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Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung

Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung

Titel: Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hocking Amanda
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bis sie unnatürlich heiß war und ich meine Hand zurückzog.
    » Das ist einfach nur schräg«, flüsterte ich.
    Jack zuckte nur mit den Schultern und machte keine Anstalten, diesen plötzlichen Temperaturanstieg zu erklären.
    Schweigend schauten wir den Rest des Films an (das heißt, ich schwieg – er brüllte weiter den Text mit und sang). Als der Film aus war, begann ich zu gähnen, und wusste, dass es bald Zeit war, nach Hause zu gehen.
    Nicht, dass ich gewollt hätte. Skurriles Händchenhalten und Geheimnistuerei hin oder her, ich war gerne mit Jack zusammen und hatte auch nicht die Absicht, das zu ändern. Niemals!
    » Ich hoffe, du hattest Spaß heute Abend«, sagte Jack, als er vor unserem Haus hielt.
    » Das hatte ich«, sagte ich und nickte. Nur er verstand es, Enttäuschung in so großen Spaß zu verwandeln. » Heißt das … wir sehen uns wieder?«
    » Klar.« Er lächelte und streckte die Hand aus. » Zeig mir mal dein Handy.«
    » Warum?«, fragte ich, zog es aber schon aus der Tasche und reichte es ihm.
    » Eine Sekunde.« Er scrollte und klickte daran herum, ohne dass ich sehen konnte, was er machte. Kurz darauf gab er mir das Handy mit einem spitzbübischen Lächeln zurück.
    » Was hast du gemacht?« Ich klappte es auf und versuchte herauszufinden, was er verändert hatte.
    » Das wirst du schon sehen«, sagte er lächelnd.
    » Oh, du bist unmöglich.« Kopfschüttelnd steckte ich das Handy in meine Tasche zurück, und er lachte.
    » Du hast ja keine Ahnung.«
    Als ich ausstieg, lachte er immer noch. Mit ihm zusammen zu sein, war ungewöhnlich anregend, mit der Zeit aber auch ein wenig anstrengend. Selbst wenn er sich kein bisschen bewegte, schien er vor Energie nur so zu strotzen, und es kostete viel Kraft, in seiner Nähe zu sein.
    Als ich in die Wohnung kam und Milos betretenes Gesicht sah, wusste ich, dass Ärger im Anmarsch war. Normalerweise schlief er um diese Uhrzeit schon längst, stattdessen stand er im Schlafanzug an den Küchentresen gelehnt.
    Ich wollte gerade fragen, was denn los sei, als ich die schrille Stimme meiner Mutter hörte. Sie saß in dem abgewetzten Polstersessel im Wohnzimmer.
    » Wie schön, dass du auch schon nach Hause kommst«, sagte Mom.
    Ihr von grauen Strähnen durchzogenes Haar war zu einem unordentlichen Knoten zusammengefasst. Sie hatte außergewöhnlich große Augen, eine Eigenschaft, die Milo und ich geerbt hatten und die uns viel jünger erscheinen ließ, als wir eigentlich waren. Sie warf mir einen kühlen Blick zu und zündete sich eine Zigarette an.
    » Warum bist du nicht auf der Arbeit?«, fragte ich.
    » Wir hatten einen Bombenalarm, und das Gebäude wurde die Nacht über abgesperrt«, antwortet Mom. » Sie leiten alle Anrufe auf die Station in Edina um.«
    » Ah.« Ich stand verlegen zwischen Küche und Wohnzimmer und wartete darauf, dass mir jemand sagte, was los war.
    » Was hast du so spät noch draußen gemacht?« Ihre vorwurfsvolle Stimme kippte am Ende der Frage.
    » Es sind Ferien, und ich habe kein Ausgangsverbot«, antwortete ich vorsichtig.
    In Wahrheit wusste ich nicht, ob ich nachts ausgehen durfte oder nicht, wir hatten nie darüber gesprochen, außerdem arbeitete sie immer nachts. Unter der Woche versuchte ich, bis spätestens Mitternacht zu Hause zu sein, hauptsächlich deshalb, weil Milo sonst verrückt gespielt hätte.
    Solange wir in die Schule gingen und gute Noten hatten, schien Mom alles andere zu erlauben.
    » Dann warst du nicht mit einem Jungen aus?«, fragte Mom unverblümt, und ich sah aus dem Augenwinkel, wie Milo verschämt den Blick senkte.
    » Doch.« Ich straffte meine Schultern und sagte mir, dass ich nichts Falsches getan hatte, egal, was der wütende Blick meiner Mutter zu bedeuten hatte. » Na und?«
    » Wer ist er?«, fragte sie, ohne mich anzusehen, und schnippte Asche von der Sessellehne.
    » Sein Name ist Jack.« Ich trat unsicher von einem Bein aufs andere und warf Milo einen verstohlenen Blick zu.
    Er tat mir leid. Wer weiß, wie lange er hier schon meiner Mutter Rede und Antwort stehen musste.
    Damit keine Missverständnisse entstehen: Sie war keine schlechte Mutter. Sie war nur eine erschöpfte, einsame Frau, die siebzig Stunden pro Woche arbeitete und ihre Kinder praktisch nie zu Gesicht bekam. Weshalb sie auch kaum Zeit fand, uns davon abzuhalten, dieselben Fehler zu machen, die sie gemacht hatte.
    » Verstehe.« Sie drückte plötzlich ihre Zigarette aus und holte tief Luft. Als sie weitersprach, war ihre

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