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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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brauner Umschlag. »Wir sehen uns in drei Tagen wieder, gleicher Ort, gleiche Zeit.«
    Leo verabschiedete sich.
    Klara starrte das Riesenteleskop an. »Wieso eigentlich hier?«, murmelte sie vor sich hin.
    Der alte Mann lachte. »Wer hier hinkommt, glotzt in die Röhre«, sagte er. »Und kommt nicht darauf, mal unter dem Sockel nachzuschauen. Mit dem, was da liegt, können wir die ganze Parteiführung mit nagelneuen Identitäten ausstatten.«
    »Dann wäre es doch besser, hier nicht so auffällig herumzugeistern.«
    »Ach was, darauf kommen die nie.«
    »Dein Wort in Lenins Ohr, Genosse.«
    Klara trat an die Brüstung und schaute über den Park hinweg Richtung Spree. Ein kleiner Lastkahn tuckerte vorbei, rundherum breitete sich die unübersichtliche Stadtlandschaft aus. Und der Feind lauerte nicht mehr im Hinterhalt, er trat mit offenem Visier an.
    »Ich brauche eine Waffe«, sagte sie zu dem alten Mann, der ungerührt, ja geradezu zuversichtlich, neben ihr auf den Park hinabsah.
    Er musterte sie und nickte dann. »Warte.« Über eine Treppe unterhalb des Refraktors stieg er ins Untergeschoss. Nach einer Weile kam er wieder und schien nichts bei sich zu haben. Erst als er mit einer seltsamen Geste ihre Hand ergriff, spürte sie etwas Kaltes, Metallisches. Das Objekt war nicht größer als ihre Hand, messingfarben mit braunem Schlitten und schwarzem Griff.
    »Eine Beretta, Kaliber 6.35 Millimeter, du hast acht Schuss.« Und ich kann sie bequem im Muff unterbringen, dachte Klara. »Danke.«

    Klara hatte eingekauft. Auf Befehl des Exekutivkomitees der Komintern und der Auslandsabteilung der KPD trug sie neue Kleider: ein schwarzes Tuchkostüm, gerade geschnitten, das Jackett mit breitem Revers, darunter eine weiße Bluse mit Halstuch, darüber einen Mantel mit Pelzkragen, an den Füßen Stiefeletten, auf denen sie balancieren musste. Dazu passte der Muff auch viel besser, der nun allerdings schwerer wog.
    »Schick sehen Sie aus, Fräulein Schindler.«
    »Elegant geradezu.«
    »Ja, es geht auch mal so.«
    »Ich wäre fast versucht, die Sache mit dem Amboss zu verzeihen«, sagte Henßler. »Aber nur fast.«
    »Sie hätten ihn beinahe umgebracht, Fräulein Schindler«, sagte von Berghaus mit gespielt vorwurfsvollem Unterton. Mit Bus, Tram und S-Bahn, am Schluss sogar in einer zufällig vorbeikommenden Droschke hatte Klara sich auf den Weg gemacht und die Villa am Rand von Potsdam wieder ausfindig gemacht. Die Haustür war nicht verschlossen gewesen, die Herren fühlten sich offenbar sicher trotz allem, was geschehen war. Henßler saß mit bandagiertem Kopf im Salon auf einem Sofa und las Zeitung. Er erschrak kurz, als er Klara vor sich sah, rettete sich dann aber in Ironie und verzog süffisant den Mund. Noch witterte er keine Gefahr, auch als sie ihn barsch aufforderte, sie zu Berghaus zu führen.
    »Ich wollte sowieso zu ihm. Es ist Zeit für die Korrespondenz.«
    Auf dem Weg ins obere Stockwerk erklärte er nicht ohne stolz: »Ich habe meine Stellung bei der Mitropa gekündigt und werde jetzt für ihn arbeiten.«
    Von Berghaus hatte es sich in der Bibliothek in einem Ohrensessel bequem gemacht, deutsche und internationale Wirtschaftszeitungen lagen auf einem Tisch, daneben eine Kaffeetasse, eine Kanne und ein aufgeklapptes Zigarettenetui. Er trug einen Morgenmantel, der ein Muster hatte, das man eher einem Wandteppich zugeordnet hätte.
    »Schöne Sozialrevolutionäre seid ihr«, sagte Klara, nachdemBerghaus ihr vergeblich die Hand zur Begrüßung entgegengestreckt hatte, wobei er allerdings sitzen blieb.
    »Wir spekulieren an der Börse gegen den Kapitalismus. Die russischen Kommunisten waren uns schon für manchen Tipp dankbar. Und das Sowjetdeutschland der Zukunft braucht sicherlich auch Devisen …«
    »Auf mich machen Sie eher den Eindruck eines gefährlichen Gauklers.«
    Berghaus zwinkerte Henßler zu: »Ihr kann man nichts vormachen, was?«
    Henßler blickte verständnislos drein.
    »Setzen Sie sich neben ihn!« Klara deutete auf das Ende des Sofas, das rechts von Berghaus stand.
    Henßler blieb unschlüssig stehen.
    Berghaus lachte: »Sie kommen herein und kommandieren. Was für eine Situation! Nehmen Sie doch Platz, legen Sie ab! Wir lassen etwas zum Trinken kommen. Haben Sie schon gefrühstückt?«
    »Lassen Sie das.« Da Henßler Anstalten machte, sich ihr zu nähern, zog sie die Beretta aus dem Muff. Henßler erstarrte. »Ah!«, rief Berghaus. »Sehr niedlich. Kann man damit Schaden anrichten?«
    Klara lud

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