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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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wirklich nicht.«
    Axis starrte den Mönch wortlos an. Eine Mischung aus Ärger und Furcht zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, bis er dem Esel schließlich ins Hinterteil trat. »Dann reitet endlich los! Eine andere Möglichkeit bleibt Euch nicht!«
    Nun ließ der Krieger seinem Hengst die Zügel, und dieser schoß den anderen hinterher. Ogden und Veremund folgten ihm so rasch, wie die kurzen Beine ihrer Esel es vermochten. Nein, so hatten die Wächter sich das ganz gewiß nicht vorgestellt.
    Timozel wendete die Pferde von Merlion und Faraday, als er erkannte, daß die Truppe umkehrte. Gleichzeitig schrie er den Zofen zu, sie sollten ihnen folgen. Als das nicht schnell genug geschah, riß er sein Schwert aus der Scheide und schlug mit der flachen Seite auf die Hinterteile der Rösser ein. Das lange Haar fiel ihm dabei über die Augen. Immer wenn der Offizier nach vorn blickte, ballten sich die Sturmwolken noch grimmiger, noch dichter und schwärzer zusammen. Nie zuvor hatte er ein Unwetter erblickt, bei dem sich die Wolken dem heulenden Wind zum Trotz in eine andere Richtung bewegten. Rot, blau und silbern blitzte es überall auf.
    Erschrocken über die unerwartete Entwicklung krallte Faraday sich mit beiden Händen in der Mähne ihres Pferdes fest. Sie erinnerte sich an den zuckenden Blitz und den Donner in der vergangenen Nacht, nachdem die Wächter dem Himmel zugerufen hatten, daß sie wiedergekehrt seien. Ihr wurde klar, daß das Wettergrollen gestern und der Sturm heute zusammenhingen. »Axis, bitte, paßt auf Euch auf!« flüsterte sie, während sie sich an der Mähne ihres Rosses festzuhalten versuchte. »Nehmt Euch in acht!« Hinter ihr schlug Yr die Krallen in die Satteldecke, da sie sich kaum noch auf dem Rücken des wild scheuenden Pferds halten konnte. Das Wesen hatte die Lippen wie zu einem Fauchen zurückgezogen, und seine Augen strahlten blau. »Jack!« zischte die Katze, und ihre Augen blitzten auf. »Hilf uns! Steh uns bei!«
    Mittlerweile befanden sich große Teile der Truppe auf dem Weg zurück zu den Grabhügeln, und jeder Reiter war nun ganz auf sich allein gestellt. Dreieinhalbtausend Axtschwinger gaben ihren Pferden die Sporen, und aus dem ungeordneten Ritt entwickelte sich eine Stampede, zu der die Pack- und Ersatzpferde ihren Teil beitrugen. Die meisten von ihnen hatten sich losgerissen und galoppierten in die Richtung, in die ihre Panik sie gerade trieb. Faraday betete darum, daß ihr Roß nicht strauchelte oder stürzte. Hinter ihr ertönte ein gellender Schrei. Sie drehte sich kurz um und entdeckte eine der Zofen, die gerade unter den Hufen der folgenden Pferde verschwand. Faraday schrie nun ebenfalls und wollte der Dienerin zu Hilfe eilen, doch Timozel hielt immer noch ihre Zügel und zog sie erbarmungslos weiter mit.
    »Es ist zwecklos, Faraday!« brüllte er ihr zu. »Niemand kann noch etwas für sie tun. Rettet lieber Euer eigenes Leben!«
    Faraday hielt nach ihrer Mutter Ausschau. Merlion hielt sich mit bleicher Miene am Sattelknauf fest. Das Mädchen grub die Finger so tief in die Mähne, daß die Pferdehaare ihr ins Fleisch schnitten. Ohne es zu merken, schrie sie unentwegt.
    Ziemlich weit hinten in der wogenden, rasenden Menge gewann Axis endlich wieder die Herrschaft über seinen Hengst zurück. Er wendete Belaguez, um nach den beiden Mönchen zu sehen, aber was er hinter sich erblickte, vertrieb alle anderen Gedanken aus seinem Bewußtsein. Die Linie der kochenden, wütenden Wolken war viel, viel näher gekommen. Bedrohlich nahe. Im Zentrum des Sturms hatte sich ein gigantischer Kopf gebildet, der zwar an einen Menschen erinnerte, doch mit seiner weit vorgewölbten Stirn und der schnabelartigen Nase eher einem Raubvogel ähnelte. Aus den Wangen ragten zusätzlich zwei mörderische Hauer, die tückisch glitzerten, wenn das Gesicht sich suchend hierhin und dorthin wandte. Der Mund des Wolkenwesens stand offen, und eine viel zu lange Zunge schob sich über die Unterlippe, während wolfsartige Reißzähne aus dem Oberkiefer ragten. Die riesigen silbernen Augen lagen tief in den Höhlen, und die schuppige, ledrige Haut glich der einer Echse. Der Axtherr hatte in seinem ganzen Leben noch keinen so schaurigen Kopf erblickt.
    Und plötzlich fing das Gesicht an zu reden. Es hatte wohl gerade den einsamen Reiter auf dem grauen Hengst entdeckt, der hinter einer fliehenden Reiterschar herpreschte und zwei Männer auf Eseln im Schlepptau hatte.
    »Axis!« dröhnte die Stimme über die

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