Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal
Mörder ein Vampir ist, dass er die Mädchen mit einem Brandzeichen markiert und dass er gefasst werden will. Er möchte, dass die Leute wissen, dass es ein Vampir war, warum, weiß ich nicht. Er kannte Jane, aber ich weiß nicht einmal, ob es überhaupt ein er ist. Es könnte ebenso gut ein weiblicher Vampir sein. Oder eine Gruppe. Oder … sonst wer.«
» Du weißt nicht, warum er gefasst werden will?« Samantha musterte mich ernst.
» Nein. Ich habe keine Ahnung«, sagte ich.
Samantha fixierte mich noch einen Augenblick länger, schien sich dann aber mit meiner Antwort zufriedenzugeben. Sie sah zu Thomas hinüber, der ihr zunickte. Dane verdrehte stöhnend die Augen, was ich als gutes Zeichen interpretierte.
» Dann wollen wir eure Zeit nicht länger in Anspruch nehmen«, sagte Samantha knapp.
» Verzeiht die Störung«, fügte Thomas sarkastisch hinzu.
Dann wandten sich die drei zum Gehen. Dane fauchte im Vorbeigehen Bobby an, der erschrocken zusammenzuckte und sich dann über sich selbst ärgerte. Sobald sie das Haus verlassen hatten, rannte ich, dicht gefolgt von Bobby, zu Milo nach oben.
Er saß mit nacktem Oberkörper zusammengesunken an der Wand. Seine Augenlider waren halb geschlossen und eine Seite von ihm war geschwollen und wund. Sein linker Arm hing in einem seltsamen Winkel herab und die Haut drum herum war blass violett. Auch seine Wange war geschwollen und mit getrocknetem Blut verkrustet.
» Er ist okay«, sagte Jack, als ich neben Milo und ihm auf die Knie sank.
» Bist du sicher?«, fragte ich, schockiert darüber, wie schrecklich ein Vampir nach einem Kampf aussehen konnte. » Was haben sie nur mit ihm gemacht?«
» Milo? Kannst du mich hören?«, fragte Bobby. Mit Tränen in den Augen kauerte er neben Milo und wagte es nicht, ihn zu berühren.
» Wir sollten ihn schlafen lassen«, riet Jack. » Er hatte viele Knochenbrüche, und je mehr Verletzungen es sind, desto länger dauert die Heilung. Ich habe ihm ein wenig von meinem Blut gegeben, um sie zu beschleunigen. Er sollte bald wieder okay sein.«
» Soll ich ihm auch von meinem Blut geben?«, fragte Bobby schniefend und wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab.
» Nein, mein Blut ist stärker«, sagte Jack. » Es wird ihm bald besser gehen. Versprochen.«
» Oh mein Gott.« Ich atmete erleichtert auf und fuhr mir mit der Hand durchs Haar.
Milo war beinahe bewusstlos geprügelt worden, und das nur wegen mir, weil ich nicht aufgehört hatte, Janes Mörder zu jagen. Mir wurde übel bei dem Gedanken, doch wenn ich daran dachte, wie sich Jane gefühlt hatte, als sie starb, wusste ich, dass ich meine Suche nicht aufgeben konnte.
Kapitel 20
» Also?«, wandte sich Jack mir mit kühler, tonloser Stimme zu. » Was zum Teufel hast du getan?«
Als ich Milo ins Bett gebracht hatte und Bobby bei ihm Wache hielt, ging ich nach unten ins Wohnzimmer, wo Jack und Ezra auf mich warteten. Jack hatte sich angezogen und ging rastlos auf und ab. Draußen dämmerte es bereits, und durch die Terrassentür, die immer noch sperrangelweit offen stand, hatte der kalte Wind ein wenig Schnee hereingeweht, doch das schien niemanden zu stören.
Ich nahm auf dem Sofa Platz und Ezra setzte sich mir gegenüber in einen Sessel. Obwohl er von meinen Unternehmungen gewusst hatte, war es dennoch ein Fehler von mir gewesen, ihm nichts von den Vampirjägern zu erzählen. Jack weigerte sich, Platz zu nehmen, und ging stattdessen weiterhin mit verschränken Armen auf und ab.
» Was wollt ihr wissen?«, fragte ich und schluckte.
» Alles«, sagte Jack schlicht.
Ich atmete tief ein und erzählte alles von Beginn an. Ich erzählte ihnen sogar Dinge, die sie bereits wussten. Zum Beispiel, wie hilflos ich mich nach dem Angriff der Lykane fühlte und dass ich mir damals geschworen hatte, dafür zu sorgen, dass ich mich nie wieder so fühlen würde. Ich erzählte ihnen, wie es sich angefühlt hatte, Jane zu beißen, wie traurig und einsam sie gewesen war. Und wie sie mich von der Entziehungskur aus angerufen hatte, um mir zu sagen, wie dankbar sie mir für den Biss war und dass sie zum ersten Mal das Gefühl gehabt hatte, sie würde jemandem etwas bedeuten.
Ich erzählte ihnen sogar, was ich von Peter erfahren hatte, und dass ich es gefühlt hatte, als sie starb. Und wie ich praktisch sofort beschlossen hatte, das Monster zu fassen, das sie auf dem Gewissen hatte. Und ich erzählte, was ich alles unternommen hatte, um den Mörder zu finden. Dass Bobby mich dabei
Weitere Kostenlose Bücher