Unter dem Zwillingsstern
Raum trug, »nur, da m it du später nicht ers c hrickst ich bin noch Jungfrau.«
»Ich weiß«, erwiderte er, und der Ärger über die s e lbstverständliche Arroganz, m it der er das sagte, steigerte ihre Erregung noch. Sie spürte Seide unter sich, und dann nichts m ehr außer Philipp und ihrem eigenen, m it jeder Sekunde neu erschaffenen Körper.
12. KAPITEL
Robert fand es übertrieben prinz i pienreiterisch von Carla, nur von ihrem selbst verdienten Geld leben zu wollen; er selbst h atte nie Skrupel gehabt, sich von anderen Leuten unterst ü tzen zu lasse n ; schließlich lieh er auch jedem etwas, der ihn darum bat. Sie brauchte sich wir k lich nicht auf eine so weit vom Zentrum entfernte Gegend einzulassen, dachte er, während er vor dem H a us, in d e m si e wohnte, auf sie wartete. Er wollte m it ihr alleine reden, und das ging beim Radio nicht, also hatte er beschlossen, sie abzuholen.
Sowie sie aus der Haustür trat und ihn ansah, be m erkte er die Veränderung. Monika hatte recht. » W e i ßt du«, sagte er zu ihr, während er versuchte, der plötzlichen Lee r e, der Galle in seinem Mund einen Sinn zu geben, »daß ich dich schon lange nic h t m ehr m it Brille im Freien g esehen habe?« Doch er k o nnte diese P ose nic h t a u frechterhalten.
»Ich hoffe, es war wenigstens erinnerungswürdig«, brach es aus ihm heraus. » W enn ich gewußt hätte, daß es genügt, dir einen Heiratsa n trag zu m achen, um dich d azu zu bringen, sich dem Nächstbesten an den H als zu werfen, dann hätte ich das schon lange getan!«
Er war noch nie so wütend auf s i e gewesen, nicht während ihrer Kindheit und nicht während der Streit e reien in Lubeldorf. Ihre gute Laune verließ sie augenblicklich.
»Erstens war es nicht der Nächstbeste, und zweitens, was gibt dir eigentlich das Recht, mir Vorhaltungen zu machen? Du nimmst dir alles und jeden, der d i ch haben will!«
In ei s i gem Schweigen legten s i e di e näch s t en Meter bis zur Tra m bahnhaltestelle zurück. Robert sagte sich, daß es nicht die Tatsache an sich war, die ihn so aufbrac h te, sondern der U m stand, daß sie ihn zurückgewiesen und es u n m ittel b ar d anach getan hatte, aber d as half nicht. All das Gerede von wegen Gefahr für ihre Freundschaft, und dann ging sie m it einem Beliebigen… Nein, es mußte je m a nd sein, den sie bereits kannte. Nicht der Näc h stbeste. W er als o ?
Die übrigen Leute, die m it ihnen auf die nächste Straßenbahn warteten, fuhren zusamm e n, als er plö t zlich ausrief: »Grundgütiger! Es war Philipp der Hai, stimmt’s? Also, m ittlerweile solltest du wirklich über deinen Vaterko m plex…«
»Er ist bloß neun Jahre älter a l s ich, und wenn einer von uns einen Vaterko m plex hat, dann bist du d a s! Ich hoffe nur, der ar m e Peter weiß, worauf er sich da eingelassen hat!«
Der trübe Herbst m orgen war für ei n e Reihe von Berli n ern, d ie fasziniert zuhörten, weniger eintönig geworden; nur einer fühlte sich nicht unterhalten, sondern gestört und m urrte: »Sie, Fräulein, schrein Se nich so in aller Frühe, det hält doch keen Mensch aus!«
Zur hei m lichen Enttäuschung einiger U m stehender versanken der große junge Mann und das rothaarige Fräulein daraufhin in erneutes brütendes S chweigen, und daran änderte s i ch auch nichts, als sie in die Bahn einstiegen und nebeneinand e r Platz n ah m en, sich aber ansonsten tunlichst ignorierten.
In Carla kochte es. W i e kam Robert dazu, sich so aufzufüh r en, m it seinen Affairen, d i e er ihr stän d i g aufhalste? Und wie kennzeic h nend, daß er annah m , sie hätte diesen Schritt seinetwegen getan. Die Männer waren alle Ego m anen.
Zu m i ndest war es ihr gestern g e lu n gen, Philipp in seiner E g o m anie nicht auch n och zu bestätigen. In Wahrheit hätte sie hinterher gerne noch m it ihm gesprochen, um ihn näher kennenzulernen, diesen Mann, der ihr so widersprüchliche Frag m ente seiner selbst zeigte, aber sie eri n nerte s i ch n och zu gut an das, was Robert über Männer und Frauen gesagt hatte, und außerdem wollte sie Philipp etwas verunsichern und in Ruhe über dieses erstaunliche Erlebnis nachdenken. Also verschwand sie sobald wie möglich ins Badezim m er, um sich zu waschen und wieder anzuziehen. Zum Glück hatte sie nicht sehr heftig geblutet, aber ihre Unte r lip p e war wie d er aufgeplatzt, und deswegen s ah Philipp auch am ganzen Oberkörper und im Gesicht aus wie ein Indianer in Kriegsbe m alung,
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