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Unter dem Schwertmond

Unter dem Schwertmond

Titel: Unter dem Schwertmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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erreichen würden, gleichgültig, ob Algajar sie führte oder ob sie den Zeichen Socorras folgten.
    »Ich versuche, einen sicheren Rastplatz zu finden«, meinte Luxon. Seine Spannung wuchs, je deutlicher das glühende und irisierende Licht vor ihnen wurde. Die Straße nach Hadam hatten sie längst verlassen. In gutem Tempo bewegte sich die Karawane entlang des fast unsichtbaren Weges.
    Luxon riss am Zügel und richtete sich in den Steigbügeln auf. »Halt!«
    Die Karawane kam auf unregelmäßige Weise zum Stehen. Zwischen den Hügeln und Felsen erscholl ein Laut, der sich beklemmend anhörte. Jeder, der es hörte, dachte augenblicklich an klagende und heulende Wesen, an geschundene oder verzweifelte Menschen oder an Dämonen, deren Gewimmer aus hallenden Spalten hervorkam. Eisige Kälte legte sich auf die Herzen der Männer und Frauen.
    Von hinten erscholl Stimmengewirr. Die überlebenden Männer Algajars schrien wirr durcheinander.
    »Wir reiten nicht weiter!«
    »Das ist ein Tal der Dämonen!«
    »Es sind schon zu viele gestorben!«
    Luxon wandte sein Pferd und ließ seinen Blick entlang der Reihe aus Männern und Tieren gehen. Dann rief er laut und voller Bestimmtheit: »Niemand wird sterben. Wir rasten dort zwischen den Felsen. Vorwärts!«
    Er galoppierte im letzten Licht des Tages auf die Stelle zu, die er mit schnellem Blick ausgesucht hatte. Die Zeichen Socorras waren deutlich genug. Nach einigen Momenten schweigender Überlegung zwang auch Algajar sein Orhako vorwärts. Die Spannung und die Erwartung griffen auf die Karawane über. Zögernd folgten die Krieger hinter Luxon. Sie vertrauten ihm. Trotzdem hatte jeder von ihnen eine Hand am Griff des Schwertes.
    Einige Fackeln wurden entlang der Karawane angezündet. Gespräche und aufgeregte Rufe schwirrten hin und her. Die Orhaken scheuten und wurden ruhiger, als die Reiter ihnen die Kapuzen über die Köpfe warfen.
    Fünf Krieger wagten es, mit gezogenen Waffen hinter Algajar und Luxon her zu reiten . Die Straße, die bisher in einem seichten Spalt verlaufen war, führte auf eine annähernd ovale Sandfläche. Deutlich erkannte Luxon die Spuren, die Socorras Gruppe hinterlassen hatte. Von dem Diromo und den Pferden sah er nichts. Er galoppierte weiter, und das Heulen und Wimmern schwoll ebenso an, wie sich das Glühen verstärkte. Luxon dachte an Mythors Waffen und daran, dass sie an dieser Stelle wohl nützlicher sein würden als an jedem anderen Ort. Er spürte, dass er in ein Gebiet einritt, in dem Dämonen herrschten. In Deneba ging es nicht mit rechten Dingen zu; Tapferkeit und Schnelligkeit im Kampf waren nicht mehr die entscheidenden Bestandteile des Überlebens.
    Er erreichte eine Art Tor.
    Der Durchgang bestand aus phantastisch zerklüfteten und ausgehöhlten Felstürmen. Sie sahen wie riesige Pilze aus, denn ausladende, tellerförmige Steine lagen auf ihren oberen Enden. Dahinter breitete sich ein annähernd rundes, flaches Tal aus, umkränzt von Felsen und säulenartigen Fingern. Alles, was sich im Bereich dieses Tals befand, glomm und leuchtete. Felsen bildeten leuchtende Höhlen, kantige Steinhaufen sahen aus wie leere, zerfallene Hütten. In der Mitte des Tals sah Luxon einen tiefen Krater. Von dieser Stelle aus strahlte das fahle Glimmen, hier war es am hellsten.
    »Das ist Deneba!« sagte Algajar. Aus seiner Stimme klang eine deutliche Zufriedenheit.
    »Und von wem kommt dieses entsetzliche Heulen und Wimmern?« fragte Luxon entsetzt.
    »Es sind die unsichtbaren Bewohner, wie man mir sagte«, entgegnete Algajar vorsichtig. »Sie saugen den Lebenden das Mark aus der Seele.«
    Luxon stieg ächzend aus dem Sattel und hielt sich am Zügel des Pferdes fest. Schweigend starrte er das Tal an, das so groß war wie eine Stadt. Er konnte nur unzählige Steinhütten erkennen, zahllose Höhlen und Felsen und Dinge, die wie versteinerte Riesenbäume ohne Ästchen und Blätter aussahen. Das schauerliche Heulen schien aus den vielen Löchern der verlassen daliegenden Behausungen zu kommen, und das merkwürdige Licht warf keinerlei Schatten. Lange stand Luxon da und starrte Deneba an. »Es ist besser, wir warten bis morgen abseits der Stadt«, meinte er. »Weißt du, ob sich die schreienden Dämonen aus ihren Löchern hervorwagen?«
    »Davon weiß ich nichts«, entgegnete Algajar. Luxon wusste, dass eine Entscheidung unmittelbar bevorstand. Oder hatten die Dämonen seinen Plan gestört?
    Er führte das Pferd zurück zur Karawane und registrierte zufrieden,

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