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Unter dem Safranmond

Unter dem Safranmond

Titel: Unter dem Safranmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Vosseler
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Tür in das Badezimmer, das klein und eng war, dafür aber sauber. Und an der Wand gegenüber thronte ein Ungetüm von Bett, aus beinahe schwarzem Holz, mit gedrechselten Pfosten und üppigen Federbetten, flankiert von zwei kastenähnlichen Nachttischchen in stumpfem Rotbraun.
    Nach der langen Reise – insgesamt zwei Nächte und anderthalb Tage – hatten sie hier nur rasch ihr Gepäck abgestellt, hatte Maya sich zurechtgemacht, während Ralph solange taktvoll draußen vor dem Zimmer auf sie gewartet hatte. Dann waren sie Hand in Hand zur Schmiede aufgebrochen. In der niedrigen weißgetünchten Werkstatt mit dem dunklen Schieferdach hatte der Schmied schließlich Hammer und Zange zur Seite gelegt und über dem Amboss, in Anwesenheit seiner Frau und seines Sohnes als Zeugen, Maya und Ralph getraut. So, wie sich seit einhundert Jahren unzählige Paare von schottischen Schmieden hatten trauen lassen. Paare, die aus England über die Grenze flohen, weil man in Schottland ohne elterliche Zustimmung auch unter einundzwanzig Jahren heiraten konnte und vor allem ohne große Formalitäten: keine vorab eingeholte Lizenz oder ein Aufgebot, das in der entsprechenden Kirche zu jedem Sonntagsgottesdienst mindestens drei Mal vor der Trauung verkündet werden musste. Nach schottischem Recht war jedes Eheversprechen gültig, das vor mindestens zwei Zeugen gegeben wurde, aber besonders beliebt war die Trauung durch einen Schmied. Denn so wie dieser Handwerker sonst glühendes Metall mit Metall unauflöslich miteinander verband, sollte er auch als »Priester des Ambosses« die Brautleute auf ewig zusammenschweißen. Und weil Gretna Green der schottische Ort war, der von England aus am schnellsten zu erreichen war, fanden sich hier besonders viele Liebespaare ein. Im Dorf war man bestens auf Hochzeiter und Flitterwöchner eingestellt, vor allem auf solche mit schmalem Geldbeutel.
    Das Knallen des Korkens scheuchte Maya aus ihren Gedanken auf, und Ralph reichte ihr eines der beiden langstieligen Gläser. »Auf uns«, verkündete er feierlich.
    »Auf uns«, wiederholte Maya. Die Gläser stießen mit einem feinen Klingeln zusammen, und der Champagner prickelte auf Mayas Zunge, rann kribbelnd ihre Kehle hinab.
    Ralph verzog das Gesicht und betrachtete verdrossen den Inhalt seines Glases. »Der schmeckt ja grauenhaft!« Er zog die Flasche am Hals halb wieder aus dem Kühler und musterte mit gerunzelter Stirn das Etikett.
    Maya legte den Kopf in den Nacken und lachte. Sie hatte kaum zwei Schlucke getrunken, und trotzdem fühlte sie sich bereits beschwipst. »Was erwartest du? Wir sind in Gretna. Hier heiraten diejenigen, die die Liebe einem luxuriösen Fest vorziehen! Wer hierher kommt, kann sich keinen teuren Champagner leisten.«
    Ralph sah sie an, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Du hast recht.« Er nahm ihr das Glas aus der Hand, stellte es zusammen mit seinem auf den Tisch und zog sie an der Taille zu sich heran. »Deshalb werde ich«, er drückte seine Lippen kurz auf die ihren, »morgen auch gleich meinem künftigen Colonel einen Eilbrief schicken, damit er mich als frisch verheirateten Lieutenant im Sold nach oben stuft und uns eine entsprechende Unterkunft zur Verfügung stellt.«
    »Ah, deshalb wolltest du mich unbedingt heiraten«, neckte Maya ihn, die Arme um ihn gelegt. »Allein des Geldes wegen!«
    »Natürlich«, bestätigte Ralph im Brustton der Überzeugung und bog ihren Oberkörper leicht nach hinten, schwang sie hin und her, hauchte zarte Küsse auf ihren Hals, »nur deshalb habe ich mir eine reiche Erbin ausgesucht.« Er setzte eine grüblerische Miene auf. »Oder sollte ich mich da etwa geirrt haben?« Lachend stemmte er sie hoch und wirbelte sie durch die Luft, dass Maya vergnügt aufjauchzte und in sein Lachen einstimmte, als sie wieder festen Boden unter die Füße bekam. Ralph zog sie so eng an sich, dass seine Stirn beinahe die ihre berührte. »Sie rauben mir den Atem, Mrs. Garrett«, murmelte er – Mayas Glück hätte nicht vollkommener sein können.
    Der Feuerschein warf sein geheimnisvolles, rotgoldenes Licht auf sie beide, hüllte sie ein in seine tiefen Schatten. Still war es jetzt, als alles gesagt war, nachdem sie sich bei einem einfachen Mahl aus Bauernbrot, Käse und Wein, am Boden sitzend, wie bei einem Picknick, selbst gefeiert hatten und auf ihre Tollkühnheit und ihren Mut angestoßen hatten; sich wieder und wieder das Versprechen gegeben hatten, dass nichts und niemand sie jemals mehr

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