Unter dem Vampirmond 02 - Verfuehrung
Sorten. Blut von Frauen schmeckt anders als das von Männern, und die Blutgruppen, zum Beispiel 0 oder AB , unterscheiden sich auch. « Milo sprach über Blut wie über die Zutaten für ein neues Rezept, das er gerade ausprobiert hatte. » Es gibt eine riesige Vielfalt an Aromen! «
» Gut zu wissen « , erwiderte ich, weil mir keine andere Antwort einfiel.
» Ich wette, dein Blut schmeckt richtig gut. « Milo sah mich forschend an, so forschend, dass ich nervös wurde und unwillkürlich vor ihm zurückwich. » Es riecht süß und reichhaltig. «
» Danke. Ich will ja nicht unhöflich sein, aber du jagst mir im Moment eine Scheißangst ein. «
» Tut mir leid. « Er schüttelte den Kopf und machte sich wieder ans Schneiden seiner Tomate. » Aber der Duft ist einfach da, verstehst du? «
» Dann stell dir wenigstens nicht vor, wie du mich verspeist « , bat ich ihn grinsend.
Während des Kochens schaffte es Milo, mich nicht anzuknabbern. Anschließend setzte er sich mit mir an den Tisch und sah mir beim Essen zu. Es war trotzdem schön, fast wie früher, als wir immer gemeinsam gegessen hatten. Mittlerweile sah er zwar nicht mehr aus wie mein Bruder und war es auch nicht mehr so richtig, aber wir waren immer noch eine Familie. Wir verwandelten uns nur gerade in eine völlig andere Art von Familie.
Kapitel 17
Vam p ire brauchen Sauersto ƒƒ , wenn auch nicht so viel wie Menschen. Mit möglichst wenig Sauerstoff auszukommen, ist für Vampire ein wichtiger Bestandteil ihres Arsenals – ein fast wörtliches Zitat von Jack, jedenfalls kam das Wort » Arsenal « in seiner Erklärung für die Übung an jenem Tag vor. Auch das Wort » Übung « stammte von Jack. Mir wurde an diesem Tag erneut bewusst, wie ernst er Milos Ausbildung nahm. In einer SMS hatte er mir erklärt, ich könne kommen, er sei aber mit Milo beschäftigt. Ezra sei nicht zu Hause, aber Mae würde sich über Gesellschaft freuen.
Jack holte mich ab und gab mir eine ultrakurze Erläuterung dessen, was er vorhatte, ehe er und Milo sich ihre Badehosen überzogen. In diesem Moment fiel es mir noch schwerer, den Sinn der » Übung « zu begreifen, denn Jack ohne Hemd war fraglos ein faszinierender Anblick, von Milo ganz zu schweigen. Ich hatte Milo den ganzen Sommer über in Badehose gesehen, doch zwischen dem Milo, der noch wenige Wochen zuvor im Wasser geplanscht hatte, und dem, der jetzt mit Jack trainierte, lagen Welten. Nun war er muskelbepackt und sah aus wie eine griechische Statue.
Milo musste als Vampir nicht mehr so viel atmen wie als Mensch, doch das hatte sein Körper noch nicht registriert. Jack hatte nun vor, ihn tauchen zu lassen, wie Peter es einst mit Jack gemacht hatte. Die ersten Male hatte Jack Panik geschoben, da er unterbewusst noch fürchtete, dass er ertrinken würde. Er empfahl mir deshalb, im Haus zu bleiben, damit ich keine Angst um Milo bekam. Also stand ich hinter der Terrassentür und starrte hinaus auf den schwarzen See. Der Mond war nicht zu sehen, und eine düstere Wolkendecke versperrte den Blick auf die Sterne.
Da die Terrassenbeleuchtung ausgeschaltet war, konnte ich den Holzsteg und den See nur schemenhaft sehen. Trotzdem glich das Wasser einem schwarzen Loch. Hin und wieder erhaschte ich ein Schimmern, doch Milo und Jack waren nicht wirklich auszumachen.
Neben mir saß Matilda und winselte aufgeregt. Jack hatte sie im Haus gelassen, weil sie sich (wie ich) leicht aufregte. Natürlich konnte Milo nichts passieren. So gut wie nichts in der Welt konnte ihm etwas anhaben und ganz sicher nicht dieser See. Doch dort war er fast gestorben, sogar sein Blut war noch auf dem Steg zu sehen. Mein Herz fühlte sich kalt an in meiner Brust.
» Es passiert ihm schon nichts « , beruhigte mich Mae zum siebenhundertsten Mal an diesem Abend.
Sie stand hinter mir, an den Türrahmen zum Esszimmer gelehnt, die Arme locker vor der Brust verschränkt. Da nebenan Nina Simone lief, hatte ich angenommen, sie liege auf dem Sofa und lese ein Buch.
» Ich weiß. « Ich dachte, ich hätte etwas gesehen, doch genauso schnell war es auch wieder verschwunden.
» Willst du die ganze Nacht da stehen bleiben? « Ihre Stimme klang ein wenig enttäuscht.
» Ich weiß nicht. « Ich wollte mich losreißen, wurde aber von dem unguten Gefühl beherrscht, dass in dem Moment, in dem ich mich abwandte, etwas geschehen würde. Als hätte der See etwas gegen Milo und wartete nur darauf, seine Mission zu vollenden, wenn ich nicht aufpasste.
» Weißt du
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