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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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»Genau das«, be m erkte sie strahlend, »ist m eine Meinung zum Ausgang der letzten W ahlen. Diese besondere Glückssträhne scheint da m it ausgeschöpft worden zu sein, denn nach den Zeitungsberichten der letzten Tage weigert sich Hindenburg weiterhin standhaft, Hitler in die Regierung einzubinden. Könnte es sein, daß die NSDAP ihren Höhepunkt ber e its über s chritten hat, Philip p ? «
    »Ich glaube«, entgegnete er, und e i ne kleine Flamme brannte in seinen Augen, »es ist Z eit für die b eiden G e s c h icht e n.« Er schaute von ihr zu Robert, dann wieder zu ihr. »Märchen sollen f ür Kinder ganz instru k tiv sein. Al s o, m ein Kind, willst du im m er noch wissen, wie ich verletzt wurde?«
    Ohne ihre Antwort a b z u warten, fuhr er fort: »Die eine Möglichkeit ist die, daß ich, sagen wir, eine Lektion finanzierte, die je m and e m erteilt werden m ußte. B e dauerlicherweise er w ies sich d ie s er Je m and undankbar für die gute Lehre, als er herausfand, von w e m sie ka m , und glaubte, sich m it ein paar Freunden revanchieren zu m üs s en. Die andere Möglichkeit ist und du wirst m i r zustimmen, es entspricht m einen G e wohnheiten -, daß ich zu einer Hure ging und offenbar einem anderen ihrer Freier im W eg war. Du weißt ja, es war Dienstag.«
    Robert le g t e seine Gab e l m it dem letzten W eißwurststück f ort. Er neigte sonst nicht dazu, von Schlägereien zu phantasieren, und durch den natürlichen Vorteil, den ihm seine Größe und seine S t atur verlieh, ka m en auch die Leute, die er wütend m achte, n i e auf die Idee, ihn körperlich anzugreifen. Aber nun wünschte er sich er n sthaft, genug Erfahrung in dieser Richtung zu haben, um Philipp wenigste n s einen gezielten Hieb auf das Kinn versetzen zu können.
    Er hatte seine eigene Meinung über Carlas beste bisherige D arstellung, aber noch nie war er so stolz auf sie gewesen wie jetzt, als sie Philipp die Genugtuung nicht gönnte, i r gendeine andere Reaktion zu zeigen als d ie, langsam das Glas leerzutrinken, das sie in der Hand hielt.
    »Komm«, sagte Robert leise. » D anke für die Gastfreundschaft, Herr Bachmaier, aber unser Zug fährt bald ab. W i r m üssen gehen.«
    »Lassen Sie sich nicht aufhalt e n. Aber vorher w üßte ich noch gerne, wie Carla zu d er F rage von P r imiti v ität o d er Alltä g lichkeit u n seres vorhergehenden Gesprächsthe m a s steht.«
    Das war ein Fehler, m ein Lieber, dachte Robert, noch ehe P hilipps nun offen h öhnische Stimme verklungen war. Du hast den Bogen überspannt. Carla stand auf, und Robert wußte bereits, was sie sagen würde, noch ehe sie es aussprach, also behielt er Philipp im Auge.
    » W oher soll ich das wissen, Phili p p?« f ragte Carla gl e ic h gültig.
    »Um Eifer s ucht zu e m pfinden, m üß t e ich je m anden lieben.«
    Der ohn m ä c htige Zorn, der sich auf Philipps G esic h t abzeichnete, ehe seine gewohnte Maske wieder an ihren Platz rückte, war für Robert höchst befriedigend, aber Car l a sah davon nichts m ehr. Sie hatte Philipp den Rücken zugewandt und verließ die Küche, ohne sich noch ein m al u m zuschauen.
    »Auf W i edersehen, Herr Bach m ai e r«, sagte Robert fröhlich und f olgte ihr.
     
    In W irklichkeit m ußten sie eine Weile auf dem Bahnhof warten, nachdem Philipps Chauffeur sie dort abgesetzt hatte. Robert war vor zwei Tagen gekom m en, ein m al h a uptsächlich von Schuldgefühlen getrieben, weil er Dr. Gold m ann se i t m ehr als einem Jahr nicht m ehr gesehen hatte, und weil er nie widerstehen konnte, seinen E r folg e i nem so dankbaren Publikum zu präsentieren. A ber die Erinnerungen stiegen auch dies m al w i eder auf, und Dadas betuliche Art ihm gegenüber erinnerte ihn unangenehm a n etwas, dem er gerade entko mm en wollte: dem Probl e m seiner E h e.
    » W ieso hast du eigentlich kein Gepäck dabei?« fragte Carla, die noch etwas Zeit brauchte, um sich zu beruhigen, während um sie herum die Ansagen widerhallten.
    » W ieso sollte ich? Dada bewahrt im m er noch einen Teil von m einen Sachen hier auf. Carla«, Robert schöpfte tief At e m , » i ch weiß nicht, was ich m it Monika m achen soll.«
    »Ich weiß nicht, warum du sie überhaupt geheiratet hast.«
    »Das habe ich dir doch schon m al erklärt. Schau, du hast im m e r nur eine Seite an ihr gesehen. Das Problem ist, sie liebt m i ch wirklich, und be i dem e m otionalen Ei ss chrank, der sich als i h re Fa m ilie bezeich n et, bin ich wohl der er s t e, d er ihr g ege n

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