Zwei Tage blieben ihnen, und eine Nacht. Zwei Tage, an denen sie sich zu Pferd durch die Wüste kämpften, von Brunnen zu Brunnen, nur in Begleitung von Staub und Sand, vereinzelt herumhuschenden Echsen und einer Schlange, die mit panischen Seitenwindungen machte, dass sie davonkam. Tage, in denen sie nicht sprachen, denn sie waren jenseits aller Worte angelangt. Blicke genügten, die Art, wie sich manchmal ihre Reittiere nebeneinanderschoben und sich ihre Knie streiften. Rashads Hand, die für einen kurzen Moment die ihre nahm. Eine Nacht, in der sie mit Berührungen alles sagten, was es noch zu sagen gab. Ein Mann und eine Frau, fernab aller menschlichen Begriffe von Gut und Böse, jenseits der Grenzen, die Menschen sich schufen. Zwei Seelen, die sich gefunden hatten, ohne je auf der Suche gewesen zu sein. Das Paradies, mitten in Sand, Staub und Hitze.
Es war an ihrem dritten Tag in der Wüste der Ramlat as-Sabatayn, und die Pferde bekamen wieder festeren, steinigen Grund unter die Hufe, der sie leichter vorwärtskommen ließ, als Rashad unvermittelt seinen Fuchs zum Stehen brachte.
»Was ist?« Maya zügelte ebenfalls ihr Pferd. Er schüttelte den Kopf und legte den Finger an die Lippen, wandte den Kopf, als er in alle Richtungen lauschte, sein Gesicht in konzentrierter Aufmerksamkeit angespannt. Auch Maya horchte; doch außer dem Zischen des Windes, wenn er über den Boden fegte und Sandfähnchen durch die Luft flattern ließ, war für sie nichts zu hören.
»Sie kommen«, sagte er schließlich im Tonfall nüchterner Feststellung.
Maya schloss die Lider. Es war wie ein Vibrieren auf der Haut, das die feinen Härchen auf den Armen entlangstrich. Ein sachtes Zittern in der Magengegend. Als wäre ihr Körper feiner gestimmt als ihr Ohr. Doch Maya konnte nicht ausmachen, woher es kam, und öffnete die Augen wieder.
»Zwei Trupps«, erklärte Rashad. »Einer von dort«, er zeigte leicht versetzt in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Araber. Meine eigenen Männer und welche des Sultans. Der andere von da«, er wies schräg nach vorne, in das grelle Licht der schon tief stehenden Nachmittagssonne hinein, sodass Maya die Augen zusammenkneifen, sich schließlich
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