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Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung

Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung

Titel: Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hocking Amanda
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wissen, ob alles okay ist mit dir.« Das war wahrscheinlich die einzige Information, die ich bekommen würde, und damit musste ich mich zufrieden geben.
    » Ja, es geht mir gut«, sagte Jack lächelnd. Wir waren vor unserem Haus angekommen, doch ich zögerte auszusteigen.
    » Ach Mann, das ist so unfair!«, jammerte ich.
    » Weißt du, was vielleicht dein Problem ist?«, fragte Jack und sah mich schräg an. » Du machst dir viel zu viele Gedanken.«
    » Ja, das stimmt«, sagte ich mürrisch und stieg aus.
    Jack brauste lächelnd davon, während ich am Straßenrand stehen blieb und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Sicher, er hatte einen tollwütigen Hund getötet und sich auf magische Weise von dessen Angriff erholt, aber er hatte mein Leben gerettet. Zum zweiten Mal.
    Es gibt kein schrecklicheres Geräusch als das Rasseln eines Weckers. Nachdem mich Jack letzte Nacht nach Hause gebracht hatte, war an Schlaf kaum zu denken gewesen. Ich hatte noch zu viel Adrenalin im Blut, das durch meine Todesangst freigesetzt worden war, und außerdem gingen mir Jacks immer rätselhaftere Antworten und sein bizarres Verhalten durch den Kopf.
    Und als ich am nächsten Morgen unter der Dusche stand und mir das warme Wasser ins Gesicht prasseln ließ, erschien mir alles nur noch verrückter. Ich lebte in Minneapolis, nicht in Gotham City oder sonst einer fiktiven Stadt, in der solche Dinge passierten.
    Hier in der realen Welt gab es keine übermenschlichen Kräfte, Werwölfe oder Einhörner. Für alles im Leben gab es eine Erklärung, und die Lösung von Jacks Geheimnis hatte wohl eher etwas mit Kokain oder sonst einer Droge zu tun als mit Magie.
    Zum Beispiel wurden ja Menschen, die Speed nahmen, übermenschliche Kräfte zugesprochen. Kombinierte man das noch mit einer Art chemischer Besonderheit, die ihn für Frauen unwiderstehlich machte, war das Rätsel bereits gelöst. Und er war ganz einfach ein Vollidiot, der nicht zugeben wollte, dass er ein Drogenproblem hatte.
    Ich blieb so lange unter der Dusche, dass ich fast den Schulbus verpasst hätte. Milo saß neben mir, wirkte jedoch nicht allzu gesprächig, also steckte ich mir die Kopfhörer meines iPods in die Ohren und hörte Rogue Wave. Den Kopf an das Fenster gelehnt, sah ich zu, wie sich die Scheibe durch meinen Atem beschlug.
    Milo zeigte mir weiterhin die kalte Schulter, obwohl ich nichts Verwerfliches getan hatte. Und Jack, den ich wirklich mochte, obwohl ich so wenig von ihm wusste, hatte letzte Nacht einen tollwütigen Hund bezwungen. Was war in diesen Ferien nur mit meinem Leben passiert?
    Die Schule ging langsamer vorüber als je zuvor. Die zweite Stunde verschlief ich komplett, doch in den anderen Stunden konnte ich heimlich meinen iPod benutzen. Ich starrte in den kalten Regen hinaus, wobei ich krampfhaft versuchte, nicht an Jack zu denken, und war am Ende der fünften Stunde völlig erschöpft davon.
    Als ich in der Pause einen Zwischenstopp an meinem Schließfach einlegte, fiel mir mein Geschichtsbuch auf den Boden. Ich bückte mich, um es aufzuheben, und als ich mich wieder aufrichtete, stand plötzlich Milo neben mir und jagte mir einen Heidenschrecken ein. Er bewunderte das Durcheinander in meinem Schließfach, mitsamt der obligatorischen Collage bunter Zeitschriftenausschnitte, die die Innenseite der Spindtür säumte.
    » Gott, hast du mich erschreckt!«, sagte ich ärgerlich und steckte das Geschichtsbuch in meine Tasche.
    » Bist du heute Abend zu Hause oder nicht?« Er hatte die Hand auf meiner Schließfachtür und ließ sie quietschend vor und zurück schwingen.
    » Natürlich bin ich zu Hause. Ich wohne ja schließlich da.« Ich kramte in meiner Tasche und tat beschäftigt.
    » Ich meinte, ob du dich mit Jack triffst?« Sein Ton war kühl, und ich verstand nicht, was ihn so sehr daran störte, dass ich mich mit Jack traf. Selbst wenn er eifersüchtig war – sollte er nicht zumindest versuchen, es geheim zu halten?
    » Ja, wahrscheinlich schon«, antwortete ich schulterzuckend.
    Wir hatten uns noch nicht verabredet, aber Jack hatte gesagt, wir würden uns heute sehen, und es gab keinen Grund, daran zu zweifeln, was er sagte. Von seinem großen Geheimnis mal abgesehen.
    » Läuft da etwa was zwischen euch beiden?«, fragte Milo voll wütendem Sarkasmus.
    » Nein. Da läuft nichts.« Ich warf mir meine Tasche über die Schulter, während er mich mit zusammengekniffenen Augen ansah.
    Auf einmal nervte es mich, dass ich mich vor ihm rechtfertigen musste.

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