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Unter dem Teebaum

Unter dem Teebaum

Titel: Unter dem Teebaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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er ihr gut tat. Auch seine Zärtlichkeiten taten ihr gut.
    Sie sah ihn an, dann barg sie ihren Kopf an seiner Brust. Plötzlich begriff sie, dass er der Mann war, mit dem ein Leben, wie sie es sich wünschte, möglich wäre. Er liebte sie, liebte ihre Kinder, ihre Arbeit.
    Sie sah ihn überrascht an.
    »Liebst du mich?«, fragte er.
    »Ja«, erwiderte Amber. »Ja.«
    Sie wusste nicht, ob das stimmte, doch in diesem Augenblick flog ihm ihr Herz zu.
    Wieder küssten sie sich, küssten sich mit der Behutsamkeit derer, die wissen, wie zerbrechlich Glück sein kann.
    Dann saßen sie nebeneinander und blickten stumm in die Sterne. Amber hatte ihren Kopf in seinen Schoß gelegt. Ralph streichelte ihr Gesicht.
    »Ich war lange nicht mehr so glücklich wie in diesem Moment«, sagte Amber. »Danke, Ralph.«
    Er lachte leise. »Ich wünschte, du wärest immer so glücklich.«
    Er fasste sie bei den Schultern, zog sie sanft hoch und fragte: »Warum lässt du dich nicht scheiden? Warum schickst du Steve nicht weg? Du liebst ihn nicht, niemand liebt ihn. Ich wäre deinen Kindern ein guter Vater. Ich liebe Jonah, als wäre er mein eigener Sohn, und auch Emilia mag ich. Schick ihn weg, Amber. Lass uns gemeinsam ein neues Leben beginnen!«
    Er sah, wie sich Ambers Gesicht verdunkelte. Der Glanz in ihren Augen erlosch. Sie presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.
    »Ich kann nicht, Ralph. So gern ich es möchte. Es geht nicht. Nicht jetzt und nicht in absehbarer Zeit. Ich kann mich nicht von Steve trennen.«
    Sie stand auf, klopfte ihre Sachen ab und tat auf einmal so, als wäre niemals etwas zwischen ihnen vorgefallen.
    »Was ist los, Amber? Was ist jetzt passiert?«, fragte der Arzt hilflos.
    »Nichts, Ralph. So etwas wie eben darf sich nie wiederholen. Hörst du? Es gibt für uns keine Zukunft. Es darf keine Liebe zwischen uns geben. Nicht jetzt und nicht später. Vergiss einfach alles.«
    Sie schüttelte ihr Haar, befestigte es mit der Spange im Nacken, dann lief sie mit langen Schritten den Weinberg hinab.
    Ralph folgte ihr verwirrt. Er liebte sie, sie liebte ihn.
    »Warum, Amber?«, fragte er. »Sag mir einen einzigen Grund!«
    Sie blieb stehen, nahm seine beiden Hände und presste sie gegen ihre Brust. »Ich kann nicht, Ralph. Das musst du mir glauben. Frag mich nicht, warum. Ich kann dir nicht antworten.«
    »Warum, Amber? Warum?« Ralph ließ nicht locker. Er wollte doch nur verstehen.
    »Ich kann es dir nicht erklären. Bitte, Ralph, lass mich.«
    Sie ging weiter. Er blieb stehen, hob die Arme, als wolle er nach ihr greifen, doch sie war schon zu weit entfernt.
    Für wenige Minuten war er dem Himmel ganz nahe gewesen. Er stand da, seine leeren Hände vor sich, und wusste nicht, was er nun tun, was er empfinden sollte.
    Langsam ging er weiter, ging bis zum Gutshaus, in dem nur noch in einem Zimmer Licht brannte. Er lief zu seinem Auto, öffnete die Tür, startete den Wagen und drehte das Autoradio so laut, dass es die Gedanken in seinem Kopf übertönte. Dann rollte er langsam die gekieste Auffahrt hinunter.
    Den Schrei, Ambers Schrei, hörte er nicht mehr.

16
    Steve war in Tanunda in der Schwarzen Katze und hatte dort Peena getroffen. Sie war noch jung, gerade einundzwanzig Jahre alt. Peena hatte eine Haut wie schwarzer Samt und Brüste wie reife Mangos, dazu ein offenes Gesicht mit großen dunklen Augen und roten, vollen Lippen. Die Bewegungen ihrer Hüften und des Pos waren bereits das lockende Schwingen einer Prostituierten. Es ging etwas Unschuldiges von ihr aus, das den Männern das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ, denn sie vermuteten hinter der Unschuld das Feuer der Wüste. Peenas weiße Zähne blitzten, ihre Schenkel waren schlank und kräftig wie die einer Stute. Daran zumindest hatte Steve gedacht, als er sie zum ersten Mal sah. Und schon beim ersten Blick hatte er sie gewollt. Sie erinnerte ihn auf einen Schlag an seinen schwarzen Stiefsohn Jonah und an seine schöne, aber unberührbare Frau Amber. Hier in Peena konnte er sie sich beide zu Untertanen machen. Bezwang er Peena, so bezwang er gleichzeitig seine Frau und deren schwarzen Sohn.
    »Was kostet das Mädchen?«, fragte er Amanda, die Puffmutter.
    »Sie ist noch Jungfrau. Und du bist nicht der Einzige, der sie will. Was bietest du?«
    Die Alte lächelte und tätschelte Peenas Hintern. »Dreh dich vor dem Master«, befahl sie dem schwarzen Mädchen. Peena tat es. Sie hatte ein weißes T-Shirt an, unter dem ihre festen Brüste

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