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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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ich lieber woanders weiter.
    »Ich muss noch zahlen«, sagte sie und stand auf.

    »Guten Tag, sind Sie Frau Starker?«
    »Nein, warum?«
    Die Frau trug eine Schürze, an der Tür stand der Name Starker. Es war kaum anzunehmen, dass in diesem Mietshaus jemand wohnte, der eine Haushaltsangestellte hatte. Die große knochige Frau blickte sie abweisend an. Schwer zu sagen, wie alt sie war, zwischen Ende zwanzig und Mitte vierzig kam alles in Frage.
    »Ist Herr Starker vielleicht da?«
    »Warum?«
    »Ich möchte mit ihm sprechen.«
    »Tatsächlich?« Die schmalen Lippen der Frau verzogen sich zu einem abschätzigen, höhnischen Grinsen. »Solche wie Sie kennt der doch gar nicht.«
    »Ich bin Reporterin.«
    »Und wenn schon. Kann jeder sagen.«
    Klara zeigte ihren Presseausweis.
    »Eine englische Zeitung? Was soll das denn? Wir haben nix mit dem Ausland zu tun, wir sind einfache Leute.« Die Frau gab ihr den Ausweis zurück und wollte die Tür schließen.
    Klara schob einen Fuß vor und sagte schnell: »Der Holländer.«Die Tür kam knapp vor Klaras Schuhspitze zum Stehen.
    »Wir kennen auch keine Holländer.« Der Blick der Frau, ihr Zögern sagten etwas anderes.
    Im Türspalt, einen Kopf größer als die Frau, tauchte das Gesicht eines stämmigen Mannes auf, unrasiert. Unter der Strickjacke trug er ein Unterhemd. Seinem Blick nach zu urteilen hatte er gerade geschlafen, aber in seinen Augen standen Misstrauen und Furcht.
    »Was ist, was will der Kerl?«, fragte er.
    »Das ist ne Frau, die kommt aus England.«
    »Ja und? Wir kaufen nichts, soll woanders …«
    »Reporterin von einer englischen Zeitung.«
    »Und?«, fragte er. »Mit England hab ich nichts am Hut.« Der Mann versuchte, die Frau zur Seite zu drängen, offenbar wollte er die Tür schließen.
    Klara schob ihren Fuß weiter vor und sagte schnell: »Es ist wegen Rinus.«
    »Was?«
    »Marinus«, sagte Klara überdeutlich. »Van der Lubbe.«
    Der Mann riss die Tür auf, einen Sekundenbruchteil später schien er sie zuwerfen zu wollen, gleichzeitig stieß er die Frau unsanft mit dem Ellbogen von sich.
    »Sie sind doch Kurt Starker, oder?«, fragte Klara. »Der Brandstifter hat doch hier gewohnt.«
    Starker fuhr sich nervös mit der Hand übers Gesicht, reckte den Hals und versuchte, ins Treppenhaus zu spähen. »Verdammt, jetzt …«, stieß er gepresst hervor, griff nach ihrem Arm und zog sie roh in die Wohnung. Hinter Klara fiel die Tür mit lautem Dröhnen ins Schloss.
    »Sind Sie verrückt geworden?«, schrie er sie an.
    »Nu glaub mal nicht, dass nicht sowieso alle davon wissen«, stellte die Frau nüchtern fest. »Dass er hier war, meine ich. Was soll denn die Geheimniskrämerei?«
    »Ich will nur ein paar Fragen stellen«, sagte Klara.
    Eine zweite Frau tauchte in einer Tür auf. Sie war kleiner als die andere, ein bisschen rundlich und hielt Stricksachen in der Hand. »Is was?«
    »Schon gut«, sagte Starker hastig.
    »Na gut, wo Sie jetzt schon mal drin sind. Das ist Frau Starker, das ist der Mann dazu oder war und ich bin Grete.« Sie schaute Starker auffordernd an. »Gehen wir in die Küche? Oder willst du sie rausschmeißen?«
    »Ich weiß gar nicht, was das soll«, sagte Starker.
    »Seit dem Brand«, erklärte Klara, »kennt alle Welt den Namen van der Lubbe. Es werden die abenteuerlichsten Geschichten über ihn erzählt, vor allem Gerüchte und viele Lügen … mich interessiert die Wahrheit. Sie kennen ihn, er hat hier gewohnt … er war ein Freund, ein Genosse …«
    Starker sah Grete an, die offenbar die Stelle seiner Frau eingenommen hatte, er wirkte irritiert: »Wieso wissen die in England, dass Rinus hier bei uns …«
    »In die Küche!«, kommandierte Grete. »Setzen wir uns doch hin.«
    Ein großer Tisch mit einem karierten Wachstuch, Herd, Reformschrank und ein Sofa. Darauf hat er geschlafen, dachte Klara, und schaute unwillkürlich zum Ofen, ob da vielleicht ein Päckchen Kohlenanzünder lag. Neben dem Herd aber waren Zeitungen abgelegt, unter anderem die Rote Fahne , und eine Kiste Brennholz stand da. Damit ging das Anzünden genauso gut.
    Sie setzten sich an den Tisch, und Starker bestätigte Klaras Vermutung: »Wenn Rinus bei uns war, hat er da geschlafen. Brauchte nur eine Wolldecke, selbst wenn der Ofen ausging. Ihm war nie kalt.«
    »Ein netter Junge«, sagte Grete. »Hat immer mitgeholfen, Kohlen raufgeschleppt oder den Abwasch gemacht. Und wenn er ’n paar Mark übrig hatte, gab er immer die Hälfte ab. Wusste ja, dass wir’s

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