Unter dem Schutz des Highlanders
…«
»Ich weiß alles«, schnitt ihr Bethia das Wort ab. Sie war überrascht, wie ruhig und doch gehässig sie klang. Vermutlich hatte sie von dieser Frau derart die Nase voll, dass sie nicht einmal mehr Höflichkeit vortäuschen konnte. »Ihr und Eric seid ein großes Liebespaar gewesen, er betete Euch an, zwischen Euch herrschte vollendete Leidenschaft und Ihr wart so gut wie verlobt. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Ihr auch nur in die Nähe einer Verlobung gekommen seid. Als Eric mich heiratete, hat er mir erzählt, dass keine Frau sein Herz oder seinen Namen besaß. Ich ziehe es vor, ihm zu glauben.«
»Oh ja, das tut Ihr. Ihr seid viel zu naiv, um zu verstehen, dass Männer alles sagen, um das zu bekommen, was sie haben wollen.«
»Offensichtlich tun das auch Frauen. Wo ist Euer Stolz geblieben, Catriona? Er will Euch nicht.«
Während die beiden Frauen sich stritten, bemerkten sie nicht, dass Eric gekommen war. Selbst noch außer Sichtweite, blieb er stehen und starrte auf seine frühere Geliebte und seine junge Frau. Es war dumm von ihm, nicht daran gedacht zu haben, dass Catriona Bethia die Schuld an seinen Zurückweisungen geben würde. Etwas in ihm wollte einschreiten, bevor Catriona etwas äußern konnte, das Bethia verletzte, aber er zögerte. Eine innere Stimme beteuerte ihm, dass hinter Bethias Abneigung gegenüber Catriona mehr als nur Eifersucht stecke, und er fragte sich, ob er irgendwo auf dem Höhepunkt dieses Wortwechsels erfahren würde, was das war.
»Er will. Und warum sollte er nicht?«
»Vielleicht, weil er inzwischen verheiratet ist?« Bethia sagte es in einem Ton, als hätte sie es mit einer Schwachsinnigen zu tun.
»Mit Euch. Schaut Euch doch an. Ihr seid dürr, Euer Haar ist ein seltsames Mittelding zwischen Braun und Rot, und Eure Augen passen nicht zusammen.«
»Ich habe gute Zähne«, knurrte Bethia.
Catriona überging sie. »Welcher Mann würde sich schon von mir abwenden, um an Euch festzuhalten?«
»Vielleicht bin ich ja im Bett sehr gut. Leicht, mühelos in die richtige Stellung zu bringen. Ich denke, Männer mögen das.«
»Jetzt seid Ihr nur noch albern. Nein, Ihr habt Eric dazu gebracht, sich von mir abzuwenden, indem Ihr ihm erzählt habt, was an jenem Tag auf dem Markt geschehen ist.«
»Ach ja, an jenem Tag, an dem Ihr mich in die Hände eines Mannes geführt habt, der mich töten will.«
»Dieser Mann hat nicht gesagt, dass er Euch töten will. Er wollte Euch nur allein antreffen.«
»Versucht bitte, wenigstens ehrlich zu sein«, sagte Bethia, deren Stimme voller Abscheu war. »Es interessierte Euch doch überhaupt nicht, was er mit mir vorhatte.«
»Nein, das tat es nicht«, knurrte Catriona sie an. »Er hätte Euch die Kehle durchschneiden sollen. Ihr habt mich beleidigt.« Catrionas letzte Worte endeten in einem hohen, erstickten Laut, da plötzlich Eric erschien und sich zwischen sie und Bethia stellte.
Eric starrte die beiden Frauen an und richtete seinen Blick schließlich auf eine blasse, entsetzte Catriona. Sobald diese weg war, beabsichtigte er herauszufinden, warum seine Frau ihm nicht die Wahrheit über jenen Markttag erzählt hatte.
»Du willst, dass meine Frau stirbt, weil deiner Eitelkeit ein Schlag versetzt wurde?«, fragte er, Wut und Unglaube ließen seine Stimme rau erscheinen.
»Nein, Eric, Liebster« – sie streckte die Hand aus, um ihn am Arm zu packen –, »das hast du missverstanden.«
Er riss sich von ihr los. »Das glaube ich nicht. Ich möchte, dass du von Donncoill verschwindest – und zwar sofort!«
»Aber Eric, es ist spät«, begann Catriona.
»Sofort!« Er warf Bethia einen schneidenden Blick zu. »Ich möchte nachher mit dir sprechen. In der Frauenkemenate. In einer Stunde.«
Bethia glaubte nicht, dass er Catriona so schnell aus Donncoill hinausbekommen würde, machte sich aber trotzdem nach einer unangemessen kurzen Untersuchung von Maldies Garten auf den Weg zur Kemenate. Sie war überrascht, als sie sich ihren Weg durch Mägde bahnen musste, die sich beeilten, Catriona hinauszuwerfen. Als Eric sofort gesagt hatte, hatte er es offensichtlich auch so gemeint, dachte sie bei sich. Da sie wusste, dass er nun die ganze hässliche Wahrheit über Catriona kannte und sie diese Frau nun wahrscheinlich nie mehr zu sehen brauchte, fand Bethia, dass sie den Tadel, den Eric ihr eindeutig erteilen wollte, leicht über sich ergehen lassen konnte.
Als Eric in die Kemenate kam und die Tür hinter sich zudonnerte, war noch
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