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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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aufgetrumpft: Die haben eine selbstentzündliche Flüssigkeit entwickelt. Die pinseln sie auf die Plakate und dann gehen sie in aller Seelenruhe weg. Und dann fangen die Dinger von allein an zu brennen. Ob Rinus davon wusste? Na egal. Jedenfalls, wie er die Arbeiter mobilisieren wollte, ohne die Partei, das war allen ein Rätsel.
    »Jetzt wissen wir es.«
    »Individuelle Aktion … man sieht ja, wo es uns hingebracht hat. Hier haben alle ganz schön Schiss gekriegt in den letzten Tagen.«
    »Er hat das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte, oder?«»Was weiß ich, was er wollte … keine Ahnung. Aber vielleicht hat er ja recht gehabt, es nur falsch angefangen … jetzt müsste man losschlagen, oder?«
    »Ich bin nicht für Taktik oder Strategie verantwortlich«, sagte Klara vorsichtig.
    »Die Führung ist untergetaucht. Und was erwarten die nun von uns?«
    Klara schwieg und rauchte.
    »Wir hätten vielleicht wirklich sofort was tun sollen«, sagte Ernst. »Jetzt sitzt allen die Angst im Nacken, und sie ducken sich. Wo ist der Plan, und was soll das für einer sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wenn du aus Hamburg kommst, was ist dort los?«
    »Bin länger nicht dort gewesen.«
    »Wohnst jetzt in Berlin?«
    »Nein.«
    »Sondern?«
    Ich wollte eigentlich die Fragen stellen, dachte Klara. Aber der hier geht auf einmal ganz schön zielstrebig vor. Sie antwortete nicht.
    »Gibst du mir noch ein Bier aus?«, fragte Ernst. Den Eifer, den er an den Tag legte, konnte Klara sich nicht mit seinem Bierdurst erklären, aber sie ließ ihn gewähren.
    »Ich will mit den Leuten reden, bei denen er gewohnt hat.« »Da kann ich dir helfen, aber ob denen das recht ist? Und weiß ich denn, ob du es aufrichtig meinst?«
    »Was denn?«
    »Ja eben. Du schneist hier rein, siehst nicht gerade aus wie eine von uns und stellst viele Fragen. Sagst, du kommst aus Hamburg … dann auch wieder nicht … bist von der englischen Presse, dann eine von uns …«
    »Vielleicht können wir ihm ja helfen«, versuchte Klara das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. »Wenn die Nazis ihn missbraucht haben.«
    »Du meinst, sie haben ihn entführt und in den Reichstag geschleppt?«
    »Man sollte mal herausfinden, was passiert ist, was er die Tage vorher gemacht hat.«
    »Um die Propaganda der Nazis umzudrehen, richtig?«, fragte Ernst eifrig. »Wenn man Rinus ins Ausland schaffen könnte … und dann macht er eine Aussage, und allen wird klar, wer hier lügt, dann … oder?«
    »Kümmert sich eigentlich jemand um ihn?«, fragte sie.
    »Von der Partei? Weißt du’s nicht?«
    Unausgesprochen, bemerkte Klara, zweifelt er an, dass ich dazugehöre. Will mich provozieren, mehr von mir preiszugeben. Geschickt. So arbeiten Spitzel. »Seine Freunde vielleicht?«, fragte sie.
    Ernst schüttelte den Kopf. »Alle haben genug damit zu tun, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen oder sich zu ducken.«
    Schöne Freunde, dachte Klara, die ihn so hängen lassen.
    »Die Leute, bei denen der Holländer untergekommen ist«, sagte sie. »Wo wohnen die?«
    Ernst nahm einen Schluck Bier, zog an seiner Zigarette und schaute sich hastig um. Dann beugte er sich vor und senkte die Stimme. »Bei den Starkers, das ist gar nicht weit von hier.«
    Wirklich, er übertreibt seine Heimlichtuerei.
    »Bring mich hin«, forderte sie ihn auf.
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Das geht nicht. Wir sind zerstritten. Wenn du hingehst, erwähnst du meinen Namen besser nicht.«
    Zwei Männer in grober Arbeitskleidung und Schirmmützen kamen herein, bemerkten Klaras Gesprächspartner und kamen zielstrebig auf ihn zu. Sie bauten sich rechts und links von ihm auf.
    »Zahl dein Bier und geh!«, forderten sie ihn auf.
    »Ich bin ja eingeladen«, erklärte er mit einem schiefen Grinsen.
    »Dann geh.«
    Ernst stand auf, schaute Klara aus Augen an, die jetzt wie erloschen wirkten, und ging.
    »Nichts für ungut«, sagten die Männer und setzten sich an den Nebentisch.
    Klara trank ihr Bier aus. Der Antrieb, weitere Fragen zu stellen,war erloschen. Sie musterte die beiden Männer. Wahrscheinlich RFB. Was wollten die jetzt hier? Gab es nichts Wichtigeres zu tun, als Eckkneipen auf Spitzel zu kontrollieren? Oder hatten sie die Seite gewechselt?
    Ihr forschender Blick schien den beiden nicht zu gefallen. »Wenn Sie gehen wollen«, sagte der eine und deutete mit dem Kopf zur Tür, »hält Sie keiner auf.«
    Bevor ich noch mal mit dem Parteiausweis hausieren gehe und mich blamiere oder in Gefahr bringe, mache

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