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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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geworden und hab ihm gesagt, er soll sich zu seinen Sektierern scheren, mit denen er noch von Holland her zu tun hat.«
    »Was denn für Sektierer?«
    »Radenkommunisten heißen sie dort, Arbeiterunion nennen sie sich hier. Die haben ähnlich verrückte Ideen wie er. Kann sogar sein, dass er für die irgendwelche Kurierdienste erledigt hat. Bei aller Liebe, aber die wollte ich mir nicht auch noch ins Haus holen.«
    »Du gibst also zu, dass du ihn rausgeekelt hast!«
    »Ach, halt doch den Mund.«
    Grete stand auf und trat ans Fenster. »Da sind sie ja wirklich schon wieder.«
    »Verdammtes Pack!«
    Sie sind überall, dachte Klara. Als hätten sie es genauestens geplant, und haben sie das nicht auch, seit Jahren schon, sich überall breitgemacht, den Staat okkupiert und nun benutzen sie seine Maschine. Warum nur sind Stiefel und Uniformen so viel wirkungsvoller als die geballte Faust und das tapfere Herz des Arbeiters?

    Zurück in die Gastwirtschaft »Schlaffke«, Notizen machen, später würde sie zum Alex und ihre ersten Ergebnisse dort in einem Brief postlagernd abgeben. Männer und einige Frauen saßen bei Erbsensuppe mit Speck. Es gab jetzt auch ein unscheinbares Mädchen, das bediente, und in einer Ecke eine still dasitzende junge Frau in vergleichsweise bürgerlicher Kleidung, die wirkte, als habe sie seit letzter Nacht noch nicht nach Hause zurückgefunden. Sie puderte sich die Nase. Die RFB-Leute waren weg, im Lokal herrschte eine normale Atmosphäre.
    Nach einer Weile, als der Wirt sie wiedererkannte, machte er einen Mann, der mit einer Zeitung in der Ecke saß, auf sie aufmerksam. Der schaute sie eine geraume Zeit an, stand auf, tippte einem Kartenspieler am Nebentisch auf die Schulter, der gerade mit seiner Skatrunde zum Ende gekommen war. Sie kamen an Klaras Tisch. Der eine trug eine dicke Strickweste zur Manchesterhose, der Skatspieler einen schlichten Anzug und eine Mütze auf dem Kopf.
    Sie grüßten und setzten sich. Der mit der Weste war der Wortführer, der Skatspieler sagte kaum etwas, hörte aber aufmerksam zu.
    »Eine Genossin, die wir gar nicht kennen, geht rum und stellt Fragen über den Erwerbslosenausschuss. Da fragen wir uns, was das wohl zu bedeuten hat.«
    Klara schob den leeren Suppenteller von sich und nahm sich eine Zigarette. Sie hielt den Männern die Schachtel hin, aber beide schüttelten den Kopf. »Haben wir uns abgewöhnt, aus Kostengründen.«
    Sie zündete die Zigarette an, inhalierte genüsslich und stieß eine Rauchwolke aus.
    »Dann gibt sie sich als englische Journalistin aus. Da stellen wir uns noch mehr Fragen.« Er hob die Schultern und eswirkte so, als würde er damit sein Recht aufs Fragenstellen selbst anzweifeln.
    »Ich komme aus London«, sagte Klara, was ja ungefähr der Wahrheit entsprach. »Und ich habe einen Auftrag … aber ich bin euch keine Rechenschaft schuldig, auch wenn ihr hier in der Gegend die Partei repräsentiert.« Sie blies dem Wortführer Rauch ins Gesicht.
    Der Skatspieler sagte: »Nimm’s nicht persönlich, aber wenn jemand die Leute hier ausfragt wegen dem Holländer, nach allem, was passiert ist, dann wollen wir wissen, warum.«
    »Es sind Denunzianten und Spitzel unterwegs … der Holländer hat mit vielen Leuten zu tun gehabt, hat versucht, die Jugend aufzuwiegeln, einige sind auf dumme Gedanken gekommen. Wenn wir nicht gewusst hätten, dass er kein Provokateur ist, aber er hatte ja Freunde …«
    »Ich verstehe schon.« Klara hielt ihm unvermittelt die Hand hin und stellte sich vor, nur mit Vornamen. Der in der Weste hieß Karl, der Skatspieler Walter.
    »Vielleicht hatte er falsche Freunde?«, fragte Klara.
    »Er kannte auch einige Leute, um die wir einen Bogen gemacht haben«, bestätigte Karl.
    »Allerdings«, bekräftigte der andere. Die beiden warfen sich einen Blick zu.
    »Hintze zum Beispiel, der ging hier ein und aus … bis vor Kurzem …« Wieder schauten sie sich an, diesmal leicht amüsiert. »Schwindel-Hintze … so haben wir ihn genannt, ein übler Hund. Geahnt haben wir’s immer, dass er Dreck am Stecken hat. Der hat einen Überfall aufs Wohlfahrtsamt propagiert …«
    »Ich hab davon gehört«, sagte Klara. »Er wollte Rache wegen seines Schwagers.«
    Karl machte eine abfällige Handbewegung. »Wenn der mal einen Schwager hat. Aber das ist nebensächlich, die Racheaktion war nur vorgeschoben. Der hat einen Haufen junger Leute zusammengetrommelt, hier im Lokal … Wir waren nicht da, sonst wäre er nicht so leicht damit

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