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Unter dem Schutz des Highlanders

Unter dem Schutz des Highlanders

Titel: Unter dem Schutz des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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sie aus. Damals empfand sie es als Freiheit, doch nun erkannte sie, dass es einfach nur Vernachlässigung war. Ihre Eltern interessierte nicht, was mit ihr geschah. Bowen und Peter zogen Wallace und sie groß, achteten auf ihre Sicherheit und kümmerten sich um sie. Sorcha dagegen durfte kaum einen Schritt nach draußen tun, ohne dass sie von jemandem bewacht wurde. Manchmal dachte Bethia, dass das traurig sei, doch jetzt begriff sie, dass die Fürsorge der Eltern Ausdruck ihrer Wertschätzung für Sorcha war.
    Und das tut wirklich weh, sagte sich Bethia, wobei sie das plötzliche Bedürfnis zu weinen unterdrückte. Bis zu diesem Moment hatte sie geglaubt, dass die ständige Kritik ihrer Eltern einfach nur ihre Art war, ihre Unzufriedenheit mit Bethia zu äußern. In Wirklichkeit zeigten sie ihre Geringschätzung vom ersten Tag an, an dem sie ihr erlaubten, auf den Burghof hinauszuwackeln, ohne dass auch nur der Küchenjunge auf sie aufpasste. Sie brachte ihr ganzes bisheriges Leben in dem Bemühen zu, sie zufriedenzustellen, dabei hatte sie gar nicht die Möglichkeit dazu – und zwar nicht mehr seit dem Tag kurz nach ihrer Geburt, an dem sie sie ansahen, als unvollkommen verurteilten und von sich schoben. Sorcha wurde gehegt und gepflegt, und die arme, dünne Bethia mit den unterschiedlichen Augen warf man weg. Bethia fing an zu glauben, dass die ständige Kritik vonseiten ihrer Eltern, ihre andauernden Versuche, sie zu diffamieren, daraus resultierten, dass sie sich immer wieder einen Platz in deren Leben verschaffen wollte, dass sie sich auf ihre eigene kindliche Weise weigerte, vergessen zu werden.
    Trotz ihrer angestrengten Versuche, es nicht zu tun, entdeckte sich Bethia bei der Frage, was das alles über Sorcha aussagte. Die Antwort kam mit zerstörerischer Schnelligkeit. Sorcha interessierte sich für sie ebenso wenig wie ihre Eltern. Sorcha – ihre Zwillingsschwester, die Schwester, mit der sie sich den Mutterleib teilte, der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der sie vorbehaltlos hätte lieben müssen – schenkte Bethia nicht mehr Aufmerksamkeit als ihrer Magd. Die freundlichen Worte und das nette Lächeln, die sie als schwesterliche Zuneigung ansah, verrieten sich ihr jetzt als gut erlernte Höflichkeiten einer gut erzogenen Dame. Während sie in ihrer eleganten Robe in ihrem zierlichen Schlafgemach saß und auf die Magd wartete, die ihr das Haar frisieren sollte, sah Sorcha auf ihre schmutzige, zerlumpte Schwester hinab und empfand absolut nichts für sie. In ihrem ganzen verhätschelten Leben streckte Sorcha ein einziges Mal die Hand nach Bethia aus, und zwar, als sie jemanden brauchte, der ihrem Sohn half.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Bethia?«, fragte Maldie.
    Wie sollte man jemandem sagen – nein, es war nicht alles in Ordnung mit ihr –, dass man eben entdeckt hat, wie geschickt man sich sein ganzes Leben lang angelogen hat? Wie sollte man sagen, dass man toben und schreien wollte, weil man so ein Narr gewesen ist? Wie sollte man sagen, dass man eben festgestellt hat, dass die eigenen Eltern und die eigene wunderschöne Schwester einen nicht sein ganzes Leben übergangen und beleidigt hatten, weil sie egoistisch und unfreundlich waren, sondern weil sie einen nicht in ihrer Umgebung haben wollten? Bethia hatte den Verdacht, die arme Maldie würde verrückt werden, würde sie ihr das alles sagen.
    »Es geht mir gut«, antwortete Bethia, ohne überrascht zu sein, wie rau ihre Stimme klang.
    »Bist du sicher, dass du nicht krank wirst?«
    »Ja, ich hatte eben nur einen unerfreulichen Gedanken.«
    »Ist das alles? Wenn du davon so grau aussiehst, muss es in der Tat ein sehr unerfreulicher Gedanke gewesen sein.« Maldie langte über die Pferde hinweg, um Bethia über die Hände zu streichen, die sie über den Zügeln so sehr zusammenpresste, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Wir können umkehren und das hier an einem anderen Tag unternehmen.«
    Bethia atmete tief durch und schüttelte den Kopf. »Nein, es geht mir gleich wieder gut. Ich habe nur an einen Frühlingstag gedacht, der diesem hier sehr ähnelte, und dabei ist mir etwas eingefallen, das meinem Blut alle Wärme raubte. Es ist eine jener dunklen Erinnerungen, die du so mühevoll versuchst zu begraben, die aber die schlechte Angewohnheit haben, dich immer wieder heimzusuchen. Sie ist wieder weg, und ich werde mich davon erholen.«
    »Eine von denen, nach denen ich nicht wirklich fragen sollte?«
    »Vor allem nicht jetzt, wo ich den

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