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Unter dem Teebaum

Unter dem Teebaum

Titel: Unter dem Teebaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Sehr sogar. Und es wurde in Liebe gezeugt, weil ich auch seinen Vater sehr geliebt habe.«
    »Du hast einen Schwarzen geliebt? Und … und … wo ist er jetzt? Hat er dich verlassen, wie sie es immer alle tun?« Maggie hatte bei dieser Frage die Arme abwehrend vor der Brust verschränkt.
    »Der Vater meines Babys ist mit den anderen seines Stammes ins Outback gegangen«, erwiderte Amber ruhig.
    »Er hat dich allein gelassen? Also ist es wahr, dass die Schwarzen unbeständig sind und unfähig, ein Leben wie die Weißen zu führen.« Maggie schüttelte ungläubig den Kopf. »Hat er dich denn nicht geliebt?«
    Amber überlegte einen Augenblick. Sie musste ihre Worte sehr sorgfältig wählen, denn morgen nach dem Kirchgang würde ganz Tanunda wissen, wer der Vater und wo er geblieben war.
    »Er ist ins Outback gegangen, um die Initiationsriten seines Volkes abzuhalten. Jeder Aborigine ist dazu verpflichtet. Vorher darf er keine Familie gründen. Doch er ist krank geworden in der Wüste. Niemand konnte ihm helfen. Die Leute seines Totems brachten mir die Nachricht von seinem Tod. Steve war so edel, mich trotz dieses Kindes zu heiraten.«
    Maggies Gesicht wurde bei diesen Sätzen ganz weich. Ambers Geschichte war für sie das, was sie unter Romantik verstand: ein toter, geheimnisvoller Liebhaber, ein edler Retter und ein Kind der Liebe. Sie seufzte. »Du trauerst bestimmt sehr um den … den schwarzen … Liebsten, nicht wahr?«, fragte sie. Ihr Blick fiel auf Steve Emslie, den sie nun mit ganz anderen Augen sah. Er war nicht nur attraktiv, sondern obendrein ein Held.
    »Ich habe sehr viel zu tun. Für Trauer bleibt wenig Zeit«, erwiderte Amber.
    Maggie nickte. »Mir geht es genauso. Der Haushalt, die Kleine, manchmal frage ich mich, wie ich überhaupt all das schaffe. Jeden Tag kochen, waschen, bügeln, putzen, und am Abend möchte der Mann dann auch noch seinen Spaß. Amber, ich bin manchmal so erschöpft, dass ich gleich nach dem Abendessen einschlafe.«
    Von der Festtafel, die sich unter den selbst gebackenen Kuchen bog, wurde nach Maggie gerufen.
    Die junge Mutter seufzte noch einmal, dann strich sie Amber über den Arm und ging. Langsam schlenderte Amber hinter ihr her und nahm neben Steve am großen Tisch Platz.
    Sie wandte sich ihm zu, legte eine Hand auf seine und hielt sie so fest, dass er sie nicht wegziehen konnte. Ganz laut, sodass alle sie gut hören konnten, sagte, nein schrie sie beinahe: »Ich habe Maggie gerade erzählt, wie der Vater unseres Kindes durch Krankheit im Outback ums Leben kam und du so viel Anstand und Edelmut aufgebracht hast, mich trotz des fremden Kindes zu heiraten.«
    Die Gespräche verstummten, und die Gäste sahen mit unverhohlener Neugier zu Amber und Steve. Maggie rief laut: »Ist das nicht wirklich eine edle Tat? So kann Steve dafür sorgen, dass ein Schwarzer den richtigen Weg im richtigen Glauben geht und lernt, wie man sich zu benehmen hat. Steve hat eine Seele gerettet.«
    Die meisten Frauen nickten und warfen Steve begeisterte Blicke zu.
    Ambers Ehemann schien seine Lage noch nie aus dieser Sicht gesehen zu haben, denn plötzlich verschwand der Missmut aus seinen Zügen und machte einem unerwarteten Stolz Platz. Auch die anwesenden Männer nickten anerkennend.
    Amber aber lächelte. Sie hatte es mit nur wenigen Sätzen geschafft, aus dem Mann, der versucht hatte, ihr Kind zu ersticken, einen Helden zu machen. Und sie hoffte, dass der kleine Jonah von nun an Ruhe vor seinem Stiefvater haben würde. Beinahe wäre sie glücklich gewesen. Zum ersten Mal seit Jonahs Tod, der beinahe ein Jahr zurücklag. Doch der alte Lambert riss plötzlich das Gespräch an sich und rief quer über die Festtafel: »Habe gehört, eure Umsätze sind zurückgegangen. Nicht, dass es mich etwas angeht. Wüsste aber doch gern, ob es daran liegt, dass auf Carolina Cellar eine Frau der Winemaker ist.«
    »Dem Wein ist es vollkommen gleichgültig, ob er von einer Frau oder einem Mann gekeltert wird«, erwiderte Amber schlagfertig, doch schon wenige Minuten später begriff sie, dass sie vorschnell geantwortet hatte.
    »Schon möglich, dass es dem Wein gleichgültig ist. Den Kunden aber nicht. Hab gehört, sie haben Angst, dass der Winemaker mit dem schwarzen Kind Aborigine-Kraut in den Wein panscht. Hab gehört, euer Wein soll schwerer sein als der von den gleichen Trauben aus der Gegend.«
    Amber schluckte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass jemand ihr Privatleben und ihre Arbeitsleistung in einen

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