Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
Milo sah mich gequält an, ohne zu antworten. » Und … würdest du gern? «
» Das würde ich nie tun! « , wehrte Milo ab, senkte aber den Blick. » Klar würde ich gern. Es ist unmöglich, es nicht zu wollen. Mach dir nichts vor, Alice. Sie würden es alle gern. « Er sah mich mit seinen rostbraunen Augen warnend an. » Du bist hier wirklich nicht sicher. «
» Ich glaube, ich bin hier ziemlich sicher « , widersprach ich ihm.
Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. » Du hast ja keine Ahnung « , sagte er geheimnisvoll. » Lässt du dich beißen? «
» Nein. « Sein skeptischer Blick traf mich hart. » Na ja, es ist kompliziert. «
» Nicht Jack. « Milos leise Stimme klang klagend und … eifersüchtig.
Eindeutig eifersüchtig. Alle seine Gefühle waren durch die Verwandlung stärker geworden, auch seine Vorliebe für Jack. Aber nicht nur seine Gefühle, sondern auch seine körperlichen Kräfte waren gewachsen. Wie er so dastand und mit mir redete, hatte er etwas Bedrohliches an sich.
» Nicht Jack « , antwortete ich schnell. » Einmal Peter, aber das war eine sehr heikle Situation. «
» Was ist los? « Er richtete sich auf und sog scharf die Luft ein. » Es ist was passiert. «
» Was meinst du? « Ich sah mich im Zimmer um.
» Du. Etwas ist mit dir passiert. Du bist … « Plötzlich sah ich den brennenden Hunger in seinen Augen. » Alles an dir ist … es ist, als ob … Soll ich dich beißen? «
» Nein! « , rief ich erschrocken.
» Das verstehe ich nicht. « Seinem Gesicht war der Kampf, der in ihm tobte, anzusehen, und als er einen Schritt auf mich zutat, dämmerte mir, dass ich womöglich in Gefahr war. » Was hast du gemacht? «
» Ich habe gar nichts … « , begann ich, doch dann wurde mir alles klar.
Beim Gedanken an Peter hatte sich mein Körper aus Sicht eines Vampirs geradezu in einen Leckerbissen verwandelt. Auf Jack war die Wirkung besonders stark, doch da Milo noch ein frischer Vampir war, konnte er der Versuchung nichts entgegensetzen.
» Milo! « , rief Jack und tauchte in der Tür auf.
Mit größter Mühe wandte sich Milo von mir ab und wechselte einen Blick mit Jack, den ich nicht deuten konnte. Er holte tief Luft, denn seine Atmung hatte gestockt. Schließlich gelang es ihm, sich völlig auf Jack zu konzentrieren.
» Geh zurück in dein Zimmer « , sagte Jack.
Milo erschauderte und ging an ihm vorbei hinaus. Jack blieb reglos in der Tür stehen, bis sich die Tür zu Milos Zimmer geschlossen hatte.
» Was zum Teufel habt ihr gemacht? « Jacks Stimme klang zornig.
» Ich habe gar nichts gemacht « , sagte ich. » Er ist zu mir ins Zimmer gekommen, während ich schlief! «
» Du hättest nach mir oder Mae rufen müssen! « Jack verschränkte die Arme vor der Brust. » Und du musst aufhören, ständig an Peter zu denken! Du willst wohl unbedingt sterben? «
» Es ist so ungerecht! « Ich stöhnte und ließ mich zurück ins Bett sinken. » Weißt du, in der wirklichen Welt ist es völlig in Ordnung, wenn man an jemanden denkt. Da gibt es keine Gedankenpolizei, die meinen Pulsschlag kontrolliert! «
» Ich weiß « , seufzte Jack reumütig. » Wir reagieren einfach empfindlicher als andere Leute. «
» Was war das übrigens? « , fragte ich.
» Was? «
» Dieser Blick, den du mit Milo gewechselt hast. Es sah aus, als wärt ihr … ich weiß nicht. Miteinander verbunden. « Ich spürte einen Anflug von Eifersucht, den ich aber zu ignorieren versuchte. » Ihr … habt doch nichts miteinander? «
» Nein, nein, natürlich nicht! « Jack lachte. Bei dem fröhlichen Klang seines Lachens wurde mir gleich leichter ums Herz. » Aber wir sind tatsächlich ›verbunden‹. Dass ich ihn zum Vampir gemacht habe, bringt uns einander näher. «
Ich wusste nicht, was ich davon zu halten hatte, hielt es aber für angeraten, mich gleich daran zu gewöhnen, weil es sowieso nicht zu ändern war. Das Einzige, was ich mit absoluter Sicherheit über den Vampirismus wusste, war, dass er von Dauer war.
» Ist mit dir alles in Ordnung? « Jack kam näher an mein Bett und sah mich an.
» Wenn ich ›Nein‹ sage, bleibst du dann noch ein bisschen? «
Dass mit Milo alles in Ordnung war, hatte mir eine gewaltige Last von den Schultern genommen und mir bewusst gemacht, wie wenig ich Jack in den letzten Tagen gesehen hatte. Ich vermisste ihn schrecklich.
» Vielleicht sollte ich besser nicht … « Jack verstummte. Ich hatte gewonnen.
Jack hob die Bettdecke an und krabbelte neben mich ins
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