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Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes

Titel: Unter dem Schatten des Todes - Brack, R: Unter dem Schatten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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mächtig hervor, foltert und mordet die Hamburger Genossen.«
    So gesehen ist es unverzeihlich, beim Morden versagt zu haben, dachte Klara. Aber sie wusste, was er hören wollte. »Ich hätte die Sache besser planen und mit der Partei koordinieren sollen«, sagte sie, obwohl sie wusste, dass genau dies ja überhaupt nicht möglich gewesen war.
    »Koordination ist das Wort der Stunde«, sagte Leo. »Aber zunächst geht es darum, die Auslandsleitung zufrieden zu stellen. Die wollen in der Brandsache Fakten haben, alles, umfassend und möglichst schnell.« Es klang, als würde er eine Anweisung zitieren.
    Klara zog einen Briefumschlag aus der Manteltasche. »Hier.« »Das ist alles?«
    »Sieben Blätter A6 beidseitig beschriftet in kleiner Schrift.« Sie hatte zwei Tage gebraucht, um den Bericht mit allen Informationen auf dieses kleine Format zu bringen. Zwei Tage in einer kleinen Pension weitab vom Zentrum in freiwilliger Einzelhaft, die ihr nach dem Erlebten wie eine Erlösung vorgekommen war. »Das ist so viel wie zwanzig Schreibmaschinenseiten.«
    »Warum hast du keine Schreibmaschine genommen?«
    »Wäre zu laut gewesen. Außerdem hatte ich sowieso keine.«
    »Gut.« Er nahm den Umschlag entgegen und schaute ihn an. »Der ist ja schon zugeklebt.« Klara hatte ihn nach Kopenhagen adressiert und entsprechend frankiert.
    »Ich wollte ihn heute Morgen auf die Post geben.«
    »Muss ihn wieder öffnen und lesen, wenn er jetzt über uns läuft.«
    »Bitte, wenn das sicherer ist.«
    »Per Kurier ist besser als per Reichspost«, entgegnete Leo von oben herab.
    Was noch die Frage wäre, dachte Klara, verkniff sich aber eine entsprechende Bemerkung.
    »Hast du die Verhaftung der drei Genossen auch erwähnt?«, fragte Leo.
    »Welche drei Genossen?«
    »Sie haben nach Torgler noch drei bulgarische Genossen festgesetzt, unter fadenscheinigen Begründungen, lächerlich eigentlich, wenn man ihnen nicht jede Lüge zutrauen würde … Dimitroff, Popoff und Taneff. Eine internationale Verschwörung soll es jetzt sein! Sie werden einen Schauprozess inszenieren und keine Lüge wird ihnen zu schade sein, um uns die Brandstiftung anzuhängen. Deshalb sind alle Informationen, noch die banalsten, wichtig, um der Nazi-Propaganda den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es muss alles wieder gedreht werden. Die Wahrheit muss im Dauerfeuer ins Bewusstsein der Öffentlichkeit geschossen werden. Das faschistische Komplott muss bis ins letzte Detail aufgedeckt werden, vor allem die Rolle dieses holländischen Brandlegers im Solde Görings.«
    »Ich glaube nicht, dass van der Lubbe mit den Nazis zusammengearbeitet hat«, sagte Klara.
    Leo starrte sie an, als wäre sie von allen guten Geistern verlassen. »Was denn sonst?«
    »Keine Ahnung, aber ich werde es herausfinden.«
    Leos Gesicht verdüsterte sich. »Wenn du die vorgegebene Linie verlässt, wirst du zur Verantwortung gezogen.«
    »Ich dachte, es geht um die Wahrheit.«
    »Natürlich nur, soweit sie uns nützt.«
    »Es könnte auch sein, dass der Holländer als revolutionärer Proletarier mit einer Einzelaktion die Massen zum Widerstand aufrufen wollte.«
    Leo lachte abfällig. »Protest, Protest«, rief er theatralisch mit gespieltem holländischen Akzent. »Aus Protest hat er den Reichstag angesteckt? Weißt du, warum er ›Protest, Protest!‹ gerufen hat, der halbnackte warme Bruder? Weil ein Polizist ihn ein bisschen hart angefasst hat. Dagegen hat er protestiert, gegen nichts sonst, verstanden!«
    »Die Arbeiterparteien haben nichts getan, um Hitler zu stoppen, aber er …«
    »Es gibt nur eine Arbeiterpartei, und wer nicht in ihrem Auftrag handelt, handelt nicht im Sinne des Proletariats. Und jetzt Schluss damit! Deine Aufgabe, Genossin, ist die Sammlung von aussagekräftigen Informationen, die eine Täterschaft von Göring und Goebbels beweisen. Wenn du dazu nicht mehr in der Lage bist, dann sag es gleich.«
    »Ich bin dazu in der Lage, die Wahrheit zu ergründen«, entgegnete Klara.
    »Gut.« Leo winkte den alten Mann zu sich, der während des Gesprächs Schritt für Schritt ins Abseits getreten war.
    »Gib ihr die Papiere!«
    Klara bekam einen braunen Briefumschlag.
    »Und noch was, Genossin. Es geht um, dass eine Frau im Nadelstreifenanzug im Auftrag des EKKI in Berlin unterwegs ist. Die Stapo hat dich auf der Liste! Zieh dir was anderes an, wie wär’s mal mit einem Kleid? Kauf dir eins, wenn du keins hast. Brauchst du noch Geld?«
    »Geht langsam zu Ende.«
    »Hier.« Noch ein

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