Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
Augenbraue hoch. Sein Atem ging flach.
Mit großer Mühe gelang es ihm, den Blick von mir abzuwenden. Er sah sich in der offen zugänglichen Küche demonstrativ um. Jede Minute konnten Milo und Bobby hereinschneien und Mae und Ezra mussten irgendwo im Haus sein.
»Wie du willst.« Ich zuckte die Schultern und tat, als sei nichts gewesen, obwohl ich wusste, dass er mein Herz ebenfalls rasen hörte. Der Schnitt war vollständig geheilt, das ausgetretene Blut getrocknet. Ich steckte mir den Finger in den Mund und leckte es ab.
»Du bist schrecklich.« Er schüttelte den Kopf und tat einen Schritt zurück, um Abstand zu mir zu gewinnen.
Sekunden später kamen Milo und Bobby aus der Garage. Sie betrachteten verwirrt das Obst auf der Arbeitsfläche. Dann verzog Milo das Gesicht, schnüffelte und bedachte mich mit einem bösen, aber irgendwie auch hungrigen Blick.
»Warum riecht es hier nach deinem Blut?«, wollte Milo mit einem Seitenblick auf Jack wissen.
»Ich habe mir in den Finger geschnitten«, seufzte ich und hielt das Messer hoch, auf dem noch ein paar Tropfen klebten. Auch die Arbeitsfläche war verschmiert. Ich wischte sie mit einem Lappen ab.
»Also wirklich, Alice.« Milo verdrehte die Augen. »Soll ich das für dich erledigen? Was hast du überhaupt vor?«
»Ich dachte, ihr esst nichts«, sagte Bobby.
»Ich dachte, du seist vielleicht hungrig«, antwortete ich. Milo, der bereits mit Obstschneiden beschäftigt war, sah mich überrascht an.
»Danke«, sagte Bobby und errötete leicht. Wie alle anderen hatte er wohl angenommen, dass ich ihn nicht besonders mochte.
»Milo hat immer für mich gekocht, wenn ich nach Hause kam«, sagte ich lahm.
Als ich mir das Haar hinter die Ohren steckte, fiel mein Blick auf Jack, der mich anlächelte. Er kannte meine wahren Beweggründe, schien sich aber zu freuen, dass ich freundlich zu Bobby war. Der Gedanke daran, dass Jack Bobby mochte, machte mich allerdings wieder wütend. Ich seufzte und lehnte mich gegen die Arbeitsplatte.
»Milo ist ein hervorragender Koch.« Bobby lächelte mich an, ehe er meinem Bruder einen schwärmerischen Blick zuwarf.
»Er wollte Koch werden«, sagte ich.
»Das kann ich immer noch.« Milo sah mich von der Seite an. »Ich bin ja nicht tot.« Jack musste lachen und Milo verdrehte wieder die Augen. »Ich habe jede Menge Zeit, alles zu werden, was ich will.«
Als er mit dem Schneiden der Früchte fertig war, holte er eine Schüssel aus dem Schrank und gab das Obst hinein. Bobby lächelte ihn dankbar an.
In diesem Moment knallte die Tür zu Maes und Ezras Zimmer. Es folgten laute Schritte und Mae sagte immer wieder das Wort »Nein«. Als sie in der Küchentür auftauchte, sah sie verstört aus. Sie hatte ihre honigfarbenen Locken zu einem unordentlichen Knoten aufgesteckt. Wangen und Augen waren rot vom Weinen und in der Hand hielt sie ein zusammengeknülltes Stück Stoff. Sie starrte uns finster an.
Kapitel 15
Ezra der Mae folgte, sah schon erheblich besser aus, doch sein Gesichtsausdruck war grimmig. Als er die Hand nach Mae ausstreckte, wich sie vor ihm zurück.
»Wo seid ihr gewesen?«, fragte Mae mit schriller Stimme. Bobby, der gerade seinen ersten Löffel Obstsalat kaute, schluckte ihn rasch herunter und brachte sich an Milos Seite in Sicherheit.
»Warum? Ist etwas passiert?«, fragte Jack vorsichtig.
»Beantworte einfach meine verdammte Frage!«, brüllte Mae, sodass wir alle zusammenzuckten. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt und einzelne Haarsträhnen klebten ihr an der tränenverschmierten Wange. »Ihr glaubt wohl, ihr könnt einfach kommen und gehen, wie es euch gefällt. Das ist kein Hotel. Wir sind eine Familie und das ist unser Zuhause!«
»Entschuldigung«, sagte ich unsicher. Ich sah Ezra Hilfe suchend an, doch da er den Blick auf Mae geheftet hatte, war von ihm kein Hinweis zu erwarten, was zum Teufel eigentlich los war.
»Ja, es tut uns wirklich leid«, sagte Milo, etwas aufrichtiger als ich.
»Wir wollten dir eigentlich Bescheid sagen«, erklärte Jack, »aber wir hatten es eilig.«
»Was war denn so wichtig, dass ihr mir nicht Bescheid geben konntet?« Mae starrte Jack an, der ihrem Blick auswich und schützend die Arme vor der Brust verschränkte. Er trat verlegen von einem Fuß auf den anderen und sah mich an, doch ich schüttelte den Kopf, denn ich fürchtete mich vor einer hysterischen Reaktion.
»Wir sind, äh, in die Disko gegangen, um nach ...« Kaum hatte er das Wort »Disko« ausgesprochen,
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