Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal

Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal

Titel: Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hocking Amanda
Vom Netzwerk:
Mutter größtenteils abgebrochen. Milo rief sie noch ab und zu an, aber wir hatten uns seither nicht mehr getroffen. Es war leichter für sie, wenn sie einfach ihr Leben weiterlebte, ohne zu wissen, was wir waren.
    Moms Haar war immer noch ein wuscheliges Durcheinander, aber sie hatte für die Beerdigung ein schwarzes Kostüm angezogen und leuchtend roten Lippenstift und dicken Eyeliner aufgetragen.
    » Milo?« Mom beugte sich ein wenig vor, als würde sie ihren Augen nicht trauen.
    » Hallo, Mom.« Milo schluckte und drückte meine Hand noch stärker. Sein Herz raste, wie meines auch.
    » Bist das wirklich du?« Sie streckte die Hand aus, als wolle sie ihn berühren, zog sie jedoch kurz vor seinem Gesicht wieder zurück und starrte ihn nur an. » Als du vorbeigegangen bist, dachte ich … Du siehst deinem Vater so ähnlich.« Mom sprach sonst nie über unseren Vater, außer manchmal, um zu sagen, dass er uns nie geholfen hatte.
    » Danke?«, erwiderte Milo unsicher.
    Hinter uns hatten sie den Sarg geschlossen und brachten ihn nun zum Leichenwagen hinaus. Die Beerdigung war offiziell zu Ende, und um uns herum verließen die Trauernden die Kirche, während wir regungslos stehen blieben.
    » Diese Privatschule muss dir guttun.« Mom konnte ihren Blick nicht von Milo wenden.
    » Ähm, ja«, stammelte Milo.
    Um seine plötzliche Abwesenheit zu erklären, hatte er Mom erzählt, er besuche jetzt eine Privatschule in New York. Von mir dachte sie, dass ich mit Jack zusammengezogen war, und das entsprach ja auch der Wahrheit.
    » Du bist wirklich groß geworden.« Ihre Stimme versagte. » Ihr beide seid groß geworden. Du siehst wirklich gut aus, Alice. Ihr seid hübsche junge Erwachsene geworden.« Über ihr Gesicht huschte ein trauriges Lächeln. » Ihr seid ohne mich erblüht.«
    » Mom, das stimmt nicht«, versuchte Milo, ihre Schuldgefühle zu dämpfen.
    » Seit wann bist du hier?«, fragte Mom im Glauben, er sei extra für die Beerdigung von New York hergeflogen.
    Ich sah, dass sie ein zusammengeknäultes Taschentuch in der Hand hielt, und wunderte mich, dass sie wegen Jane geweint hatte. Ich wusste nicht einmal, warum sie überhaupt hier war. Sie konnte Jane, glaube ich, ganz gut leiden, hatte sie aber nur sehr flüchtig kennengelernt.
    » Gestern«, setzte Milo die Lüge fort. » Ich wollte dich besuchen …«
    » Nein, nein, ist schon gut.« Mom schüttelte abwehrend den Kopf. » Deine Schwester brauchte dich.« Sie sah einen Augenblick weg und wandte sich dann zu mir. » Ich wollte dich letzte Woche anrufen und dir zu deinem Geburtstag gratulieren, aber ich glaubte, du würdest nicht abheben.«
    » Du hättest anrufen sollen«, sagte ich.
    » Hättest du denn geantwortet?«, fragte Mom spitz, und ich senkte den Blick. » Ich weiß, dass ihr jetzt euer eigenes Leben lebt. Ich wollte euch mit meiner Anwesenheit hier nicht stören …«
    » Aber du störst doch nicht«, sagte ich rasch. Ihr stiegen Tränen in die Augen. Sie war mir noch nie so verletzlich erschienen wie in diesem Moment. Betrunken, müde, gereizt – das waren ihre drei Normalzustände gewesen.
    » Jane war dir über die Jahre eine sehr gute Freundin, und ich wollte ihr dafür danken, dass sie sich so gut um dich gekümmert hat.« Mom tupfte sich dezent die Augen. » Es tut mir wirklich leid, dass du sie verloren hast, Alice.«
    » Danke«, sagte ich, unsicher, was ich hätte sonst sagen sollen.
    » Nun, ich will euch beide nicht länger aufhalten. Ich mache mich besser auf den Weg«, sagte Mom abrupt und wandte sich zum Gehen.
    » Mom, warte!« Milo ließ meine Hand los und lief zu ihr.
    Bevor sie reagieren konnte, umarmte er sie und drückte sie fest an sich. Ich hatte schon Angst, er könne ihr versehentlich wehtun, aber es schien ihr gut zu gehen, denn sie erwiderte dankbar seine Umarmung.
    » Ich hab dich lieb«, sagte Milo mit tränenerstickter Stimme.
    » Das weiß ich, Liebling. Ich hab dich auch lieb.« Mom rieb einen Augenblick seinen Rücken und löste sich dann aus seiner Umarmung.
    » Ich komme dich besuchen, bevor ich gehe«, versprach Milo schniefend. Sie legte ihm lächelnd die Hände auf die Wangen.
    » Das brauchst du nicht. Geh nur zurück zur Schule«, sagte Mom mit Tränen in den Augen. » Du brauchst eine gute Ausbildung, damit du ein anständiges Leben führen kannst. Das ist alles, was ich mir immer für euch gewünscht habe.« Sie ließ ihre Hände sinken und fügte mit einem traurigen Lächeln hinzu. » Pass auf deine

Weitere Kostenlose Bücher