Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung
sogar einen gebrochenen Arm. Und wie hast du es überhaupt geschafft, den Hund zu überwältigen?«
» Das hast du doch selbst gesehen.« Er schaute mich skeptisch an, doch da lag noch etwas anderes in seinem Blick, das ich nicht definieren konnte.
» Das war ein riesiger, tollwütiger Hund!« Ich dachte daran, wie Jack ihn mit einer Hand abgewehrt und dann zu Boden geworfen hatte. Einen Hund, der bestimmt über fünfzig Kilo auf die Waage brachte und ihn zuvor in den Arm gebissen hatte. » Es ist schlicht unmöglich, einen solchen Hund einfach so zu überwältigen, ohne einen richtigen Kampf. Und alles, was du davongetragen hast, sind drei winzige Bisswunden! Wenn er so leicht zu überwältigen war, dann …«
» Was willst du damit sagen?« Jack kniff die Augen zusammen und sah mich erwartungsvoll an, als hoffte er, ich würde sein Geheimnis erraten.
» Du bist gebissen worden, aber fast nicht verletzt, und … und du hast übermenschliche Kräfte und … alle, denen du begegnest, wollen Sex mit dir haben und … du hast keine Körpertemperatur!«, sprudelte es aus mir heraus.
Ich biss mir auf die Unterlippe, ohne ihn anzusehen, und versuchte krampfhaft, mir auf all das einen Reim zu machen, doch ich wurde einfach nicht schlau daraus. Ich spürte seinen erwartungsvollen Blick auf mir, doch ich konnte das Mosaik einfach nicht zusammensetzen.
» Also?«, fragte Jack ermutigend.
» Also …« Ich warf verzweifelt die Arme in die Luft. » Keine Ahnung! Du bist ein Werwolf!« Jack schnaubte verächtlich.
» Es gibt keine Werwölfe!« Er verdrehte enttäuscht die Augen und öffnete die Autotür.
» Okay, was gibt es denn noch?«, jammerte ich, doch anstatt mir zu antworten, stieg er ein und schlug die Tür zu. Ich rannte zur Beifahrerseite des Wagens und stieg ein. » Was ist los, Jack?«
» Ich blute halt leicht, du bist wegen der ganzen Aufregung verwirrt, ich hatte vorhin so viel Adrenalin im Blut, dass ich die Kraft hatte, den Hund zu überwältigen, und ich bin einfach unwiderstehlich attraktiv«, erklärte er ironisch, vor allem, als er sagte, er sei attraktiv. » Ach ja, und selbstverständlich hat mein Körper eine Temperatur. Alles hat eine Temperatur.«
» Schon klar, aber du hast keine normale menschliche Körpertemperatur.«
» Bist du vielleicht ein wandelndes Thermometer, oder was?« Jack startete das Auto und schaute zu mir herüber.
» Wohin gehen wir?«, fragte ich und ignorierte seine letzte Bemerkung.
» Ich fahr dich nach Hause«, antwortete er und fügte dann hinzu: » Nur für heute Nacht. Morgen sehen wir uns wieder. Aber für heute Nacht habe ich wirklich genug, und du hast morgen früh Schule.«
» Du musst trotzdem ins Krankenhaus«, sagte ich. » Auch wenn es nur ein kleiner Biss ist, musst du dich gegen Tollwut impfen lassen.«
» Das werde ich nicht.« Er fuhr aus der Parklücke heraus und schaltete das Radio ein, stellte es aber so leise, dass wir uns unterhalten konnten.
» Ich weiß, die Wunden sehen nicht schlimm aus, aber schon wenn ein bisschen Speichel in dein Blut gekommen ist, kannst du davon Tollwut bekommen. Tollwut kann sogar beim Sex übertragen werden.«
» Na, dann hast du ja ein Riesenglück, dass ich keine Tollwut habe.« Er zwinkerte mir zu, doch ich verdrehte nur die Augen.
» Man kann nie wissen«, sagte ich. » Es würde dir jedenfalls nicht schaden, wenn du dir einfach eine Spritze verpassen lassen würdest.«
» Nein, Alice, ich brauche keine Spritze.« Er sah mich ernst an, und endlich dämmerte es mir.
» Du kannst gar keine Tollwut bekommen, stimmt’s?« Ich seufzte und lehnte meinen Kopf gegen den Sitz. » Damit platzt tatsächlich meine ganze Werwolf-Theorie.«
» Ich sagte dir doch bereits, dass es keine Werwölfe gibt.«
» Bist du nur gegen Tollwut immun oder gegen alle Infektionskrankheiten?«, fragte ich, obwohl ich bezweifelte, darauf eine Antwort zu bekommen. » Oh, mein Gott, du bist gegen alle Krankheiten immun, nicht wahr?«
» Du hattest eine lange Nacht«, sagte er ruhig. » Vielleicht sollten wir unsere Unterhaltung für heute beenden.«
» Aber …« Ich wollte widersprechen, doch mir fiel kein richtiges Argument dafür ein. Das Ganze war zum Verrücktwerden, doch aus irgendeinem Grund konnte er mir nicht verraten, was vor sich ging. Und das machte mich nur noch frustrierter und ratloser. » Dir geht es gut, oder?«
» Wie meinst du das?«
» Na ja … du bist heute Nacht wegen mir verletzt worden, und ich will einfach
Weitere Kostenlose Bücher