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Unter dem Safranmond

Unter dem Safranmond

Titel: Unter dem Safranmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Vosseler
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wurden erhört – meine Tage in dem Dreckskaff sind gezählt! Gut, ein paar Monate habe ich noch vor mir – aber nächstes Jahr im Dezember darf ich wieder zurück zu den Guides! Zurück nach Indien, in meine schönen Berge! Was sagst du dazu?«
    Maya ertrug es nicht länger, wand sich aus seinen Armen und trat ans Fenster, umschlang fest ihren Oberkörper, damit sie nicht in der Mitte auseinanderbrach.
    »Freust du dich gar nicht?« Er klang bitter enttäuscht, wie ein Kind, dessen selbst gebasteltes Weihnachtsgeschenk nicht den erhofften Anklang fand.
    »Doch, natürlich freue ich mich für dich«, gab sie schnell zurück, ein künstliches Lächeln auf den Lippen, das ihr die Tränen in die Augen trieb. Angespannt auf der Unterlippe kauend, sah sie hinab auf den Sydney Place.
    »Du … du musst keinesfalls mit zurück nach Aden«, hörte sie ihn hilflos sagen, ratlos. »Du kannst in Oxford bleiben – oder wo immer du willst. Das eine Jahr überstehen wir jetzt auch noch! Du musst nur meine Flut an sehnsüchtigen Briefen ertragen, mit denen ich dich überschütten werde.« Er beendete den Satz mit einem dünnen Lachen, das unsicher geriet. »Maya?«
    Verzeih mir, Ralph. Maya wischte sich mit dem Fingerknöchel die Tränen weg, die ihr über die Wangen liefen, und holte tief Luft. »Ralph, ich erwarte ein Kind.«
    Nie im Leben hatte Maya etwas Grauenvolleres gesehen als die leuchtende Hoffnung und Freude, die sich auf seinem Gesicht ausbreitete, dann in sich zusammenfiel, als er begriff, nachrechnete, schließlich Hass, der in seinen Augen aufloderte. »Wer?«, fragte er grob in den Raum hinein. »Dieser … dieser Burton?«
    Maya schüttelte den Kopf, den Blick auf die herbstliche Farbpracht der Bäume von Sydney Gardens geheftet, die durch Tüll und Tränen zu grellen Klecksen vor ihren Augen verschwamm.
    »Du lieber Gott«, hörte sie ihn stöhnen, spürte einen Luftzug, als er zum Fenster sprang, sie hart am Arm packte. »Wer hat dir das angetan? Warum hast du nichts gesagt, verdammt noch mal?« Er verschluckte sich an seinen eigenen Sätzen.
    Alles hätte sie aushalten können, nur nicht sein zorniges Schluchzen, das bei sich zu behalten ihm misslang. Es wäre so leicht, Maya – so leicht … nur eine kleine Lüge, und er würde dir vergeben, und alles wäre gut … Doch Maya ging diese einfache, kleine Lüge nicht über ihre Lippen. Eine Lüge, die vielleicht ihre Ehre gerettet hätte. Aber sie war kein Opfer. Das zu behaupten hieße, sich aus ihrer Verantwortung zu stehlen, zu beschmutzen, was sie mit Rashad verbunden hatte, ihrem Kind den Makel anzuhängen, das Ergebnis einer Vergewaltigung zu sein.
    »Antworte mir! Du sagst mir auf der Stelle, wer von diesen Schweinen es war! Ich schwöre bei meinem Leben, ich bringe Coghlan dazu, dass er die gesamte Garnison darauf ansetzt, diesen Dreckskerl zu finden und in Stücke zu reißen!«, brüllte er.
    »Niemand«, schrie Maya in seine flammende Rede hinein. »Niemand hat mir etwas angetan!«
    Ralphs Hand, die eben noch so fest zugegriffen hatte, sank kraftlos herab. »Warum, Maya?«
    Sie schwieg, rieb sich die schmerzende Stelle an ihrem Oberarm.
    »Hast du geglaubt, du kämst dadurch frei? Oder … oder konntest du dir dadurch Vorteile verschaffen? Besseres Essen, genug Wasser?« Sie hörte, wie er verzweifelt nach Gründen suchte, ihren Fehltritt zu entschuldigen. Und jedes Wort, jedes Flehen darin, scheuerte ihre Seele bloß.
    Das ist dein Fegefeuer, Maya, dein ganz persönliches Fegefeuer. Gehe hin und tue Buße.
    Er packte sie erneut, schüttelte sie, als könnte er dadurch die für ihn erlösenden Worte aus ihr herauspressen. »Warum? Warum hast du das getan, Maya?!«
    Zwing mich doch nicht, dir wehzutun – bitte, Ralph, tu uns das nicht an!
    »Weil ich es wollte«, entfuhr es ihr, und sie spürte, wie sie sich mit diesen Worten fast selbst verletzte.
    Er ließ sie los und wich zurück, als hätte sie sich vor seinen Augen in einen Dämon verwandelt. Er wollte nicht wahrhaben, was er soeben gehört hatte, und schüttelte schwach den Kopf. Seine Hand, die Maya berührt hatte, zuckte vor ihr zurück, wischte über seine Hosennaht, als klebte etwas Ekelerregendes daran, von dem er sich befreien wollte. Sein Gesicht verzog sich zu einer grässlichen Fratze, sein schönes, sanftes, goldenes Gesicht.
    »Du …du …«, geriet er ins Stottern, während Maya Zorn in sich aufwallen spürte, als sie auf seinen verzerrten Zügen das scharlachrote Wort lesen

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