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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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nicht dicke haben. Aber nicht nur so. Er hat sogar seine letzten paar Groschen weggegeben, wenn da einer Hunger hatte oder es ihm sonstwie schlecht ging. Manchmal hab ich gedacht, Marinus ist ein halber Heiliger. Er war so selbstlos. Stimmt’s nicht?« Sie sah Starker auffordernd an.
    »Ja.«
    »Was hat er hier eigentlich gemacht?«, fragte Klara. »Arbeit gesucht? Wollte er länger bleiben?«
    Starker stöhnte leise. »Was hat er gemacht …«
    »Er war nicht wegen Arbeit gekommen … Wie wäre das auch gegangen als Ausländer, und wir haben ja sowieso viel zu viele Arbeitslose«, sagte Grete.
    »Sie beide sind doch im Erwerbslosenausschuss aktiv. Hat er da mitgemacht?«
    Grete schüttelte den Kopf und sah ihren Lebensgefährten an. »Kurt hat ihn immer mal gefragt … auch wegen der Parteiarbeit, aber …«
    »Das wollte er nicht«, sagte Starker. »Er hatte da andere Ideen, wie man die Arbeiter mobilisieren muss. Parteien lehnte er ab. Gewerkschaften auch. Er meinte, der Aufstand müsse irgendwie von allein kommen, aus der Masse der Arbeiter, sozusagen als Naturereignis, ohne Führung, die Arbeiter müssten sich selbst führen, sonst taugt es nichts und wird nur verraten, weil Führer immer die Massen verraten.«
    »Und davon wollte er die Leute hier in Deutschland überzeugen«, ergänzte Grete. »Weil Deutschland die größte Masse an revolutionärem Proletariat hat und weil es das am weitesten entwickelte Land ist und weil der Klassenkampf hier in der Konfrontation mit dem Faschismus am schärfsten ausgefochten wird.«
    Starker lachte vor sich hin. »Als er herkam, fragte er zuerst, wo die Massen aktiv sind, das klang so, als würde er das Schlachtfeld suchen. Aber es war ja keins da. Das hat er erst nicht verstanden. Er dachte, gut, die Sozialdemokraten predigen den Burgfrieden mit den Kapitalisten und Faschisten, aber die KPD doch nicht. Dass eine so große und gut organisierte Partei nicht gegen die Hitlerei vorgeht, es die Massen nicht drängt, etwas zu tun … das war ihm ein Rätsel.« »Ist es mir immer noch«, kommentierte Grete trocken.
    »Aber Sie beide sind doch bei den Kommunisten organisiert …«
    »Na ja … wie das jetzt weitergeht …«
    »Es gab immer wieder Streitgespräche«, sagte Starker. »Aberwir haben ihn dann in Ruhe gelassen. Wenn wir für die Partei was zu tun hatten, war ja klar, dass er nicht mitkommen würde.«
    »Und was hat er stattdessen gemacht?«
    »Rumgestromert ist er«, sagte Starker und schaute Grete an. »So hat sie es immer genannt. Wenn er loszog, wusste man nie, ob er am Abend wieder zurückkommt oder irgendwo anders bleibt.«
    »Mit jugendlichen Arbeitslosen hat er oft geredet. Die wollte er dazu überreden, etwas zu tun.«
    »Was denn?«
    »Mal hat er gesagt: was Großes, was Entscheidendes«, sagte Grete. »Jetzt wissen wir ja, was er meinte.«
    »Das war er doch nicht«, sagte Starker.
    »Nein?«
    »Sie sind nicht der Ansicht, dass van der Lubbe den Reichstag angezündet hat?«
    »Das waren die Nazis selber«, sagte Starker. »Die hatten einen Plan, die schlagen jetzt zu mit ihrer neuen Notverordnung.«
    »Na, ich weiß nicht«, sagte Grete. »So verrückt, wie er manchmal geredet hat, traue ich ihm alles zu.«
    Na großartig, dachte Klara, nicht mal die beiden hier, die ihn gut kennen, sind sich einig.
    »In Holland ist er aber doch in der Partei aktiv gewesen, oder?«, sagte Klara.
    »Im Jugendverband oder was die da haben. Davon hat er erzählt. Er hat ein Jugendhaus gegründet … Leninhaus hat er das genannt. Er hat viele Demonstrationen organisiert … und Angriffe auf die holländischen Wohlfahrtsämter. Was staatliche Behörden betrifft, da war er eigen, er hatte ja am eigenen Leib erfahren, wie mies die sind, wenn es um die Verteilung ihrer Almosen geht. Ihm wurde oft, weil er Widerstand organisierte, das Geld gekürzt oder gestrichen. Aber er war der Meinung, dass ihm und den anderen Bedürftigen, den Armen, von der Gesellschaft ein Mindestmaß an Unterstützung zusteht … Dass das nicht selbstverständlich war, konnte ihn sehr aufregen, wenn es aber als Machtinstrumentbenutzt wurde, dann machte ihn das fuchsteufelswild.«
    »Zu Recht«, warf Grete missmutig ein.
    »Ja, aber es ist ein Unterschied, ob ich ein Fenster einschmeiße oder ein Haus abbrenne. Unschuldige können dabei zu Schaden kommen.«
    »Er soll ja drei Mal Brände gelegt haben, die rasch gelöscht wurden, bevor er in den Reichstag ging.«
    »Falls er da überhaupt freiwillig reinging

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